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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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den drei Tagen zog er in ein Motel in der Innenstadt von Houston. Aber er besuchte uns jeden Abend, und wir begannen, auch einige unserer Freunde einzuladen.«
    »Ich war der Architekt, der bei den Greenwalds ein Schlafzimmer angebaut hatte«, warf Antonio ein. »Als Martin mich einlud, dachte ich, er wolle, dass ich so eine Art Prediger kennen lerne. Eines Abends bin ich hingegangen und dort dem Traveler begegnet. Das Wohnzimmer war voller Leute, und ich drückte mich in einer Ecke herum. Der Traveler schaute mir zwei Sekunden lang in die Augen, und das veränderte mein Leben. Ich hatte das Gefühl, endlich jemand gefunden zu haben, der all meine Probleme wirklich verstand.«
    »Wir haben erst viel später erfahren, was es mit den Travelern auf sich hat«, sagte Joan. »Martin nahm per Internet Kontakt mit Leuten auf, die ihm von geheimen Webseiten erzählten. Man muss über die Traveler vor allem wissen, dass jeder von ihnen anders ist. Sie stammen aus verschiedenen Kulturen, gehören verschiedenen Religionen an. Die meisten reisen nur in eine oder zwei Sphären. Und nach ihrer Rückkehr in diese Welt interpretieren sie ihre Erlebnisse unterschiedlich.«
    »Unser Traveler hatte die Zweite Sphäre der hungrigen Geister besucht«, berichtete Martin. »Was er dort sah, ließ ihn begreifen, wieso die Menschen sich so verzweifelt bemühen, den Hunger in ihrer Seele zu stillen. Sie suchen ständig nach neuen Dingen oder Erfahrungen, die ihnen aber nur für kurze Zeit Zufriedenheit verschaffen können.«
    »Das System macht uns unzufrieden und ängstlich«, sagte Antonio. »Es hat den Zweck, uns Gehorsam zu lehren. Mir wurde immer klarer, dass ich durch all die Dinge, die ich kaufte, kein bisschen glücklicher wurde. Meine Kinder hatten Probleme in der Schule. Meine Frau und ich waren kurz davor, uns scheiden zu lassen. Manchmal wachte ich mitten in der
Nacht auf und dachte an die Höhe meiner nächsten Kreditkartenabrechnung.«
    »Der Traveler gab uns das Gefühl, dass unsere Lage nicht ausweglos war«, erklärte Rebecca. »Er sah uns an – eine Gruppe völlig normaler Menschen – und half uns zu erkennen, wie wir unser Leben zum Besseren ändern konnten.«
    Martin nickte bedächtig. »Unsere Freunde sprachen mit ihren Freunden und binnen einer Woche kamen ein Dutzend Familien regelmäßig zu uns ins Haus. Dreiundzwanzig Tage, nachdem er am Highway aufgetaucht war, verabschiedete sich der Mann von uns und verschwand.«
    »Nachdem er weg war, erschienen vier Familien nicht mehr bei den Treffen«, sagte Antonio. »Ohne seine Präsenz schafften sie es nicht, mit ihren alten Gewohnheiten zu brechen. Dann erfuhren ein paar von uns aus dem Internet, dass die Traveler einen mächtigen Feind namens Tabula hatten. Einen Monat später waren nur noch fünf Familien übrig. Das war die Keimzelle unserer Gemeinschaft.«
    »Wir wollten nicht in einer sterilen Welt leben, aber wir wollten auch nicht auf alle Errungenschaften des technischen Fortschritts verzichten«, erläuterte Martin. »Unserer Gruppe schwebte eine Mischung aus High-tech und Low-tech vor. Es ist unsere Variante des Dritten Wegs. Wir legten unser Geld zusammen, kauften dieses Gelände und zogen her. Das erste Jahr war schrecklich. Wir hatten Schwierigkeiten mit dem Bau der Windturbinen, durch die wir unseren Strom selbst erzeugen wollten. Antonio war der große Held. Er hat nicht eher geruht, bis die Generatoren endlich liefen.«
    »Nach einem Jahr waren nur noch vier Familien übrig«, sagte Rebecca. »Martin überredete uns, zuerst das Gemeinschaftszentrum zu bauen. Mit Hilfe von Satellitenverbindungen waren wir in der Lage, das Internet zu nutzen. Inzwischen betreiben wir die Technik-Hotlines verschiedener Firmen. Das ist unsere wichtigste Einkommensquelle.«

    »Jeder Erwachsene in New Harmony muss fünf Tage die Woche je sechs Stunden arbeiten«, sagte Martin. »Man kann im Gemeinschaftszentrum arbeiten oder in der Schule oder in den Gewächshäusern. Etwa ein Drittel unserer Lebensmittel, vor allem Gemüse und Eier, produzieren wir selbst, den Rest kaufen wir. Es gibt bei uns keine Verbrechen. Es gibt keine Hypotheken oder andere Bankschulden. Und wir genießen den größten Luxus überhaupt: viel Freizeit.«
    »Und was fangen Sie mit all der Freizeit an?«, fragte Maya.
    Joan stellte ihr Glas ab. »Ich wandere oft mit meiner Tochter. Sie kennt jeden Weg und Steg hier in der Gegend. Und ein paar von den Jugendlichen geben mir Unterricht im

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