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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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unsere Mühsal mit uns zu teilen.«
    Hollis hob den rechten Arm und machte eine Geste, die besagte: Komm mit mir. Vicki wusste, dass sie vor der wichtigsten Entscheidung ihres Lebens stand. Sie sah ihre Mutter an. Josetta weinte.
    »Gib mir deinen Segen«, flüsterte Vicki.
    »Geh nicht. Man wird dich töten.«
    »Es ist mein Leben, Mutter. Meine eigene Entscheidung. Du weißt, dass ich nicht bei euch bleiben kann.«
    Josetta, die noch immer weinte, umarmte ihre Tochter und drückte sie fest an sich. Alle Augen waren auf Vicki gerichtet, als sie nach vorn zu Hollis ging.
    »Lebt wohl«, sagte sie zu der Gemeinde. Sie war über ihre Stimme erstaunt, denn sie klang entschlossen und selbstbewusst. »Möglicherweise werde ich einige von euch in den nächsten Wochen um Unterstützung bitten. Kehrt heim und betet. Entscheidet selbst, ob ihr uns beistehen wollt.«
    Hollis griff nach ihrer Hand, und sie liefen rasch durch die Sakristei nach draußen. In der Gasse neben der Kirche stand ein Pick-up mit Campingaufsatz. Als sie eingestiegen waren, zog Hollis eine Pistole unter dem Hosenbund heraus und legte sie neben sich auf den Sitz. »Gegenüber vom Haupteingang steht ein Wagen mit zwei Tabula«, erklärte er. »Hoffentlich
sind das die einzigen hier in der Nähe.« Langsam fuhr er die Gasse entlang, die in eine ungepflasterte Versorgungsstraße zwischen den Rückseiten zweier Häuserreihen mündete. Nach mehrmaligem Abbiegen erreichten sie eine Asphaltstraße etliche Häuserblocks von der Kirche entfernt.
    »Alles okay?« Vicki warf Hollis einen Seitenblick zu. Er lächelte.
    »Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit drei Splicern, aber das erzähle ich dir später. In den letzten Tagen bin ich viel in der Stadt herumgefahren und habe die Internetcomputer in Büchereien benutzt. Ich stehe in Kontakt mit einem französischen Harlequin namens Linden. Er ist der Freund von Maya, der mir das Geld geschickt hat.«
    »Wer gehört alles zu der Armee, von der du gesprochen hast?«
    »Außer uns beiden momentan nur Maya und Gabriel. Die beiden sind wieder in Los Angeles. Aber das Wichtigste weißt du noch gar nicht …« Hollis schlug mit der Faust an das Lenkrad. »Gabriel hat die Grenzen überwunden. Er ist jetzt ein Traveler. Ein echter Traveler.«
    Vicki schaute hinaus auf den Verkehr, als sie auf die Stadtautobahn abbogen. Tausende von Menschen, jeder für sich allein in einer Blechkiste auf Rädern. Die Bürger starrten auf die Stoßstange des Wagens vor ihnen, hörten das Radiogedudel und glaubten, es gebe keine andere Wirklichkeit außer diesem Ort zu dieser Zeit. Für Vicki dagegen hatte sich alles verändert. Ein Traveler hatte die Ketten gesprengt, welche die Menschheit an diese Welt fesselten. Die Stadtautobahn, die Autos und deren Fahrer waren nicht die endgültige Antwort, nur eine denkbare Alternative.
    »Danke, dass du in die Kirche gekommen bist. Das war ziemlich riskant.«
    »Ich wusste, dass du dort sein würdest, und habe mich an die Gasse erinnert. Außerdem brauchte ich die Erlaubnis der
Gemeinde. Ich war überzeugt, dass die meisten auf meiner Seite sein würden.«
    »Von welcher Erlaubnis redest du?«
    Hollis lehnte sich lachend zurück. »Wir verstecken uns in Arcadia.«
    Arcadia war ein Freizeitcamp der Kirche in den Malibu Hills nordwestlich von Los Angeles. Die Gemeinde hatte vierzig Morgen Land von einer Weißen namens Rosemary Kuhn geerbt, die oft und gern in der Kirche der Jonesies mitgesungen hatte. Sowohl Vicki als auch Hollis waren als Kinder regelmäßig in Arcadia gewesen, hatten Wanderungen unternommen, im Pool gebadet und an den Samstagabenden am Lagerfeuer Lieder gesungen. Vor ein paar Jahren war der Brunnen des Camps versiegt, und das Ordnungsamt hatte es aufgrund von Verstößen gegen verschiedene Bestimmungen geschlossen. Die Jonesies wollten seitdem den Besitz verkaufen, aber es lief noch ein Prozess, weil Rosemary Kuhns Kinder das Grundstück für sich beanspruchten.
    Hollis fuhr auf der Route 1 die Küste und dann den zweispurigen Highway entlang, der durch den Topanga Canyon führte. Nachdem sie am Postamt von Topanga links abgebogen waren, wurde die Straße, von Eichen und dichtem Gebüsch gesäumt, schmal und sehr steil. Schließlich kamen sie unter einem hölzernen Bogen hindurch, an dem ein kaputtes Schild mit der Aufschrift CADIA hing. Sie erreichten den Bergrücken. Ein langer, unbefestigter Weg, der vom Regen ausgewaschen war, führte zu einem Schotterparkplatz.
    Die Anlage

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