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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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des Camps hatte sich in den letzten zwanzig Jahren nicht verändert. Es gab getrennte Schlafsäle für Frauen und Männer, einen Swimmingpool mit Umkleidekabinen, einen Wassertank und ein großes Haupthaus für die Mahlzeiten und Gottesdienste. Die lang gestreckten weißen Gebäude hatten rote Ziegeldächer in spanischem Stil. Die Beete und der Gemüsegarten, früher von den Jonesies sorgfältig gepflegt,
waren mittlerweile von Unkraut überwuchert und sämtliche Fenster zu Bruch gegangen. Überall lagen Bierdosen herum. Von der Anhöhe aus sah man in einer Richtung Berge und in der anderen den Pazifik.
    Vicki dachte schon, sie wären allein hier, aber dann kamen Maya und Gabriel aus dem Haupthaus, um sie zu begrüßen. Maya sah aus wie immer: stark und angriffslustig. Vicki musterte Gabriel, suchte nach Veränderungen in seinem Äußeren. Sein Lächeln war dasselbe geblieben, aber sein Blick kam ihr durchdringender vor. Sie war ein bisschen nervös, bis Gabriel hallo sagte und sie umarmte.
    »Wir haben uns Sorgen um dich gemacht. Schön, dass du hier bist.«
    Hollis hatte in einem Laden für Armeezubehör Feldbetten und Schlafsäcke erstanden. In der Küche des Haupthauses befanden sich schon ein Campingkocher, Wasserflaschen und Lebensmitteldosen. Sie fegten mit alten Besen einen Teil des Bodens sauber und setzten sich an einen der langen Tische. Maya schaltete ihren Laptop ein und zeigte ihnen Informationen über amerikanische Verkehrstote, die etwa in ihrem Alter gewesen waren. In den nächsten Wochen würde sie die Geburtsurkunden der Toten, dann Führerscheine und Pässe auf deren Namen erhalten, anschließend nach Mexiko fahren und sich dort ein sicheres Versteck suchen.
    »Ich will auf keinen Fall in einem mexikanischen Knast landen«, meinte Hollis. »Wenn wir das Land verlassen, brauchen wir genug Geld.«
    Maya berichtete, dass Linden mehrere tausend Dollar in einer antiken Buddhastatue nach Amerika geschmuggelt hatte. Das Paket mit der Statue wurde von einem Kunsthändler in West Hollywood aufbewahrt. Für jemand, nach dem die Tabula suchten, war es allerdings gefährlich, das Paket abzuholen. Hollis bot an, Maya zu begleiten.
    »Ich kann Gabriel nicht allein lassen.«

    »Das geht schon in Ordnung«, sagte Gabriel. »Niemand weiß, dass ich hier bin. Und selbst wenn die Tabula anrücken sollten, müssten sie die lange Straße raufkommen, und wir würden sie rechtzeitig sehen.«
    Der Harlequin änderte während des Mittagessens zweimal seine Meinung, kam dann aber endgültig zu dem Schluss, dass sie das Geld unbedingt brauchten. Vicki und Gabriel sahen vom Parkplatz aus Hollis’ Pick-up nach, als er den Hügel hinabfuhr.
    »Was hältst du von Maya?«, fragte Gabriel.
    »Sie ist sehr mutig.«
    »Ihr Vater hat sie mit ziemlich rabiaten Trainingsmethoden zum Harlequin ausgebildet. Ich glaube nicht, dass sie irgendwem vertraut.«
    »Der Prophet hat einmal einen Brief an seine zwölf Jahre alte Nichte Evangeline geschrieben. Er sagte, dass wir als kleine Kinder von unseren Eltern Teile einer Rüstung erhalten, der wir in unserer Jugend noch weitere hinzufügen. Wenn wir dann erwachsen sind, passen die verschiedenen Teile nicht zusammen und schützen uns nicht vollständig.«
    »Maya ist verdammt gut geschützt.«
    »Ja. Aber darunter ist sie wie wir alle. Wir sind alle gleich.«
    Vicki fegte den Boden des Haupthauses gründlich sauber. Ab und zu warf sie einen Blick hinaus zu Gabriel, der auf dem Parkplatz hin und her lief. Der Traveler wirkte unglücklich. Er schien angestrengt nachzudenken, ein Problem lösen zu wollen. Vicki wollte, nachdem sie mit Fegen fertig war, gerade die Tische abwischen, als Gabriel in der Tür erschien.
    »Ich habe beschlossen hinüberzuwechseln.«
    »Wieso ausgerechnet jetzt?«
    »Ich muss meinen Bruder Michael finden. Ich habe ihn an der Feuergrenze knapp verpasst, und vielleicht befindet er sich ja in einer der Sphären.«
    »Glaubst du, dass er den Tabula bei irgendetwas hilft?«

    »Ja, genau das befürchte ich. Möglicherweise zwingen sie ihn dazu.«
    Sie folgte Gabriel in den Schlafsaal für Männer und beobachtete, wie er sich mit ausgestreckten Beinen auf eines der Feldbetten setzte. »Soll ich dich allein lassen?«, fragte sie.
    »Nein, nicht nötig. Mein Körper bleibt hier. Keine Flammen oder Engel.«
    Gabriel umklammerte den Griff des Jadeschwerts mit beiden Händen und machte mehrere lange, tiefe Atemzüge. Plötzlich ließ er seinen Oberkörper nach hinten fallen.

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