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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Harlequin namens Maya gemeinsame Sache gemacht hatte. Die Gemeindemitglieder starrten Vicki an und brachten während
der öffentlichen Bekenntnisse ihre Befürchtungen zum Ausdruck.
    Diese Bekenntnisse, eine Mischung aus gewissen Ritualen der Baptisten und der Quäker, waren ein fester, einzigartiger Bestandteil der Gottesdienste bei den Jonesies. An diesem Morgen begann es wie üblich. Zuerst hielt Reverend J.T. Morganfield eine Predigt über das Manna in der Wüste, eine Speise, die Gott nicht nur den Israeliten, sondern jedem wahren Gläubigen zugedacht hatte. Dann stimmte eine dreiköpfige Band einen schwungvollen Gospelrhythmus an, und die Gemeinde sang dazu »Call Your Faith Forward«, eine klassische Hymne der Jonesies. Am Ende jeder Strophe erhob sich einer der Anwesenden und sprach aus, was ihm auf der Seele lag.
    Fast jeder erwähnte Vicki Fraser. Man war in Sorge um sie. Man hatte Angst, aber man wusste, dass Gott sie beschützen werde. Vicki blickte stur geradeaus und versuchte, nicht peinlich berührt zu wirken. Die unausgesprochene Botschaft der Leute war, dass sie es sich selbst zuzuschreiben hatte, weil sie an Schuld nicht abbezahlt glaubte. Noch eine Strophe. Ein Bekenntnis. Eine Strophe. Ein Bekenntnis. Am liebsten wäre sie aufgestanden und hinausgelaufen, aber sie wusste, dass die gesamte Gemeinde ihr folgen würde.
    Als der Gesang wieder einmal anschwoll, ging die Tür zur Sakristei auf, und Hollis Wilson trat ein. Alle hörten abrupt zu singen auf, aber das schien ihn nicht zu beeindrucken. Er stellte sich vor die Gemeinde und zog aus der Innentasche seiner Jacke ein in Leder gebundenes Exemplar der Gesammelten Briefe von Isaac T. Jones .
    »Ich will ein Bekenntnis ablegen«, begann Hollis. »Ich habe euch allen etwas mitzuteilen: In seinem vierten Brief aus Meridian, Mississippi, schreibt der Prophet, dass es keinen wahrhaft gefallenen Menschen gibt. Jeder noch so erbärmliche Sünder hat die Wahl, zu Gott und in den Kreis der Gläubigen zurückzukehren.«

    Hollis blickte Reverend Morganfield an, und der Pastor erwiderte fast reflexartig: »Amen, Bruder.«
    Alle Anwesenden atmeten tief durch und entspannten sich etwas. Ja, da vorne beim Altar stand ein gefährlicher Mann, aber sie waren mit seiner Form des Bekenntnisses vertraut. Hollis richtete seinen Blick auf Vicki und nickte kaum merklich, wie um ihr zu zeigen, dass es eine Verbindung zwischen ihnen gab.
    »Vor vielen Jahren bin ich vom rechten Pfad abgekommen«, fuhr Hollis fort. »Ich habe die Sünden der Zügellosigkeit und des Ungehorsams begangen. Ich entschuldige mich bei jedem, den ich gekränkt oder verletzt habe, aber ich bitte nicht um Vergebung. Denn im neunten Brief verkündet Isaac Jones, dass nur Gott Vergebung erteilen kann – und sie wird jedem Mann und jeder Frau gleichermaßen zuteil, ungeachtet der Hautfarbe oder Nationalität.« Hollis schlug das grüne Buch auf und las eine Passage vor: »Wir, die wir vor Gott gleich sind, sollten auch vor den Menschen gleich sein.«
    »Amen«, sagte eine alte Frau.
    »Ich bitte auch nicht um Vergebung dafür, dass ich mich gemeinsam mit einem Harlequin gegen die Tabula erhoben habe. Zu Anfang tat ich es gegen Bezahlung – so wie ein Auftragsmörder. Aber inzwischen sind mir die Augen geöffnet worden, und ich weiß um die Macht der Tabula und ihre Absicht, das Volk des Neuen Babylons zu unterjochen.
    Viele Jahre hindurch ist diese Glaubensgemeinschaft wegen der Frage nach der Berechtigung von Schuld nicht abbezahlt gespalten gewesen. Ich halte diesen Streit mittlerweile für bedeutungslos. Zachary Goldman, auch genannt Lion of the Temple, ist gemeinsam mit dem Propheten in den Tod gegangen. Das ist unstrittig. Viel wichtiger ist das Böse, das jetzt , in diesem Moment geschieht, die Bestrebung der Tabula, sich an der Menschheit zu versündigen. Um mit den Worten des Propheten zu sprechen: ›Die Gerechten müssen den Drachen bekämpfen
 – sowohl in der Finsternis als auch am helllichten Tag.‹«
    Vicki schaute sich um. Hollis hatte einige Gemeindemitglieder für sich gewonnen, Reverend Morganfield jedoch eindeutig nicht. Einige ältere Frauen und Männer beteten nickend und flüsterten dabei »Amen«.
    »Wir müssen die Harlequins und ihre Verbündeten nicht nur durch unsere Gebete unterstützen, sondern auch durch unsere Söhne und Töchter. Darum bin ich heute hier. Unsere Armee braucht die Hilfe von Victory From Sin Fraser. Ich bitte Victory, sich uns anzuschließen und

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