Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
einer Band namens Funkadelic. »Kein Problem!«, brüllte er – und die Musik trieb sie voran durch die endlose Landschaft.

FÜNFUNDFÜNFZIG
    E s war kurz vor Mitternacht, als Gabriels Körper in das Forschungszentrum gebracht wurde. Ein Wachmann klopfte an die Tür von Dr. Richardsons Zimmer im Verwaltungsgebäude und bat ihn, sich anzuziehen und mitzukommen. Der Neurologe steckte ein Stethoskop ein und wurde dann hinaus auf das Karree geführt. Es war eine kalte, wolkenlose Herbstnacht. Das von innen beleuchtete Grab schien wie ein riesiger Würfel in der Dunkelheit zu schweben.
    Am Eingangstor standen ein Krankenwagen und ein schwarzer Minivan. Dr. Richardson und sein Bewacher folgten den beiden Fahrzeugen wie Teilnehmer einer Beerdigung dem Leichenwagen. Als das genetische Forschungslabor erreicht war, stiegen zwei Mitarbeiter der Stiftung zusammen mit einer jungen afroamerikanischen Frau aus dem Minivan aus. Der jüngere der beiden Männer stellte sich als Dennis Prichett vor. Er war für die Überführung verantwortlich und sehr darauf bedacht, keine Fehler zu begehen. Der ältere der beiden hatte stacheliges Haar und ein schlaffes, verlebtes Gesicht. Prichett nannte ihn mehrmals »Shepherd«, so als wäre das sein ganzer Name. Shepherd hatte eine schwarze Metallröhre über der Schulter hängen und hielt ein in einer Scheide steckendes japanisches Schwert in der Hand.
    Die junge schwarze Frau starrte Dr. Richardson an, aber er wich ihrem Blick aus. Er spürte, dass sie nicht freiwillig mitgekommen war, aber es stand nicht in seiner Macht, ihr zu helfen. Sollte sie ihm »Bitte, helfen Sie mir« zuflüstern, müsste er
eingestehen, dass auch er ein Gefangener war – und außerdem ein Feigling.
    Prichett öffnete die hintere Tür des Krankenwagens. Dr. Richardson sah, dass Gabriel Corrigan auf einer Rolltrage lag und mit den breiten Stoffgurten festgeschnallt war, die man in der Notaufnahme eines Krankenhauses bei gewalttätigen Patienten benutzte. Gabriel war bewusstlos. Als die Tragbahre aus dem Wagen gezogen wurde, schlenkerte sein Kopf hin und her.
    Die junge Frau wollte zu Gabriel gehen, aber Shepherd hielt sie zurück. »Lass das«, sagte er. »Er muss schnellstens nach drinnen.«
    Sie rollten die Trage hinüber zum Gebäude des genetischen Forschungslabors, kamen aber nicht durch die Tür. Keiner der Anwesenden hatte einen Protective-Link-Chip implantiert, der es ihnen ermöglichte, das Gebäude zu betreten. Prichett rief per Handy jemand von der Sicherheitsabteilung an. Nachdem die Gruppe ein paar Minuten draußen in der Kälte gestanden hatte, sorgte schließlich ein in London vor einem Computer sitzender Techniker dafür, dass die Tür aufging. Prichett schob die Trage ins Gebäude, und die anderen folgten ihm.
    Seit Richardson zufällig den Laborbericht über die hybriden Tiere gelesen hatte, war er neugierig, wie es in dem streng abgeschirmten genetischen Forschungslabor aussah. Die Räume im Erdgeschoss beeindruckten ihn allerdings wenig. Neonröhren an den Decken. Kühlschränke und Labortische. Ein Elektronenmikroskop. Es roch nach Hundezwinger, aber Richardson entdeckte nirgends ein Versuchstier – und erst recht kein Tier, bei dem es sich um einen Splicer hätte handeln können. Shepherd führte die junge Frau einen Flur entlang, Gabriel hingegen wurde in einen leeren Raum gerollt.
    Prichett nahm neben Gabriels Körper Aufstellung. »Wir glauben, dass Mr. Corrigan in eine andere Sphäre hinübergewechselt
ist. General Nash will wissen, wie es um seinen physischen Zustand bestellt ist.«
    »Ich habe bloß ein Stethoskop dabei.«
    »Tun Sie, was Sie können, aber beeilen Sie sich. Der General wird in ein paar Minuten hier sein.«
    Richardson legte zwei Fingerspitzen auf Gabriels Hals und tastete nach dem Puls. Nichts. Er holte einen Bleistift aus der Jacke, strich damit über eine Fußsohle des jungen Mannes, dessen Muskeln auch prompt reagierten. Unter Prichetts wachsamen Blicken knöpfte der Neurologe Gabriels Hemd auf und drückte ihm das Stethoskop an die Brust. Zehn Sekunden. Zwanzig Sekunden. Dann, endlich, ein einzelner Herzschlag.
    Draußen im Flur ertönten Stimmen. Richardson trat ein paar Schritte zur Seite, als Shepherd Michael und General Nash in den Raum führte.
    »Also?«, fragte Nash. »Wie ist sein Zustand?«
    »Er lebt. Ich weiß natürlich noch nicht, ob er neurologische Schäden erlitten hat.«
    Michael ging zu der Trage und berührte das Gesicht seines Bruders. »Gabe

Weitere Kostenlose Bücher