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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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abbezahlt – nach all den Jahren.
    Dann tauchte Shepherd in der Tür auf. Mit seinem stacheligen blonden Haar und seinem maßgeschneiderten Anzug sah er so modisch aus wie eh und je. »Lassen Sie’s gut sein«, sagte er. »Das ist nicht nötig.«
    Der andere Mann nahm das Gewehr herunter. Shepherd nickte ihm dankend zu und schlenderte dann mit einer Miene auf Vicki zu, als wäre er verspätet auf einer Party erschienen. »Hallo, Vicki. Wir haben schon überall nach dir gesucht.« Er beugte sich über den Körper des Travelers, nahm das Schwert an sich und drückte zwei Finger gegen Gabriels Halsschlagader. »Sieht so aus, als wäre Mr. Corrigan in einer anderen
Sphäre. Das ist aber kein Problem. Er wird über kurz oder lang heimkehren.«
    »Sie waren doch ein Harlequin«, sagte Vicki. »Es ist eine Sünde, für die Tabula zu arbeiten.«
    »Sünde ist ein schrecklich altmodischer Begriff. Aber ihr Jonesie-Mädchen wart schon immer altmodisch.«
    »Sie sind Abschaum«, sagte Vicki. »Das Wort kennen Sie doch, oder?«
    Shepherd schenkte ihr ein wohlwollendes Lächeln. »Stell dir das Ganze als Teil eines sehr komplizierten Spiels vor. Ich habe mich für die Siegerseite entschieden.«

DREIUNDFÜNFZIG
    M aya und Hollis waren etwa fünf Kilometer von der Einfahrt nach Arcadia entfernt, als sie den Hubschrauber der Tabula entdeckten. Er erhob sich in die Luft und kreiste über dem Camp wie ein Raubvogel, der nach Beute Ausschau hielt.
    Hollis bog von der Straße ab und parkte den Pick-up zwischen den Stechapfelsträuchern vor einer Böschungsmauer.
    »Und was jetzt?«
    Maya hätte am liebsten gegen das Fenster geschlagen, um sich getreten, gebrüllt, irgendetwas, um ihrer Wut Luft zu machen. Aber sie verbannte ihre Gefühle in eine winzige Kammer in ihrem Kopf und verschloss die Tür. Als Kind hatte Thorn oft von ihr verlangt, sich in eine Zimmerecke zu stellen, und dann so getan, als wollte er sie mit einem Schwert, einem Messer oder seinen Fäusten attackieren. Wenn sie zusammenzuckte oder Angst bekam, war er enttäuscht. Wenn sie sich ungerührt zeigte, lobte er ihre Stärke.
    »Die Tabula werden Gabriel nicht sofort töten. Sie werden ihn befragen, um herauszufinden, was er weiß. Davon abgesehen haben sie bestimmt ein paar Männer im Camp zurückgelassen, die jedem auflauern werden, der sich dort blicken lässt.«
    Hollis schaute durchs Fenster. »Meinen Sie, da oben wartet ein Killerkommando auf uns?«
    »Genau.« Maya setzte ihre Sonnenbrille auf, damit Hollis ihre Augen nicht sah. »Aber die Herren werden sich noch wundern …«

     
    Als gegen sechs Uhr die Sonne unterging, machte sich der Harlequin auf den Weg hinauf nach Arcadia. Das Gebüsch neben der Straße war dicht und vertrocknet; etliche der Sträucher verströmten den scharfen, süßlichen Geruch von wildem Anis. Maya kam nur sehr mühsam voran, denn die Äste und Stengel schienen sich an ihren Beinen und dem Schwertköcher festkrallen zu wollen. Als sie etwa die halbe Strecke geschafft hatte, stand sie plötzlich vor einem undurchdringlichen Dickicht aus Bärentraubengestrüpp und Straucheichen und war gezwungen, sich einen anderen Weg zu suchen.
    Aber schließlich erreichte sie den Maschendrahtzaun, der das Camp umgab, und kletterte hinüber. Die Gebäude mit den Schlafsälen, der Poolbereich, der Wassertank und das Haupthaus waren im Mondschein deutlich zu erkennen. Irgendwo dort mussten die Söldner der Tabula auf der Lauer liegen. Wahrscheinlich rechneten sie nicht damit, dass jemand sich abseits der Auffahrt dem Camp nähern würde. Ein konventionell denkender Anführer würde seinen Männern befehlen, in einem Dreieck um den Parkplatz herum in Stellung zu gehen.
    Sie zückte ihr Schwert und erinnerte sich daran, wie ihr Vater ihr beigebracht hatte, sich lautlos vorwärts zu bewegen. Man tat so, als wollte man einen See mit dünner Eisdecke überqueren: ein Bein ausstrecken, den Fuß prüfend absetzen und schließlich das Körpergewicht nach vorn verlagern.
    Als Maya an einer dunklen Stelle nahe dem Wassertank angekommen war, erblickte sie einen neben den Umkleidekabinen hockenden Mann. Er war nicht besonders groß, breitschultrig und hielt ein Sturmgewehr in der Hand. Während sie sich von hinten anschlich, hörte sie ihn in das Mikrofon seines Kopfhörers flüstern.
    »Hast du noch was zu trinken? Meine Wasserflasche ist leer.« Ein paar Sekunden später sagte er in genervtem Ton: »Das ist mir klar, Frankie. Aber im Gegensatz zu dir habe

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