Traveler - Roman
Corrigan-Brüder vom Eingang aus nach.
»Ich wollte ihr ein Haus mit großem Garten kaufen, sobald ich genug Geld verdient hätte«, sagte Michael. »Darüber hätte sie sich bestimmt gefreut.« Er blickte sich auf dem Parkplatz um, so als hätte er dort etwas Wertvolles verloren. »Ihr ein Haus zu kaufen, war eines meiner wichtigsten Ziele.«
»Wir müssen über das reden, was sie uns erzählt hat.«
»Über was denn? Kannst du mir erklären, was sie gemeint hat? Mom hat uns alle möglichen Geschichten über Geister und sprechende Tiere erzählt, aber von einem Traveler war nie die Rede. Unsere einzigen Reisen haben wir in dem grässlichen Pick-up gemacht.«
Gabriel wusste, dass Michael Recht hatte; die Worte ihrer Mutter hatten keinen Sinn ergeben. Er hatte immer geglaubt, sie werde ihnen eines Tages erklären, was mit ihrer Familie passiert war. Nun würde er es nie mehr erfahren.
»Aber vielleicht ist ja ein Teil davon wahr. Irgendwie –«
»Ich will mich nicht mit dir streiten. Es war ein langer Abend, und wir sind beide müde.« Michael umarmte seinen Bruder. »Jetzt gibt es nur noch uns beide. Wir müssen uns gegenseitig beistehen. Fahr nach Hause, und lass uns morgen früh über alles reden.«
Michael stieg in seinen Mercedes und fuhr los. Als Gabriel auf dem Motorrad saß und es startete, bog Michael schon auf den Ventura Boulevard ein.
Mond und Sterne waren hinter einem dichten Dunstschleier
verborgen. Eine einzelne Ascheflocke wehte durch die Luft und landete auf dem Plexiglasschirm seines Helms. Gabriel schaltete in den dritten Gang und raste über die Kreuzung. Als er den Ventura Boulevard entlangschaute, sah er, dass Michael auf die Rampe einbog, die zur Stadtautobahn führte. Ein paar hundert Meter hinter dem Mercedes fuhren vier Autos. Sie beschleunigten, bildeten eine Formation und steuerten ebenfalls die Rampe an.
Es geschah alles sehr schnell, und Gabriel wusste augenblicklich, dass die Wagen zusammengehörten und seinen Bruder verfolgten. Er schaltete in den vierten Gang und gab Gas. Er spürte das Vibrieren des Motors in Armen und Beinen. Rechts überholen. Jetzt links. Und dann war er auf der Stadtautobahn.
Nach etwa anderthalb Kilometern hatte Gabriel die Autos eingeholt. Es waren zwei unbeschriftete Lieferwagen und zwei Geländewagen mit Nummernschildern aus Nevada. Alle vier hatten dunkel getönte Scheiben, deshalb waren die Fahrer nicht zu erkennen. Michael hatte sein Tempo kein bisschen verändert. Er schien nichts bemerkt zu haben. Dann überholte ihn einer der Geländewagen und setzte sich direkt vor ihn, während der andere von hinten dicht auf den Mercedes auffuhr. Die vier Fahrer standen eindeutig in Kontakt miteinander – sie brachten sich in Position, um ihren Plan auszuführen.
Kurz vor der Abzweigung zum San Diego Freeway wechselte Gabriel auf die rechte Spur. Er fuhr jetzt so schnell, dass die Straßenlaternen an ihm vorbeihuschten. Lehn dich in die Kurve. Brems leicht ab. Dann waren sie aus der Biegung heraus und fuhren bergauf in Richtung Sepulveda Pass.
Weitere anderthalb Kilometer später verlangsamte der Geländewagen vor dem Mercedes das Tempo, und gleichzeitig schlossen die beiden Lieferwagen von hinten auf, bis sie rechts und links neben Michael fuhren. Jetzt saß er in der Falle. Gabriel
war dicht genug hinter ihm, um ihn hupen zu hören. Michael lenkte ein paar Zentimeter nach rechts, aber der Fahrer des Lieferwagens hielt aggressiv dagegen, sodass die beiden Autos aneinander stießen. Die vier Fahrer verlangsamten gleichzeitig das Tempo, ohne dass Michael sich irgendwie hätte dagegen wehren können.
Gabriels Handy begann zu klingeln. Er nahm den Anruf entgegen und hörte Michaels verängstigt klingende Stimme. »Gabe! Wo bist du?«
»Fünfhundert Meter hinter dir.«
»Diese Typen wollen mir an den Kragen.«
»Fahr einfach weiter. Ich versuch, dich da rauszuholen.«
Als Gabriel durch ein Schlagloch fuhr, spürte er, wie sich in seiner Kuriertasche etwas bewegte. Er hatte noch immer den Schraubenzieher und den Engländer dabei. Er nahm die linke Hand vom Lenker, riss den Klettverschluss der Tasche auf und holte den Engländer heraus. Gabriel gab noch mehr Gas und schnellte in die Lücke zwischen dem Mercedes und dem Lieferwagen auf der ganz rechten Spur.
»Gleich geht’s los«, sagte er zu seinem Bruder. »Ich bin direkt neben dir.«
Gabriel fuhr dicht an den Lieferwagen heran und knallte den Engländer gegen das Türfenster. Auf dem Glas
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