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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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entschieden. Einer von beiden versucht, sich mutig zu geben, während der andere, der Sieger, durch seinen Gegner hindurchsieht.«
    »Und so ist Maya?«
    »Sie akzeptiert die Möglichkeit des Todes, und es macht ihr scheinbar keine Angst. Das ist für einen Krieger von großem Vorteil.«
     
    Vicki half Hollis, das Geschirr abzuspülen und die Küche in Ordnung zu bringen. Hollis lud sie ein, ihn in seine Schule zu begleiten und um fünf Uhr am Anfängerkurs für Capoeira teilzunehmen, aber Vicki lehnte dankend ab. Es war Zeit, nach Hause zu gehen.
    Im Auto schwiegen sie. Hollis schaute immer wieder zu ihr hinüber, aber sie erwiderte seine Blicke nicht. Nachdem Vicki am Morgen geduscht hatte, war sie neugierig geworden und hatte wie eine Detektivin das Badezimmer durchsucht. In der untersten Schublade einer Kommode fand sie ein sauberes Nachthemd, eine Dose Haarspray, Damenbinden und fünf neue Zahnbürsten. Sie hatte nicht erwartet, dass Hollis Junggeselle war, aber bei fünf originalverpackten Zahnbürsten sah Vicki eine endlose Reihe von Frauen vor sich, die sich ihre Kleider vom Leib reißen und sich auf Hollis’ Bett werfen. Bestimmt machte er am nächsten Morgen Kaffee, fuhr die Frau nach Hause, schmiss die benutzte Zahnbürste weg und begann von vorn.
    Als sie Vickis Straße in Baldwin Hills erreichten, bat sie Hollis, an der Ecke zu halten. Sie wollte nicht, dass ihre Mutter sie zusammen im Auto sah und aus dem Haus gerannt kam. Josetta würde das Schlimmste vermuten – dass der Rebellion
ihrer Tochter eine geheim gehaltene Beziehung zu Hollis zugrunde lag.
    Sie drehte sich zu Hollis um. »Wie willst du die Tabula davon überzeugen, Gabriel wäre in Los Angeles?«
    »Ich habe noch keinen genauen Plan, aber mir wird schon was einfallen. Ich habe Gabriels Stimme auf Tonband. Wenn sie hören, wie er ein örtliches Telefongespräch führt, werden sie annehmen, er sei immer noch in der Stadt.«
    »Und was machst du danach?«
    »Ich nehme das Geld und renoviere meine Schule. Wir brauchen dringend eine Klimaanlage. Der Vermieter weigert sich, eine zu bezahlen.«
    Hollis musste Vickis Enttäuschung bemerkt haben, denn er wirkte plötzlich wütend. »Ach komm, Vicki. Spiel nicht das Mädchen aus der Kirche. Während der letzten vierundzwanzig Stunden warst du ganz anders.«
    »Ach ja? Und wie bin ich so?«
    »Du urteilst über alle. Zitierst Isaac Jones, wo du nur kannst.«
    »Ja. Das hatte ich vergessen. Du glaubst an gar nichts.«
    »Ich glaube an eine klare Sicht auf die Dinge. Und es erscheint mir offensichtlich, dass die Tabula alles Geld und alle Macht besitzt. Die Chancen stehen gut für sie, Gabriel und Maya zu finden. Maya ist ein Harlequin, deswegen wird sie sich nicht ergeben …« Hollis schüttelte den Kopf. »Meine Voraussage ist, dass sie nur noch wenige Wochen zu leben hat.«
    »Und du willst nichts dagegen tun?«
    »Ich bin kein Idealist. Ich habe die Kirche vor langer Zeit verlassen. Es ist, wie ich sagte: Ich werde den Job zu Ende bringen. Aber ich werde nicht für eine verlorene Sache kämpfen.«
    Vicki nahm die Hand vom Türgriff und sah ihm ins Gesicht. »Wozu trainierst du, Hollis? Für Geld? Ist das alles?
Solltest du nicht für etwas kämpfen, das anderen nützt? Die Tabula will alle potenziellen Traveler in ihre Gewalt bringen. Und der Rest von uns soll sich verhalten wie kleine Roboter, die Befehle aus dem Fernsehen befolgen und Menschen hassen und fürchten, die sie nicht einmal kennen.«
    Hollis zuckte mit den Schultern. »Ich behaupte ja nicht, dass du Unrecht hast. Aber das ändert nichts.«
    »Und wenn es zur großen Schlacht kommt, auf wessen Seite wirst du dann stehen?«
    Sie legte ihre Hand wieder auf den Türgriff, bereit auszusteigen, als Hollis ihren Arm berührte. Mit einem sanften Ruck zog er sie zu sich herüber, beugte sich vor und küsste sie auf den Mund. Sie fühlten sich, als würden sie von Licht durchströmt, als wären sie einen Augenblick lang vereint. Vicki machte sich los und stieß die Tür auf.
    »Hast du mich gern?«, fragte Hollis. »Gib es zu, du hast mich gern!«
    »Schuld nicht abbezahlt, Hollis. Schuld nicht abbezahlt .«
    Vicki lief den Bürgersteig entlang und nahm kurz vor ihrem Haus die Abkürzung über den Rasen vor dem Nachbarhaus. Nicht stehen bleiben, sagte sie sich. Nicht umdrehen.

ACHTUNDZWANZIG
    M aya studierte die Straßenkarte und entdeckte, dass es einen direkten Highway von Los Angeles nach Tuscon gab. Wenn sie immer nur dieser dicken

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