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Treffpunkt Unendlichkeit

Treffpunkt Unendlichkeit

Titel: Treffpunkt Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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nächstbesten Baum aufgehängt.
    Aber der Hunger und die Not machte die wildesten Gegner zahm.
    Einige rebellierten. Sie wollten keinen Verkehr mehr mit den Tacket-Welten, ganz gleich, wie gut die Sicherheitsvorkehrungen waren. Die Konzessionäre ignorierten ihre Einwände. Sie fanden andere Leute, die zu hungrig oder zu müde waren, um sich zu sträuben, und bezahlten sie als Leibwächter. Sie besetzten die ihnen zugewiesenen Welten; sie bewachten sie; sie beuteten sie aus.
    Eine gute Konzession lohnte sich mehr als alles andere.
    Diejenigen, die immer noch protestierten, zogen in die Kultgemeinschaften und versuchten ihre Seelen zu retten, indem sie die »importierten« Güter ablehnten. Wenn sie nicht gerade Fanatiker waren, gaben sie ihre Haltung bald auf. In kurzer Zeit hatten die Kaufleute entdeckt, daß man durch Tauschhandel zwischen den Tacket-Welten nahezu alles bekommen konnte, was man brauchte. Nur ganz wenige Dinge – Transportmittel, Maschinen und ähnliches – waren auf den ziemlich primitiven Tacket-Welten nicht zu finden. Aber Nahrungsmittel, Hölzer, Fasern und alle anderen Rohmaterialien gab es in Hülle und Fülle. Die Bewohner der Erde gewöhnten sich rasch daran, von den Gütern der Kaufleute zu leben.
    Wenn der Weiße Tod nicht gewesen wäre, hätte sich das alles nicht so rasch und reibungslos entwickelt.
    Es gab Hindernisse. Es gab Probleme. Was die Automation zweihundert Jahre zuvor nicht geschafft hatte, dem Tacket-Prinzip gelang es: eine Vollbeschäftigung gab es nicht mehr. Die untere Bevölkerungsschicht versackte völlig. Die Hälfte der Weltbevölkerung lebte auf Kosten der anderen Hälfte und haßte sie deswegen. Im Vergleich zu den Importen sank die eigene Herstellung auf ein Minimum ab. Die Hauptindustrie diente der Energieerzeugung – Energie für die gewaltigen Portale, durch welche die Handelsfürsten ihre Güter brachten.
    Es gab hin und wieder Zwischenfälle und Skandale. Ein halbes Dutzend Konzessionen mußten zurückgenommen werden, weil man unbekannte Krankheiten entdeckte. Andere Welten jedoch lieferten unbeschränkt Antibiotika.
    Bis auf die Kultanhänger waren die Leute mit dem Aufbau zufrieden. Das provisorische System, das die Regierung nach dem Weißen Tod errichtet hatte, blieb bestehen, einfach weil niemand dazu kam, es zu ändern. So wurde Clostrides zum Hohen Herrn Des Marktes und zum einflußreichsten Mann der Erde. So festigten sich neue Schichten; Status wurde etwas Greifbares, und man sprach davon, als könnte man es wiegen oder messen. Beinahe war das auch der Fall. Inzwischen nannte man den Namen Tacket nur noch als beiläufigen Fluch; der Haß ließ nach, aber er starb nicht ganz aus. Die neuen Herren der neuen Welt hüteten eifersüchtig ihre Rechte.
    Aus diesem Grund gab es nach all diesen Jahren in jedem Polizeirevier immer noch Abteilungen, die nach der unberechtigten Benutzung von Tacket-Portalen forschten. Man hatte dazu einfache Geräte in der Art von Geigerzählern.
    Und aus diesem Grund wurde auch Ahmed Lyken in die Enge getrieben. Die neuen Herren der neuen Welten waren manchmal auch auf die Rechte ihrer Kollegen eifersüchtig – und Ahmed Lyken hatte sich nie sonderlich um Popularität bemüht.
     
    *
     
    Luis Nevada merkte nicht, daß der Lichtzeiger die Mittagsstunde überschritten hatte. Er sank aufatmend in die Kissen des luxuriösen Kreuzers und starrte Lyken ungläubig an. Die Erleichterung, die ihn überkam, war so heftig wie der Schlag, den ihm der Boxer versetzt hatte.
    Er hatte nicht erwartet, Erfolg zu haben. Er hatte es einfach versucht, um nicht tatenlos herumzustehen. Er hatte sich an einer Hoffnung festgeklammert, obwohl er nicht an sie zu glauben wagte. Nun, da die Sache zu seiner Überraschung funktioniert hatte, wußte er nicht weiter. Ihm fehlte ein Plan, und im Moment war er zu schwach, um einen vorzubereiten.
    Dennoch – eine unlogische Freude erfüllte ihn.
    Während der ersten Minuten schien Lyken seinen neuen Passagier völlig vergessen zu haben. Er schob ein Paneel in der Wand des Kreuzers zur Seite und sprach in ein Mikrophon. Dann hörte er mit Spannung die Antwort. Nevada schätzte, daß er Befehle erteilte. Obwohl Nevada sein Leben lang erfolgreich mit den Gütern spekuliert hatte, die Ahmed Lyken und seinesgleichen importierten, konnte er sich kein rechtes Bild von ihrer Welt machen. Manchmal hatte man ihm das Kompliment gemacht, daß er es später selbst zu einer Konzession bringen würde. Aber er fand, daß er

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