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Treffpunkt Unendlichkeit

Treffpunkt Unendlichkeit

Titel: Treffpunkt Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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weiß noch nicht, was sich zusammenbraut. Ich kann nur raten. Und ich tippe auf krumm. Unterschreibe also nicht bei Lyken, Curdyboy, auch nicht, wenn er dir Nummer Eins pro Tag anbietet.«
    Einige Slum-Jungen konnten sich nicht beherrschen. Sie träumten davon, Handelsfürsten zu werden, und gaben sich mit Schmutzarbeiten gar nicht ab. Mit sauberen Händen und leeren Taschen blieben sie, wo sie waren. Curdy wollte wie Jockey werden. Jockey hatte ihm gezeigt, daß ein Aufstieg möglich war. Er sagte das auch. Diesmal hatte Jockeys Lächeln Wärme.
    »Sei beherrscht, Junge«, sagte er. »Und einen guten Spaziergang!«

 
5
     
    Es gab Möglichkeiten, das Unvermeidliche hinauszuschieben; Athlone setzte sie alle ein, und doch kam das Unvermeidliche viel zu rasch auf ihn zu. Vorbereitungen zur Entlassung Bennys, zur Hypnosicherung seiner Erinnerungen, dazu ein paar Routinevorsichtsmaßnahmen – das dauerte eine Zeitlang. Aber dann wurde eine weitere Verschiebung unmöglich, und er ging unwillig, beinahe furchtsam, in die Dachgartenwohnung des großen Mietshauses, in dem seine Nemesis im Dunkel wartete.
    Nur drei Menschen hatten Zutritt zu dieser Dachgartenwohnung; eine Bedienstete, er selbst und Jörne Knard, der berühmteste Arzt der Welt. Als er die Diele betrat, erwartete ihn Knard bereits.
    Der Arzt war ein kleiner Mann mit einer fauchenden Stimme. Er trug Tag und Nacht eine sterile Gesichtsmaske; seinen Patienten – und besonders der Patientin, die er im Moment betreute – war der ungefilterte menschliche Atem gefährlich. Athlone begrüßte ihn kurz.
    »Wie geht es ihr?« fragte er. Es war eine sinnlose Frage; er konnte keine Änderung erwarten, wenigstens nicht innerhalb eines Tages.
    Knard antwortete nicht direkt. Er stand auf und fragte: »Was ist geschehen, Athlone? Etwas Bedeutsames?«
    Athlone spürte, wie ein Zittern durch seinen Körper lief, aber es gelang ihm, ruhig zu antworten: »Sehe ich so aus, als wäre etwas Bedeutsames vorgefallen?« Möglich war es durchaus. Knard kannte ihn gut und hatte einen schärferen Blick als die meisten Menschen.
    Aber der Arzt schüttelte den Kopf. »Ich weiß es von ihr.« Er nickte zu einer Tür hinüber.
    »Was hat sie gesagt?« fragte Athlone scharf.
    »Also hat es tatsächlich Schwierigkeiten gegeben.« Knards Stimme schwankte beträchtlich, und man hatte das Gefühl, daß er hinter der sterilen Maske sich mit der Zunge über die Lippen fuhr. »Hören Sie sich selbst an, was sie gesagt hat. Dort drüben.«
    Er ging in die Ecke, die ihm als Büro diente. Hier hatte er seine Aktenschränke, seinen elektronischen Schreibtisch und seine diagnostischen und therapeutischen Geräte. Mit schnellen, geschickten Fingern drückte er auf ein paar Knöpfe und Tasten. Eine vertraute Stimme drang aus einem Doppellautsprecher am Schreibtisch. Athlone spürte, wie die Stimme ihn durchdrang. Er ballte die Hände zu Fäusten, um das Zittern der Finger zu verbergen.
    »… will Ihnen einiges über den Mann verraten, der Sie bezahlt, Doktor. Sie sollten es wissen. Dieser klangvolle Titel, mit dem er sich so wichtig macht – Vize-Polizeichef des Ostviertels. Ich nehme an, Sie wissen, weshalb er sich dahinter versteckt, nicht wahr?«
    Knard hatte vermutlich etwas Besänftigendes geantwortet, aber das Band hatte seine Worte nicht gespeichert Man hörte einen verächtlichen Ausruf.
    »Nein! Im Grunde ist er nicht besser als ein Slumbewohner. Er ist so kleinlich und dumm, daß er einen noch Dümmeren braucht, an dem er seine Minderwertigkeitskomplexe auslassen kann. Dieser armselige Tropf Benny, beispielsweise. Ich möchte wissen, wie er einen noch dümmeren Ersatz finden will, jetzt da er Benny herausgeworfen hat. Und selbst Benny war …«
    Athlone stieß einen entsetzten Ruf aus, und Knard schaltete das Gerät aus. Die Stimme schwieg. Knards Augen enthielten eine stumme Frage.
    »Wie funktioniert diese Höllenmaschine?« fragte Athlone erstickt.
    »Sie haben also tatsächlich Ihren Leibwächter entlassen?« Knard schien ebenso bestürzt zu sein wie Athlone.
    »Ja! Aber … verdammt noch mal! Ich habe mich doch erst vor kurzer Zeit dazu entschlossen. Ich gab eben erst die Anweisungen. Ich erwähnte es nur meinen engsten Mitarbeitern gegenüber …« Er unterbrach sich, und sein Blick wurde mißtrauisch. »Knard, wollen Sie mich an der Nase herumführen? Ich warne Sie, das wäre gefährlich. Wenn ich herausfinden sollte, daß jemand aus meinem Hauptquartier …«
    Knards Gesichtszüge

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