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Treffpunkt Unendlichkeit

Treffpunkt Unendlichkeit

Titel: Treffpunkt Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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mit Hilfe des Kastens, den Athlone nicht durchschaute.
    Stück um Stück würde der zerstörte Körper wieder nachwachsen; die Organe würden zu arbeiten beginnen, die erschlafften Muskeln würden schließlich wieder auf die Befehle des Gehirns ansprechen. Wann? Knard hatte gleich zu Beginn ganz lässig gesagt: »In ein oder zwei Jahren. Wenn wir Glück haben. Wenn Sie einem Kult angehören, dann beten Sie.«
    Aber Athlone hatte keine Zeit für einen Kult. Er kannte nur ein Ziel: die Vernichtung von Luis Nevada.
    Er dachte: ein oder zwei Jahre ! Und erkannte mit einem gewissen Fatalismus, daß seine persönlichen Qualen höchstens noch ein Jahr dauern konnten. Wenn er binnen Jahr und Tag seine Anklage gegen Nevada nicht beweisen konnte, war alles zu Ende; wenn es Nevada gelang, sich in Lykens Territorium in Sicherheit zu bringen, dann war ebenfalls alles zu Ende – schon früher. Und dann war auch Kingsley Athlone erledigt.
    Dummes Geschwätz, versuchte er sich einzureden. Aber er wußte, daß es nicht stimmte. Für ihn bedeutete die Allyn Vage, die früher gewesen war, die Allyn Vage, die er ins Leben zurückrufen wollte, mehr als seine eigene Existenz.
    Als er Allyns Raum verließ, zitterte er am ganzen Körper. Knard sah von seinem großen Schreibtisch auf und löste wortlos eine Tablette in einem Glas Wasser auf. Er brachte das Glas Athlone.
    »Was ist das?« fragte Athlone müde.
    »Ein Beruhigungsmittel. Sie haben es nötig.«
    Athlone zögerte, doch dann trank er gehorsam. »Knard, die Macht Ihres merkwürdigen Apparates jagt mir Angst ein.«
    »Das Rho-Funktionsfeld?« Knard nahm das Glas wieder entgegen. »Ich kann nur immer wiederholen, daß dazu kein Grund besteht. Es ist nichts als ein Feld in einem Kasten, ein Rho-Funktionsfeld, das dem Patienten sensorische Daten übermittelt und so das Gefühl der Einsamkeit überbrückt, das die von der Wirklichkeit Abgeschlossenen erleben. Es bietet eine Analogie der Wirklichkeit, sonst nichts. Und je länger der Patient es benutzt, desto genauer werden die Daten, die er erhält.«
    »Wie zum Teufel können Sie etwas anwenden, wenn Sie es nicht verstehen? Das ist es, was mich zur Verzweiflung bringt. Und wenn Sie, der beste aller Ärzte …«
    Knard zuckte mit den Schultern. »Fünf Jahre und die Erfahrung mit einem Dutzend Patienten sind nicht viel.«
    Athlone warf ihm einen sonderbaren Blick zu. »Knard, mir ist eben etwas aufgefallen. Sie sagen, daß Sie das Ding erst seit fünf Jahren besitzen?«
    »Das stimmt.«
    »Aber ich dachte …« Athlone schwieg unsicher. Ihm war eingefallen, daß seine Worte Knard vielleicht kränken würden, und das wollte er nicht. Knard jedoch schien sein Zögern nicht zu bemerken. Sarkastisch sagte er:
    »Sie dachten, daß seit Tacket nur wenige Erfindungen gemacht wurden. Das wollten Sie doch sagen?«
    Athlone nickte.
    »Ja, Sie haben verdammt recht!« sagte Knard mit unerwarteter Heftigkeit. »Es gab Veränderungen, aber keinen Fortschritt. Ich würde gern behaupten, daß ich das Rho-Funktionsfeld erfunden habe, aber leider bin ich ebenso auf Imitationen angewiesen wie jeder hier auf unserem verrottenden Planeten. Ich erkannte lediglich, zu welchem Zweck man es verwenden konnte.«
    »Sie wollen sagen – daß wir den Gedanken importierten?«
    »Natürlich.«
    Athlone merkte, daß ihm der Schweiß auf der Stirn stand. Er hatte den Eindruck, daß er am Rande einer furchtbaren Entdeckung stand. »Aber – wer hat es dann zu uns gebracht?« fragte er gepreßt. »Aus welchem Territorium stammt es?«
    »Von Ahmed Lyken«, sagte Knard.
    »Oh, verdammt!« Furcht stieg in Athlone hoch, und er sagte noch einmal: »Oh, verdammt!«

 
6
     
    Durch die ganze Struktur des Konzessions-Systems zogen sich die Widersprüche wie Termiten – unsichtbar für den oberflächlichen Betrachter. Und der Durchschnittsmensch hatte gar nicht die Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.
    Die Konzessionäre mußten beispielsweise strenge Regeln befolgen – man wollte der Öffentlichkeit zeigen, daß nie wieder verantwortungslose Menschen eine Krankheit von einer der Schwesterwelten einschleppen konnten. Keiner von ihnen beachtete die Regeln mehr als nötig. Sie waren in der Hauptsache damit beschäftigt, die Grenzen ihres Reiches auszudehnen und genau darauf zu achten, daß ihre Konkurrenten nicht das gleiche taten.
    Die ersten Konzessionäre, die Tacket-Welten übernahmen und die Erde vor Hungersnot und Krieg retteten, erhielten mit Recht

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