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Treibgut der Strudelsee

Treibgut der Strudelsee

Titel: Treibgut der Strudelsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Sturm urplötzlich über das Schiff hereinbrach, waren sie wie erstarrt gewesen. Sie hatten diesmal nicht wie üblich lange vorher davor gewarnt.
    »Kannst du deutlicher werden?« fragte Jejed. Unsicherheit machte sich in ihm breit, als er die stechenden Augen des Magiers auf sich gerichtet sah, aber auch Zorn über die maßlose Überheblichkeit, die aus diesen Blicken sprach.
    »Du hast gesehen, wie Oblak ertrank«, sagte Rachamon nach einer Weile. Er sprach gedehnt, ohne Gefühl, ohne Betonung.
    »Natürlich!« knurrte Jejed. »Wir versuchten alles, um ihn aus dem Wasser zu fischen, in das ihn einer der verdammten Ruderer gestoßen hat!«
    »Weißt du das so sicher, Jejed?« Wieder sprach der Magier zu ihm wie zu einem Kind, das noch nichts vom Leben wusste .
    »Ich will aufs Rad genagelt werden, wenn ich nicht sicher bin! Und falls es wirklich nur ein Unglück war – sie hätten ihm beistehen können. Aber ich sah den stillen Triumph in ihren Augen. Sie…«
    »Beistehen?« fragte Rachamon höhnisch lachend. »Mit ans Ruder gebundenen Händen?«
    Jejed ballte die Hände.
    »Warum ertrank Oblak, er, der ein so guter Schwimmer war? Hat er zu viel Tabak gekaut, Jejed?«
    Was sollten die Fragen? Der Morone wurde immer erregter. Widerwillig gab er zu: »Er kaute ständig.«
    »Aber das war nicht der Grund. Ich sah, was dir offenbar entging, Jejed. Das rote Leuchten in der Tiefe, wie es erschien, als Oblak um sein Leben kämpfte.«
    »Die Seelen der Verlorenen!« stieß der Kapitän hervor, und Grauen schlich sich in sein Herz.
    »Ich sah das Leuchten, und wir beide wissen, was darüber geredet wird. Schiffe, denen es begegnete, kehrten nie zurück.«
    »Aberglaube!« schrie Jejed. »Nichts als Aberglaube, und du weißt das so gut wie ich!«
    »Es heißt, dass die toten Seelen nur erscheinen, wenn finstere Mächte sie herbeirufen«, erwiderte der Magier, ohne mit der Wimper zu zucken. »Und weiter heißt es, dass sie nicht eher zur Ruhe kommen, bevor sie nicht alles Leben, das sich zu nahe an sie heranwagt, verschlungen haben.«
    »Das ist Unsinn! Rachamon, andere magst du mit deinen Orakeln beeindrucken, nicht aber mich! Du glaubst, Macht über Menschen gewinnen zu können, indem du ihre Seelen mit Angst erfüllst!«
    »Oblak sank in sie hinein«, fuhr Rachamon ungerührt fort. Er wischte einen Einwand des Kapitäns mit einer energischen Handbewegung beiseite. »Aber er war es nicht, der sie herbeirief. Einer unter den Männern trägt Finsternis in sich.«
    Jejed machte einen weiteren Schritt zurück, stieß gegen einen Hocker und setzte sich. Lange sah er den Magier an. »Wer ist es, Rachamon?«
    »Ich werde es herausfinden. Wichtiger ist jetzt, was mit ihr zu geschehen hat.« Rachamon deutete auf das Mädchen. »Für die Männer ist sie die Botin des Unheils.«
    »Ich weiß«, knurrte Jejed.
    »Darum muss sie geopfert werden.«
    Der Morone sprang auf. »Das meinst du wirklich!« fauchte er. »Du würdest es wirklich tun, obwohl du weißt, dass sie rein ist!«
    »Es geht darum, was die Männer denken.«
    »Du bist kein Mensch!« flüsterte der Kapitän. »Nein, Rachamon, denn Menschen bedeuten dir nichts. Du verachtest alle, die nicht wie du der Magie mächtig sind. Sie sind für dich nur Kreaturen, über deren Leben einer wie du verfügen kann, wie es ihm gerade in den Sinn kommt.«
    »Wenn du es nicht tust, werden die Männer sie sich holen, Jejed.«
    »Nur, wenn du sie dazu bringst! Höre, Magier! Dies ist mein Schiff, und ich allein gebe die Befehle. Deine Magie mag mächtig sein, doch es gab andere vor dir, die von ihr zerstört wurden!«
    Rachamon ging nicht auf die Worte des Kapitäns ein. Kalt sagte er: »Und noch etwas sollst du wissen, Jejed: Oblak wird zurückkehren. Dann wirst du ihn töten müssen.«
    »Das ist nicht wahr!« schrie der Morone.
    »Du wirst es sehen. Diesmal konnte ich die Kräfte des Bösen noch bannen. Beim nächstenmal…«
    »Schweig!« herrschte Jejed ihn an. »Sollte sich deine Prophezeiung erfüllen, so will ich den Göttern danken! Aber weder meine Hand noch die eines anderen wird sich gegen Oblak erheben!«
    »Du wirst die Zeichen bald verstehen lernen«, sagte der Magier. Dann lächelte er dünn, nickte dem Kapitän zu und trat hinaus aufs Deck.
    »Kein Mensch wird geopfert werden, solange ich dieses Schiff führe«, knurrte Jejed, als er mit dem Mädchen allein war. Er beugte sich zu ihr hinab, und nun war nichts mehr an ihm, was an den Menschenschinder erinnerte, den die

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