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Treibgut

Treibgut

Titel: Treibgut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Schwarz
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winkte ab. »Du bist mir auch nur wegen deiner Haare aufgefallen«, gestand sie ein. »Sie sind zwar nicht mehr ganz so lang wie früher, haben aber immer noch dieselbe außergewöhnliche Farbe.«
    »Deshalb habt ihr mir ja auch den Spitznamen ›Die rote Zora‹ verpasst. Weißt du noch?« Plötzlich mussten sie beide lachen und das Eis war gebrochen.
    »Wie sieht’s aus?« Sonja warf einen flüchtigen Blick auf ihre Armbanduhr. »Wollen wir einen Kaffee trinken? Ich hab gleich Mittagspause.«
     
    Kurz darauf saßen sie sich in der gut besuchten Cafeteria bei einem Cappuccino und belegten Brötchen gegenüber.
    Es entspann sich eine lockere Unterhaltung. Irgendwann kamen sie dabei auch auf den Grund für Leonas Besuch in der Stadtwaldklink zu sprechen. Während Sonja ein Käsebrötchen aß, erfuhr sie alles Wissenswerte über Henning. Davon, wie Leona und er sich kennengelernt hatten, bis zu dem auf ihn verübten Anschlag.
    Als Leona in diesem Zusammenhang Edmund Marks Namen erwähnte, rutschte Sonja auf ihrem Stuhl nach vorn. »Ist das nicht dieser Irre, der sich mit Benzin übergossen und angezündet hat?«
    »Kennst du ihn?«, erkundigte sich Leona.
    »Kennen ist zu viel gesagt. Ich hab in der Zeitung davon gelesen. Darüber, dass die Staatsanwaltschaft wegen Korruptionsverdacht beim Bau der Autobahn gegen ihn ermittelt hat. Als die Beweislage immer erdrückender wurde, soll er sich das Leben genommen haben …« Sie hielt kurz inne, um an ihrem Cappuccino zu nippen.
    »Davon hab ich auch gelesen«, pflichtete ihr Leona bei. »Aber wer kann schon sagen, ob es wirklich so war?« Sonjas verwunderter Gesichtsausdruck ließ sie hinzufügen: »Wenn du mich fragst, könnte das Ganze nur ein Vorwand gewesen sein, um eine andere Straftat zu vertuschen. Eine, die ihm mit Sicherheit noch weit mehr Negativschlagzeilen und Ärger eingebracht hätte als diese Autobahngeschichte.«
    Erstaunt zog Sonja die Augenbrauen hoch. »Was willst du damit sagen?«
    »Dass einer wie der keinerlei Skrupel kennt. Nicht mal, wenn es um Kinderhandel geht«, gab Leona zu bedenken. Sie dachte dabei an die von Henning verfolgte Spur.
    »Ich kann mir vorstellen, was für ein herber Rückschlag das für euch sein muss«, versuchte Sonja sie zu trösten. »Nur gut, dass Marks’ Frau das nicht mehr miterleben musste. Sie …«
    »Hast du sie gekannt?«, wurde sie von Leona unterbrochen.
    »Gekannt ist gut. Sie ist während meiner Schicht gestorben.« Sonja nickte bekümmert.
    »Wie das denn?«
    »Wie? Na, wie schon, an einer Embolie natürlich«, sagte sie in einem Tonfall, als ob keine andere Schlussfolgerung möglich wäre.
    Interessiert beugte sich Leona vor. »Weißt du noch, wann das war?«
    »Muss so vor zweieinhalb Jahren gewesen sein. Kurz nachdem ich auf die Innere gewechselt hab«, kam es wie aus der Pistole geschossen.
    »Dass du das noch so genau weißt«, staunte Leona.
    »Ich hab eben ein gutes Personengedächtnis«, bekannte Sonja stolz.
    »Sie hieß übrigens Leonora. Wie meine Großmutter.« Ein wehmütiges Lächeln umspielte ihre Lippen. »Ein hübscher Name, findest du nicht auch?« Sie prostete ihr mit ihrem inzwischen kalt gewordenen Cappuccino zu. »Erinnert mich irgendwie an Leona.« Sonja zwinkerte spitzbübisch.
    »Oder an Lea …« Die Worte waren ihr einfach so aus dem Mund geflossen. Doch kaum hatte Leona sie ausgesprochen, entwickelten sie eine erstaunliche Eigendynamik. Was als belanglose Wortspielerei begonnen hatte, schien plötzlich einen tieferen Sinn zu bekommen.
    »Was, schon so spät? Ich muss los«, riss Sonjas erstaunte Stimme sie aus ihren Überlegungen. »War schön, mit dir zu reden. Hier, für dich.« Sie schob Leona eine Serviette über den Tisch, auf die sie ihre Telefonnummer gekritzelt hatte. »Vielleicht hast du ja mal wieder Lust auf einen Plausch.« Damit war sie auch schon verschwunden.

36
     
     
    Inzwischen hatte Henning den Inhalt seines Nachtschränkchens in Augenschein genommen.
    Es enthielt einen Beutel mit Anziehsachen, die er bei seiner Einlieferung getragen hatte. Neben Unterwäsche und Socken stieß er dabei auch auf seine Geldbörse, die Autoschlüssel und sein Handy. Ein Blick auf das Display zeigte ihm, dass er mehrere SMS erhalten hatte. Eine davon informierte ihn über eine neue Nachricht auf seiner Mailbox.
    »Hallo, hier spricht Elsbeth Satorius. Sie …, nun, Sie haben mich doch nach dem Namen dieser Ärztin gefragt. Erinnern Sie sich?« Es folgte eine kurze Pause. »Ich habe

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