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Treue Genossen

Treue Genossen

Titel: Treue Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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Recorder steckte keine Kassette, und der Minikühlschrank war leer bis auf Champagner-Pikkolos der Marke Moet-et-Chandon.
    Ein Fitnessstudio hatte Fenster vom Boden bis zur Decke und einen gepolsterten Fußboden und war mit Freihanteln und einem Trainingsgerät ausgestattet, das aussah wie ein Katapult. Ein Fernsehgerät hing über einem Heimtrainer.
    Die Krönung war Iwanows Büro, ein futuristisches Cockpit aus Glas und Stahl. Alles stand bequem in Reichweite, ein Monitor und ein Drucker auf dem Tisch, darunter ein Computer-Tower mit offenem CD-ROM-Schacht, daneben ein leerer Papierkorb. Auf einem Rolltisch lagen Ausgaben des Wall Street Journal und der Financial Times, sauber gefaltet wie gebügelte Wäsche. Auf dem Monitor lief CNN. Der Ton war leise gestellt, und unter dem Moderator, der, eine halbe Welt entfernt, kaum hörbar murmelte, wanderten Aktienkurse über den Schirm. Aus dem leise gestellten Ton schloss Arkadi auf einen einsamen Mann, der sich nach der Gesellschaft einer menschlichen Stimme sehnte, obgleich er seine Geliebte und seine engsten Mitarbeiter aus der Wohnung aussperrte. Aber noch nie war ein Ermittler der Staatsanwaltschaft so nahe an NoviRus herangekommen, auch wenn er es bedauerte, dass ausgerechnet er der Betreffende war. So weit hatte er es im Leben gebracht: Wenn er herausfand, wer wen verprügelt hatte, so war das das höchste der Gefühle. Doch die Feinheiten der Wirtschaftskriminalität waren ihm fremd, und so stand er vor dem Bildschirm wie der sprichwörtliche Ochse vorm Berg. Möglicherweise hatte er direkt vor der Nase die Antworten, die er suchte: die Namen stiller Teilhaber in den Ministerien, die ihre schützende Hand über Iwanow hielten, und die Nummern ihrer Offshore-Konten. Er würde keine Autos finden, deren Kofferraum mit Dollarscheinen voll gestopft war. So funktionierte es nicht mehr. Papier hatte ausgedient. Informationen schwirrten durch den Äther. Geld schwirrte durch den Äther und hinterließ keine Spuren.
    Viktor, der Kriminalbeamte von der Straße, hatte endlich den Weg nach oben gefunden. Er war ein unter Schlafmangel leidender Mann in einem Pullover, der nach Zigarettenrauch stank. Er hielt eine Plastiktüte mit einem Salzstreuer in die Höhe.
    »Das hat unter Iwanow auf dem Gehweg gelegen. Möglicherweise war es vorher schon da. Warum sollte jemand mit einem Salzstreuer aus dem Fenster springen?«
    »Iwanow hatte eine Schwäche für Salz.«
    Bobby Hoffman drückte sich an Viktor vorbei. »Renko, die besten Hacker der Welt sind Russen, und ich habe Paschas Festplatte so verschlüsselt und programmiert, dass beim ersten Anzeichen eines unberechtigten Zugriffs alle Daten vernichtet werden. Mit anderen Worten: Rühren Sie nichts an.«
    »Sie waren Paschas Computerfachmann und Unternehmensberater?«
    »Ich habe getan, worum mich Pascha gebeten hat.«
    Arkadi tippte auf den CD-ROM-Schacht. Er schloss sich.
    »Ich darf Sie darauf hinweisen«, sagte Hoffman, »dass der Computer und sämtliche Disketten Eigentum der Firma NoviRus sind. Sie stehen einen Millimeter vor einem rechtswidrigen Übergriff. Sie müssten die hiesigen Gesetze doch kennen.«
    »Mister Hoffman, belehren Sie mich nicht über die russischen Gesetze. Sie waren in New York ein Dieb, und Sie sind hier ein Dieb.«
    »Nein, ich bin Unternehmensberater.«
    »Und das bedeutet …«
    »Das bedeutet, dass ich der Mann bin, der Pascha gesagt hat, dass er sich Ihretwegen keine Sorgen zu machen braucht. Haben Sie einen höheren Abschluss in Betriebswirtschaft?«
    »Nein.«
    »Jura?«
    »Nein.«
    »Rechnungswesen?«
    »Nein.«
    »Na dann viel Glück. Die Amerikaner haben versucht, mich mit einem ganzen Stall voll ehrgeiziger Juristen dranzukriegen, alle frisch aus Harvard. Wie ich jetzt sehe, hatte Pascha allen Grund, Angst zu haben.« Das war schon eher die von Arkadi erwartete feindselige Haltung, aber Hoffman hatte sein Pulver bereits verschossen. »Warum glauben Sie nicht, dass es Selbstmord war? Was stimmt denn nicht?«
    »Ich habe doch gar nichts gesagt.«
    »Irgendwas stört Sie.«
    Arkadi überlegte. »In letzter Zeit war Ihr Freund Pascha nicht mehr der Alte, oder?«
    »Vielleicht litt er an Depressionen.«
    »In den letzten drei Monaten ist er zweimal umgezogen. Depressive Leute haben nicht die Energie zum Umziehen, sie rühren sich nicht vom Fleck.« Depressionen waren zufällig ein Thema, von dem Arkadi etwas verstand. »Sieht eher so aus, als hätte er Angst gehabt.«
    »Angst? Wovor

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