Treueschwur
durch das Wasser sandten. »Oh, nein, nein. Caaldra ist nicht unser Gönner. Er arbeitet bloß für ihn.«
»Oh«, sagte Mara und legte ein wenig verärgerte Verlegenheit in ihre Stimme. Wann immer ein Widersacher sich ihr überlegen fühlte, so hatte sie festgestellt, und wenn auch nur ein kleines bisschen, war es klug, diese Fehleinschätzung noch zu fördern. »Nun, so, wie Shakko über ihn gesprochen hat, klang es jedenfalls so, als wäre er ein Gönner.«
»Ich bin sicher, dass er das getan hat«, sagte der Kommodore, und das kurze Aufflackern von Humor verschwand. »Sagen Sie mir, wie Sie den Frachter gekapert haben.«
»Das war nicht schwer«, sagte Mara. »Wir haben die Besatzung überwältigt.«
»Wie haben Sie sie überwältigt?«, warf der Kommodore ein. »Welche Räume und Stationen haben Sie zuerst eingenommen? Wer von euch hat welchen Job gemacht? Ich will Einzelheiten hören.«
Stellte man Brock und Gilling unabhängig voneinander dieselben Fragen, damit die drei Antwortenblocks miteinander verglichen werden konnten? Vermutlich. Zum Glück hatte Mara damit gerechnet. »Es tut mir leid«, sagte sie. »Diese Einzelheiten sind es, die uns in diesem Geschäft einen Vorteil gegenüber den anderen verschaffen. Die verraten wir niemandem.«
»Auch wenn ich dann befehle, dass ihr alle sterben werdet?«
»Wenn Sie befehlen, uns zu töten, sterben wir eben«, entgegnete Mara. »Aber das würde jede Chance zunichtemachen, dass unsere Organisationen jemals zusammenarbeiten, was wiederum bedeuten würde, dass Sie die Schiffe Ihrer Opfer weiterhin zerstören, statt sie intakt zu kapern.«
Sie hob den Blick zu den vier schwitzenden Männern, die am hinteren Ende des Beckens standen, »Und der Versuch, uns zu töten, würde Sie darüber hinaus mehr Ihrer Männer kosten, als Sie meiner Meinung nach ernsthaft verlieren möchten«, fügte sie hinzu.
»Ist das eine Drohung?«
Mara schüttelte den Kopf. »Bloß eine Tatsache.«
»Natürlich«, sagte der Kommodore, und seine Stimme verdunkelte sich. »Tatsachen. Die Wahrheit in hübsch verpackter Form. Vielleicht sollte ich meinem Gönner Ihre hübsch verpackte Leiche übergeben. Immerhin war es letztlich seine Ladung, die Sie gestohlen haben.« Er hob die Stimme. »Was meinen Sie, Caaldra? Hätte er gern eine hübsche junge Schiffsdiebin, um ein bisschen mit ihr zu spielen?«
»Ich bin sicher, er fände sie faszinierend«, sagte eine vertraute Stimme auf der rechten Seite des Raums.
Mara wandte den Kopf. Die fünf Männer in den Bademänteln, die dort saßen, hatten die Handtücher abgelegt, die ihre Gesichter verborgen hatten. Der in der Mitte war Caaldra. flankiert von zwei großen Männern, die sie nicht kannte. Ganz rechts von Caaldra befand sich Tannis und starrte sie mit angespanntem, hitzegerötetem Gesicht an.
»Wer sind Sie?«, fragte Mara.
»Nun, das ist Caaldra«, sagte der Kommodore, als Caaldra und zwei der Männer auf das Becken zukamen. »Der Mann, dem die Ladung gehört, die Sie gestohlen haben. Und der Mann, der hierhergekommen ist, um uns vor Ihnen zu warnen, Celina die Schiffsdiebin.« Er machte eine dramatische Pause, und etwas in der Hälfte seines Gesichts, die Mara sehen konnte, verriet ihr. dass er plötzlich sehr angespannt horchte. »Oder sollte ich besser sagen, Celina die imperiale Agentin?«
Schweigend, ohne irgendwelche offensichtlichen Befehle empfangen zu haben, zogen die vier Männer am Kopf des Pools ihre Blaster. Mit höchster Anstrengung wahrte Mara ihre ausdruckslose Miene, während sie erneut Tannis' verkniffenen Gesichtsausdruck musterte. Also waren all ihre Instinkte - ganz zu schweigen von ihren Drohungen und Bestechungsversuchen - vergebens gewesen. Tannis hatte sie verraten.
»Aha, jetzt bin ich also eine imperiale Agentin?«, erwiderte sie und legte eine gewisse Verachtung in ihre Stimme. Es gab mit Sicherheit keinen Grund, es ihnen leicht zu machen. »Überaus zweckdienlich. Für einen gewissen Jemand.«
»Wovon reden Sie?«, verlangte der Kommodore zu wissen.
»Ich rede davon, dass es höchst zweckdienlich ist, dass ein Fremder hier ist, auf den Ihr Freund mit dem Finger zeigen kann.« Sie musterte Caaldra, der ein paar Meter von ihr entfernt stehen blieb. »Lassen Sie mich raten. Für ihn laufen die Dinge momentan nicht besonders gut, oder?«
Caaldras Gesicht verhärtete sich. »Netter Versuch. Imperiale, aber du verschwendest deine Zeit«, knurrte er. »Der Kommodore weiß, wer ich bin.«
»Ich habe auch
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