Treueschwur
eine bogenförmige Brücke zur anderen Seite des Komplexes. Und die ganze Zeit über sorgte Mara dafür, dass das Lichtschwert mit ihnen Schritt hielt. Das kleine Stück unbedeckten Metalls war gerade so zu erkennen. Als sie sich von den höheren Bauwerken und den Maschinenanlagen entfernten, schickte sie die Waffe in den Schatten eines mannsdicken Kabels, und als das Kabel auf eine Felswand zulief, ließ sie es schließlich ein kurzes Stück durch die Luft fliegen, zu einer Ansammlung miteinander verbundener ein- und zweigeschossiger Gebäude, auf die Bobbler zufuhr.
Hinter vielen der Fenster brannte Licht. Sie entschied sich für einen dunklen Bereich in der oberen Etage eines der höheren Gebäude und versteckte das Lichtschwert in der Regenrinne, die unmittelbar über dem Fenster am Dach entlanglief.
Bobbler parkte den Speeder vor einer der Türen und führte sie drinnen in ein Zimmer, bei dem es sich vormals vermutlich um einen Umkleideraum der Minenarbeiter gehandelt hatte. Man hatte ihn in einen Empfangsbereich nach Piratenart verwandelt, einschließlich Scannern, Arrestringen an den Wänden und einem Dutzend weiterer bewaffneter Piraten. Unter ihren wachsamen Blicken wurden Mara und ihre Begleiter in einer ganz bestimmten Reihenfolge durch die Scanner geführt, die so angeordnet war, dass sie die entsprechende Person schrittweise untersuchten, von den Kleidern über die Haut bis fast runter zur Molekularebene. Ihrem Haarkamm schenkten die Piraten besondere Aufmerksamkeit; sie nahmen ihn ihr weg, um ihn einer eigenen Abfolge von Scans zu unterziehen.
»Sieht gut aus«, sagte Bobbler, als sie fertig waren. »Du, Celina, kommst mit mir.«
»Was ist mit meinen Männern?«, fragte Mara.
»Die gehen woanders hin.« Bobbler gab ihr ihren Kamm zurück und wartete, während sie damit wieder ihr Haar richtete. Dann bestimmte er eine Vier-Mann-Eskorte und führte Mara durch eine gepanzerte Tür in ein Labyrinth aus Räumen und Korridoren und Verbindungsröhren.
Zwei Gebäude weiter kamen sie schließlich in einen großen, heißen, schwülen Raum. In der Mitte des Fußbodens befand sich ein großes, eingelassenes rundes Becken, von dem der Großteil der Hitze und die ganze schwüle Luft auszugehen schienen. Um den Kopf des Beckens herum standen vier bewaffnete Männer mit feuchten Gesichtern und Kleidern und verfolgten, wie Mara und ihre Eskorte näher kamen.
In dem Becken trieb ein Mann.
Ein kleiner, schmächtiger, glatt rasierter Mann, wie Mara bemerkte, als Bobbler sie auf den Pool zuführte. Er trug einen schlichten weißen Schwebeanzug, die Arme und Beine leicht abgespreizt, während er in dem sich sanft kräuselnden Wasser trieb. Eine weiche Augenbinde, ebenfalls weiß, bedeckte sein Gesicht von der Stirn bis zur Nase. Auf jeder Seite des Raums befanden sich fünf weitere Männer, die vorgaben, ebenfalls die Hitze und den Dampf zu genießen, in dicken weißen Bademänteln mit Handtüchern auf ihren Köpfen. Zweifellos die Ersatzleibwächter.
»Nur hereinspaziert!«, rief der Mann im Becken, als sie näher kamen. »Ist das unsere freche kleine Schiffsdiebin?«
»Das ist sie, Kommodore«, bestätigte Bobbler und bedeutete Mara mit einem Winken, ans Ende des Pools zu treten. »Sie nennt sich Celina.«
»Ein hübscher Name«, sagte der Kommodore anerkennend. »Können Sie sprechen, Celina?«
»Das kann ich, Kommodore«, sagte Mara.
»Exzellent. Beschreiben Sie sich mir.«
Stirnrunzelnd sah sie Bobbler an. Der andere nickte und gab ihr mit einem Handzeichen zu verstehen, der Aufforderung nachzukommen. »Ich bin ungefähr mittelgroß.«, begann sie.
»Wie groß genau?«, unterbrach der Kommodore.
»Einen Meter sechzig«, antwortete Mara. »Ich bin von schlanker Statur, habe rotblondes Haar und grüne Augen.«
»Wie tragen Sie Ihr Haar?«
»Im Moment als Pferdeschwanz, der von einem Fächerkamm zusammengehalten wird.«
»Ich bevorzuge es, wenn Frauen ihr Haar offen tragen«, sagte der Kommodore. »Sie klingen sehr attraktiv. Sind Sie das?«
Mara sah Bobbler an, der bloß mit den Schultern zuckte. »Zumindest wurde mir das schon von verschiedenen Bekannten gesagt«, antwortete sie.
»Gut«, meinte der Kommodore. »Bitte betrachten Sie mich nicht als exzentrisch oder, schlimmer noch, verrückt. Was ich hier tue, ist, alle meine anderen Sinne zum Schweigen zu bringen, damit ich Ihre Stimme besser hören und Ihre Aufrichtigkeit beurteilen kann. Bereitet Ihnen das Sorgen?«
»Eigentlich nicht«,
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