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Tricks

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Titel: Tricks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Munro
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starkem Wind begleitet worden, aber in der vergangenen Woche hatte sich plötzlich alles geregt, und dann war ein Sturmwind durch die Wipfel gefegt, gefolgt von einem nahezu waagerecht peitschenden Wolkenbruch. Das Unwetter hatte nur eine Viertelstunde gedauert. Aber Äste lagen auf der Straße, Stromleitungen waren gerissen, und ein großes Stück des Plastikdachs über der Reitbahn hatte sich gelöst. Am Ende der Reitbahn hatte sich eine Pfütze, tief wie ein Teich, gebildet, und Clark hatte bis nach Einbruch der Dunkelheit eine Rinne gegraben, damit sie abfloss.
    Das Dach war noch nicht repariert. Clark hatte Zaundraht gespannt, damit die Pferde nicht in den Schlamm gerieten, und Carla hatte eine kürzere Bahn abgesteckt.
    Clark fahndete gerade im Internet nach einer Gelegenheit, billig an Dachmaterial heranzukommen. Ein Ausverkauf zu für sie erschwinglichen Preisen oder jemand, der so etwas privat abzugeben hatte. Er weigerte sich, zu Hy und Robert Buckleys Baumarkt in der Stadt zu gehen, den er Räuber Buckleys Saumarkt nannte, weil er ihnen zu viel Geld schuldete und mit ihnen im Streit lag.
    Clark stritt sich nicht nur mit den Leuten, denen er Geld schuldete. Seine Freundlichkeit, die anfangs so unwiderstehlich war, konnte plötzlich ins Gegenteil umschlagen. Es gab Orte, die er wegen eines Krachs nicht mehr betrat und zu denen er immer Carla hinschickte. Der Drugstore war ein solcher Ort. Eine alte Frau hatte sich vorgedrängelt – das heißt, sie hatte noch etwas geholt, was sie vergessen hatte, war zurückgekommen und hatte sich vor ihn gestellt statt ans Ende der Schlange, und er hatte sich beschwert, und die Kassiererin hatte zu ihm gesagt: »Sie hat ein Lungenemphysem«, und Clark hatte geantwortet: »Ach ja? Und ich habe Hämorrhoiden«, und der Geschäftsführer war geholt worden und fand seine Reaktion fehl am Platz. Und in der Raststätte an der Fernstraße war der angekündigte Frühstücksbonus nicht gewährt worden, weil es nach elf Uhr vormittags war, und Clark hatte protestiert und dann seinen Becher Kaffee zum Mitnehmen auf den Boden fallen lassen – und nur knapp, so behauptete das Personal, ein Kind in seiner Karre verfehlt. Er sagte, das Kind sei eine halbe Meile weit weg gewesen und er habe den Becher fallen lassen, weil er keinen Untersatz mit Henkel bekommen habe. Das Personal sagte, er habe keinen Untersatz verlangt. Er sagte, den brauche er nicht ausdrücklich zu verlangen.
    »Du gehst immer gleich in die Luft«, sagte Carla.
    »So sind Männer eben.«
    Sie hatte nichts zu seinem Streit mit Joy Tucker gesagt. Joy Tucker war die Bibliothekarin aus der Stadt, die ihr Pferd bei ihnen in Pension gegeben hatte. Das Pferd war eine hitzige kleine braune Stute namens Lizzie – Lizzie Borden sagte Joy Tucker zu ihr, wenn sie zu Scherzen aufgelegt war. Gestern war Joy herausgekommen, gar nicht zu Scherzen aufgelegt, und hatte sich darüber beschwert, dass das Dach immer noch nicht repariert war und dass Lizzie elend aussah, als hätte sie sich eine Erkältung geholt.
    Dabei fehlte Lizzie überhaupt nichts. Clark hatte sich – für seine Verhältnisse – bemüht, Joy zu beschwichtigen. Aber diesmal war Joy Tucker in die Luft gegangen und hatte gesagt, dass Clarks Hof eine Klitsche war und dass Lizzie etwas Besseres verdiente, und Clark hatte erwidert: »Machen Sie doch, was Sie wollen!« Joy hatte Lizzie nicht – oder noch nicht – weggeholt, wie Carla es erwartet hatte. Aber Clark, der vorher die kleine Stute zu seinem Liebling erklärt hatte, wollte nun nichts mehr von ihr wissen. Das verletzte Lizzie, und als Folge davon war sie widerborstig, wenn sie bewegt wurde, und stellte sich an, wenn ihre Hufe ausgekratzt wurden, was jeden Tag notwendig war, damit sich keine Pilzkrankheiten bildeten. Carla musste aufpassen, nicht von ihr gezwickt zu werden.
    Aber für Carla war das Schlimmste, dass Flora fort war, die kleine weiße Ziege, die den Pferden im Stall und auf der Weide Gesellschaft geleistet hatte. Seit zwei Tagen war sie spurlos verschwunden. Carla befürchtete, dass verwilderte Hunde oder Kojoten oder vielleicht sogar ein Bär sie erwischt hatten.
    Sie hatte letzte Nacht und in der Nacht davor von Flora geträumt. Im ersten Traum war Flora mit einem roten Apfel im Maul an ihr Bett gekommen, aber im zweiten Traum – gestern Nacht – war sie fortgelaufen, als sie Carla kommen sah. Ihr eines Bein schien verletzt zu sein, aber sie rannte fort. Sie führte Carla zu einem

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