Tricks
College und war also viel unterwegs. Er war Dichter.
Soviel wusste man in der Gegend. Aber er schien sich mit ganz anderen Dingen abzugeben. Für einen Dichter und für einen alten Mann – vielleicht zwanzig Jahre älter als Mrs. Jamieson – war er rüstig und aktiv. Er hatte sich die Entwässerungsanlage auf dem Grundstück vorgenommen, den Ablauf gereinigt und mit Steinen ausgelegt. Er hatte den Boden umgegraben, eingezäunt und einen Gemüsegarten angelegt, hatte Pfade durch die Wildnis gebahnt und das Haus repariert.
Das Haus selbst war ein merkwürdig aussehender dreieckiger Bau, den er vor Jahren, mit der Hilfe von Freunden, auf den Fundamenten eines alten, verfallenen Farmhauses errichtet hatte. Diese Leute galten als Hippies – obwohl Mr. Jamieson dafür ein wenig zu alt gewesen sein musste, sogar damals, vor Mrs. Jamiesons Zeit. Es gab das Gerücht, dass sie im Wald Marihuana angepflanzt, es verkauft und das Geld in gut verschlossenen Weckgläsern verstaut hatten, die rund um das Grundstück vergraben worden waren. Clark hatte das von Leuten gehört, die er in der Stadt kennengelernt hatte. Er sagte, das sei Bockmist.
»Sonst wäre schon längst jemand hingegangen und hätte alles ausgebuddelt. Jemand hätte ihn bestimmt dazu gebracht, dass er sagt, wo's ist.«
Als Carla und Clark den Nachruf lasen, erfuhren sie zum ersten Mal, dass Leon Jamieson fünf Jahre vor seinem Tod einen hoch dotierten Preis erhalten hatte. Einen Preis für Lyrik. Niemand hatte das je erwähnt. Offenbar brachten die Leute es fertig, an Geld zu glauben, verdient mit Drogen und vergraben in Weckgläsern, aber nicht an Geld, verdient für das Schreiben von Gedichten.
Kurz danach sagte Clark: »Wir hätten ihn zwingen können zu zahlen.«
Carla wusste sofort, wovon er redete, aber sie hielt es für einen Scherz.
»Zu spät«, sagte sie. »Wer tot ist, kann nicht mehr zahlen.«
»Er nicht. Aber sie.«
»Sie ist in Griechenland.«
»Sie wird nicht in Griechenland bleiben.«
»Sie hat nichts davon gewusst«, sagte Carla ernsthafter.
»Das habe ich auch nicht behauptet.«
»Sie hat überhaupt keine Ahnung.«
»Das können wir ändern.«
Carla sagte: »Nein. Nein.«
Clark redete weiter, als hätte sie nichts gesagt.
»Wir können sagen, wir gehen sonst vor Gericht. Für so was wird andauernd Geld gezahlt.«
»Wie willst du denn das machen? Du kannst doch einen Toten nicht verklagen.«
»Drohen, damit an die Presse zu gehen. Berühmter Dichter. Die Zeitungen würden sich drauf stürzen. Wir brauchen bloß damit zu drohen, dann wird sie klein beigeben.«
»Das träumst du doch nur«, sagte Carla. »Du machst Witze.«
»Nein«, sagte Clark. »Ich mache keine Witze.«
Carla sagte, dass sie nicht weiter darüber reden wolle, und er sagte, na gut.
Aber sie redeten schon am nächsten Tag wieder darüber, ebenso wie am Tag darauf und am Tag darauf. Er setzte sich manchmal Dinge in den Kopf, die gar nicht durchführbar waren, vielleicht sogar illegal. Er sprach mit wachsender Erregung davon, und dann – sie wusste nicht genau, warum – ließ er sie fallen. Wenn der Regen aufgehört hätte, wenn aus dem trüben Grau noch ein halbwegs normaler Sommer geworden wäre, hätte er vielleicht von der Idee abgelassen wie sonst auch. Aber das war nicht eingetreten, und den ganzen letzten Monat lang war er auf dem Plan herumgeritten, als sei er vollkommen machbar und ernst gemeint. Die Frage war nur, wie viel Geld sie verlangen sollten. Zu wenig, und es konnte sein, dass die Frau sie nicht ernst nahm und rauskriegen wollte, ob sie blufften. Zu viel, und sie konnte sich auf die Hinterbeine stellen und alles abstreiten.
Carla hatte aufgehört, es einen Witz zu nennen. Sondern behauptete, dass es nicht funktionieren konnte. Sie sagte, Dichter stünden doch in dem Ruf, so zu sein. Es gebe also gar keinen Grund, das mit Geld zu vertuschen.
Er sagte, es könnte funktionieren, wenn es richtig gemacht würde. Carla sollte zusammenbrechen und Mrs. Jamieson die ganze Geschichte erzählen. Dann würde Clark dazukommen und so tun, als sei ihm das völlig neu, als habe er es gerade erst erfahren. Er würde empört sein, er würde davon sprechen, es überall auszuposaunen. Er würde es Mrs. Jamieson überlassen, vom Geld anzufangen.
»Du bist verletzt worden. Du bist belästigt und gedemütigt worden, und ich bin verletzt und gedemütigt worden, weil du meine Frau bist. Es ist eine Frage der Achtung.«
Immer wieder redete er so auf sie
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