Tricks
zwischen dem Krematorium und der Abreise nach Griechenland hatte Carla ihr bei allem geholfen. Jedes Kleidungsstück, das Leon je getragen hatte, und auch einige, die er nicht getragen hatte, darunter die nie ausgepackten Geschenke seiner Schwestern, waren auf den Rücksitz des Autos getürmt und beim Secondhandshop abgeliefert worden. Seine Tabletten, sein Rasierzeug, ungeöffnete Dosen mit dem kalorienreichen Trunk, der ihn genährt hatte, solange irgendetwas das konnte, Packungen mit den Sesamcrackers, die er eine Zeit lang dutzendweise gegessen hatte, die Plastikflaschen voller Lotion, die seinem Rücken Erleichterung verschafft hatte, die Lammfelle, auf denen er gelegen hatte – all das wanderte in Plastiksäcke, um auf dem Müll zu landen, und Carla stellte nie etwas in Frage. Sie sagte nie: »Vielleicht kann das noch jemand gebrauchen«, oder wies darauf hin, dass ganze Kartons voller Dosen ungeöffnet waren. Als Sylvia sagte: »Ich wünschte, ich hätte die Kleidung nicht in die Stadt gebracht. Ich wünschte, ich hätte alle Sachen verbrannt«, hatte Carla keinerlei Überraschung gezeigt.
Sie machten den Herd sauber, wischten die Schränke aus und putzten die gekachelten Wände und die Fenster. Eines Tages saß Sylvia im Wohnzimmer und ging alle Kondolenzschreiben durch, die sie erhalten hatte. (Es gab keine Stapel von Notizen und Entwürfen, die gesichtet werden mussten, wie man es bei einem Schriftsteller hätte erwarten können, keine unbeendeten Arbeiten oder hingeworfenen Ideen. Er hatte ihr schon vor Monaten gesagt, dass er alles weggeworfen habe.
Ohne Reue
.)
Die zum Südhang gelegene Wand des Hauses bestand aus großen Fenstern. Sylvia blickte auf, überrascht von dem wässrigen Licht der Sonne, die zum Vorschein gekommen war – oder vielleicht auch von dem Schatten, den Carla warf, mit nackten Armen und Beinen oben auf der Leiter, das resolute Gesicht gekrönt von einem Gekräusel feiner blonder Haare, die zu kurz für den Zopf waren. Sie sprühte die Scheibe ein und rieb sie energisch ab. Als sie sah, dass Sylvia sie anschaute, hielt sie inne, breitete die Arme aus wie ein Schreckgespenst und zog eine alberne Teufelsfratze. Beide fingen an zu lachen. Sylvia spürte dieses Lachen durch sich strömen wie einen verspielten Bach. Sie wandte sich wieder ihren Briefen zu, während Carla weiterputzte. Sie entschied, dass all diese freundlichen Worte – ehrlich gemeint oder förmlich, die Würdigungen und Beileidsbekundungen – denselben Weg nehmen konnten wie die Lammfelle und die Crackers.
Als sie Carla die Leiter hereinholen hörte, ihre Schritte im Gang hörte, wurde sie plötzlich schüchtern. Sie blieb mit gesenktem Kopf an ihrem Platz sitzen, als Carla ins Zimmer kam und hinter ihr vorbeiging, auf ihrem Weg in die Küche, um den Eimer mit den Putzlappen unter die Spüle zu stellen. Carla blieb kaum stehen, sie war flink wie ein Vogel, aber sie schaffte es, einen Kuss auf Sylvias gesenkten Kopf zu drücken. Dann pfiff sie weiter vor sich hin.
Der Kuss war Sylvia seitdem nicht mehr aus dem Sinn gegangen. Er hatte nichts Besonderes zu bedeuten. Er bedeutete
Kopf hoch
. Oder
Fast geschafft
. Er bedeutete, dass sie gute Freundinnen waren, die zusammen viel schmerzliche Arbeit hinter sich gebracht hatten. Oder vielleicht nur, dass die Sonne herausgekommen war. Trotzdem sah Sylvia ihn als hell leuchtende Blume, deren Blütenblätter sich in ihr mit stürmischer Glut entfalteten, wie fliegende Hitze in den Wechseljahren.
Hin und wieder hatte es in einem ihrer Botanikkurse eine ungewöhnliche Studentin gegeben – eine, deren wache Intelligenz, gepaart mit Arbeitseifer, linkischer Ichbezogenheit und manchmal sogar echter Leidenschaft für die Welt der Natur sie an ihr eigenes jüngeres Selbst erinnert hatte. Solche Mädchen hatten sich anbetend an sie geheftet, hatten auf irgendeine Nähe gehofft, die sie sich – in den meisten Fällen – gar nicht hatten vorstellen können, und waren ihr bald auf die Nerven gefallen.
Carla dagegen war ganz anders. Wenn sie irgendjemandem in Sylvias Leben ähnelte, dann allenfalls bestimmten Mädchen, die sie in der High School gekannt hatte – aufgeweckt, aber nie neunmalklug, sportlich, aber ohne ehrgeizigen Siegeswillen, lebhaft, aber nicht quirlig. Von Natur aus glücklich.
*
»Da, wo ich mit meinen beiden alten Freundinnen war, in diesem kleinen Dorf, diesem winzigen Nest, da hielt nur ganz selten mal ein Touristenbus, wie vom Weg abgekommen, und die
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