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Trieb

Trieb

Titel: Trieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Schenkelhalsfraktur zudem auch die Gefäße verletzt, die den Schenkelhals und den Hüftkopf mit Blut versorgen. Häufig kommt es deshalb zur Hüftkopfnekrose. Die wenigsten …« Er zögerte.
    »Die wenigsten erholen sich wieder davon«, beendete Kalkbrenner den Satz.
    Der Doktor stand unschlüssig im Zimmer. »Es tut mir leid.«
    Es tut mir leid.
Eine Floskel. Auch in diesem Punkt unterschieden sich Ärzte nicht von Ermittlern, die Hinterbliebenen die schlechte Nachricht übermitteln mussten. Und wie die Beamten ließen auch die Mediziner die Angehörigen im Anschluss mit der Trauer allein. Dr. Pliska entschuldigte sich mit einem raschen Blick auf die Uhr, dann verschwand er.
    Käthe Maria lächelte noch immer, als würde sie ihre Krankheit verspotten. Vielleicht aber auch den Tod, wer wusste das schon?
Mit einem Lachen lässt sich vieles leichter ertragen.
    »Aber
Oma ist stark.« Jessy wischte sich die Tränen, die sich aufgestaut hatten, aus den Augenwinkeln. »Das ist sie immer gewesen.«
    Das stimmte nur zu gut. Bis zuletzt hatte Käthe Maria gegen das Alter angekämpft. Mit unglaublicher Beharrlichkeit war sie wiederholt aus dem Pflegeheim entwischt, hatte den Weg quer durch die Stadt nach Hause, in ihre alte Wohnung gesucht und gefunden, weil sie ihr vergangenes Leben nicht für beendet erklären wollte. Wahrscheinlich hatte sie auch wegen ihres unbeugsamen Willens die Lungenentzündung und den Herzinfarkt überstanden. Und deshalb war sie heute Morgen auch dem Krankenbett entstiegen.
    »Sie wird sich nicht unterkriegen lassen«, machte Jessy sich selbst Hoffnung.
    Kalkbrenner wollte es gerne glauben. »Sie braucht jetzt viel Ruhe.« Seine Tochter streichelte der alten Frau die Wange, und wie ein kleines Kind schmiegte sich Käthe Maria an ihre Hand. Es war ein zärtlicher Augenblick, voller Vertrautheit zwischen einem Erwachsenen und einem Kind, aber auch irgendwie verkehrt.
Wer ist hier das Kind? Wer der Erwachsene?
    »Wir sollten sie schlafen lassen«, sagte Kalkbrenner.
    Zu dritt schlichen sie sich aus dem Krankenhaus. Der Schneeregen hatte noch einmal an Stärke zugelegt, und Kalkbrenner atmete die frostige Luft tief in seine Lungen. Jessy und Leif schalteten ihre Handys ein.
    Kalkbrenner tat es ihnen nach. Schon wieder hatte er einen Anruf verpasst.
Gibt es keinen Moment der Ruhe mehr?
,
verzweifelte er.
Was ist bloß jetzt schon wieder passiert?
    Die Nummer gehörte Bernd Schöffel, dem Computerexperten des LKA, eine Nachricht hatte er jedoch nicht hinterlassen.
Auch gut.
Falls er an die Daten auf dem Rechner des Reporters gekommen war, waren jetzt sowieso andere Ermittler dafür zuständig. Das fiel nicht mehr in Kalkbrenners Zuständigkeitsbereich.
    »Worüber wolltet ihr denn mit mir reden?«, fragte er seine Tochter.
    »Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob jetzt der richtige Augenblick dafür ist.«
    »Wann ist denn schon richtig?«
Dinge ändern sich so schnell.
»Und wann ist falsch?«
    Als wollte es die Bedeutung seiner Frage unterstreichen, klingelte sein Handy. Wie erwartet verkündete Schöffel: »Ich habe den Mac geknackt. Du weißt schon, den vom Reporter.«
    »Wunderbar, aber ich habe mit diesem Fall nichts mehr zu tun.«
    »Ich habe schon mit Rita gesprochen, und sie sagte, die Daten würden dich trotzdem interessieren.«
    »Wieso?«
    »Ich habe auf dem Rechner von Sackowitz Fotos und Filme gefunden – ziemlich explizites Material. Im Klartext«, er holte tief Luft, bevor er fortfuhr, »Nacktbilder und Pornovideos mit Kindern. Darauf sind auch die beiden Jungen, Gregori und Manuel, zu erkennen, deren Fälle du bearbeitest.«
    Kalkbrenner benötigte einen Moment, bis er die Tragweite von Schöffels Worten begriff.
Vielleicht nur ein Zufall
, mahnte eine Stimme in ihm. Es war die gleiche, die ihn aufforderte, das Telefon über die Straße und in den Graben zu werfen. Jetzt sofort.
»Hast du sonst noch was gefunden?«
    »Wie? Reicht dir das etwa nicht?«
    »Ich meine, irgendwelche Namen? Daten? Fakten?«
    »Nein, nur Artikel, Notizen, Recherchen, dazu auch ziemlich viel Müll, der aber nichts mit diesem widerwärtigen Dreck zu tun hat.«
    »Kannst du mir den Rechner schicken?«
    »Natürlich.« Dann legte er auf.
    Sorgenvoll betrachtete Jessy ihren Vater. »Es ist wegen der Sache mit dem ermordeten Jungen, nicht wahr?«
    Wenn es nur das wäre!
    »Musst du jetzt los?«
    »Ich weiß nicht. Wahrscheinlich schon, aber es kommt mir falsch vor.«
    Sanft berührte Jessy seinen Arm. »Wann ist

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