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Trieb

Trieb

Titel: Trieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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erschienen und habe sich gewählt ausgedrückt. Das ist etwas anderes. Aber darüber hinaus: War er in Begleitung? Ist ihm jemand gefolgt?«
    »Nein, mir ist niemand aufgefallen. Aber in der Lobby herrscht immer ein ständiges Kommen und Gehen, da fällt es schwer, den Überblick zu bewahren.«
    »Hatte er einen Koffer dabei? Oder eine Tasche?«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern.«
    »Erinnern Sie sich daran, dass er keinen
Koffer hatte? Oder können Sie sich generell nicht daran erinnern, weil es Ihnen schwerfällt, den Überblick zu behalten?«
    Es dauerte einige Sekunden, bevor das Gesagte bei Wuttke ankam. Dann flüsterte er: »Er hatte keine Tasche dabei.«
    »Und das kam Ihnen nicht merkwürdig vor?«
    »Das ist nicht weiter ungewöhnlich.«
    »Also, jemand, der sich im Hotel zu einem Schäferstündchen mit einer netten Dame trifft, der sollte meines Erachtens wenigstens sein Aftershave oder Deodorant griffbereit haben. Schließlich wird er nicht wollen, dass die Gattin daheim am nächsten Morgen etwas riecht.«
    Wuttke schaute auf. »Ach, machen Sie
das so?«
    »Ich glaube nicht, dass das hier von Interesse ist.«
    Wuttke lächelte matt. »Er hätte seine Tasche auch erst mal im Auto lassen können, um sie später zu holen. Auch das ist nicht selten.«
    Die kurze Pause, die nun folgte, nahm der Hotelchef zum Anlass für eine weitere Beschwerde. »Sagen Sie, ist es notwendig, dass Sie unsere Gäste noch länger …«
    »Herr Jakobs, ich kann die Verwirrung Ihrer Gäste wirklich gut verstehen«, schnitt Kalkbrenner ihm das Wort ab.
    »Verwirrung? Das dürfte die Situation wohl kaum treffend beschreiben. Viele unserer Gäste haben inzwischen ihre Züge verpasst. Andere können nicht mehr den gebuchten Flug erreichen. Sie sind wütend, und dazu haben sie auch allen Grund, meinen Sie nicht auch?«
    »Es tut mir wirklich leid, aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt lässt sich eine Vernehmung aller Hotelgäste nicht vermeiden.«
    »Aller Hotelgäste? Aber wie stellen Sie sich das vor? Es ist Urlaubszeit. Wissen Sie, was hier los ist? Nahezu alle zweihundert Zimmer sind belegt.«
    »Das klingt nach vielen Leuten, die …«
    »Und ob!«
    »… durchaus etwas beobachtet haben könnten, das ihnen vor einer Stunde nichtig erschien, sich bei der Beantwortung einiger Fragen aber vielleicht als wichtiger Hinweis entpuppt. Wir sind auf jeden einzelnen Augenzeugenbericht, jede noch so unscheinbare Beobachtung angewiesen. Und ich glaube, die Gäste des
Adler
werden …«
    »Hotel
Adler Kemper
«, korrigierte ihn Jakobs gereizt.
    »Wie bitte?«
    »Hotel
Adler Kemper
, so viel Zeit muss sein. Das ist der korrekte Name unseres Hauses.« Obwohl es perfekt saß, rückte er sein makelloses Jackett zurecht. »Also, was meinen Sie, wie lange werden Sie brauchen?«
    »Wenn wir keine Zeit mehr mit der Diskussion über korrekte Namen verschwenden, sollten Ihre Gäste schon bald wieder ihren Aufenthalt genießen können.«
    Düpiert schnappte der Direktionsmanager nach Luft, während Kalkbrenner bereits den Raum verließ.
    »Du bist unmöglich«, zischte Berger hinter ihm.
    »Mir ist, als hätte ich so was Ähnliches heute schon mal gehört.«
    »Vielleicht ist ja was Wahres dran?«
    »Vielleicht liegt’s auch einfach nur daran, dass ich tierischen Knast habe.«

13
    »Schto s wami?«, fragte der russische Junge mit der Kappe, der ihnen vorhin am Bahnhof entwischt war.
    »Er fragt, was mit uns los ist«, übersetzte Florim.
    »Wir haben uns verlaufen«, antwortete Tabori.
    »My sabludilis«, erklärte Florim, während sich vier weitere Jugendliche im Halbkreis um sie herum formierten. Die Russen waren größer als sie und auch viel besser gekleidet. Unter ihren Lederjacken leuchteten die Embleme grüner Nike-Shirts, am Hals trugen sie dicke Goldketten.
    Der Junge mit der Kappe hielt ein Mobiltelefon in der Hand. Aus dem kleinen Lautsprecher klang blecherner, aggressiver Hip-Hop von Eminem.
Time for me to just stand up
,
and travel new land.
»Kuda vy chatitje?«
    »Na woksal!«, erwiderte Florim.
    »Vy spraschiwali u ljudjei darogy?«
    »Ani nas nje panimajut.«
    »Worüber sprecht ihr?«, wollte Tabori wissen.
    »Ich habe ihnen gesagt, dass wir zum Bahnhof wollen. Und dass die Leute hier uns nicht verstehen.«
    Dick vermummt stapften die Passanten an ihnen vorbei. In Tüten und Taschen schleppten sie ihre Einkäufe, nur um wenige Meter weiter die nächsten Läden aufzusuchen, wo es noch mehr Jacken, Hosen oder Schuhe gab. Tabori

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