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Trieb

Trieb

Titel: Trieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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njim nje prikosnaitjes.«
    »Florim, was ist los?«, fragte Tabori entsetzt.
    »Pass auf!«, keuchte sein Freund.
    Schon drosch Miros Faust auf Tabori ein. Der Hieb streckte ihn sofort nieder. Als Tabori sich wieder aufrichten wollte, sah er eine Schuhspitze auf sich zurasen. Reflexartig warf er sich zur Seite. Der Tritt verfehlte ihn, und Tabori sprang vom Gehsteig auf.
    Auch Florim hatte sich hochgekämpft. »Lauf weg!«
    Gemeinsam sprinteten sie auf die Straße. Scheinwerfer blendeten auf, Hupen röhrten, Autoreifen quietschten. Nur wenige Zentimeter vor Taboris Hüfte kam ein Wagen zum Stehen. Das Fenster wurde hinuntergekurbelt, der Fahrer tobte.
    »Wohin?«, rief Tabori verzweifelt.
    »Egal, aber weg hier! Bloß weg hier!«
    Die beiden Jungs türmten in die erstbeste Straße, nahmen dann die nächste Quergasse und hasteten weiter. Blindlings rannten sie durch die frostige Nacht. Der kalte, scharfe Wind zerschnitt ihnen die Gesichter und Hände, doch der Schmerz war vergessen, als Tabori den Laden erkannte, in dem man die lachende Schatulle und die glühende Gummischlange kaufen konnte. In diesem Moment war er einfach nur froh, den unnützen Plunder wiederzusehen.
    Wie durch ein Wunder fanden sie zum Bahnhof zurück. In der warmen Halle warfen sie ihre Rucksäcke ab, lehnten sich erschöpft an ein Schaufenster und ließen sich dann langsam zu Boden sinken.
    Tabori befühlte die Wunde an seiner Wange. »Warum hat Miro uns zusammengeschlagen?«
    Florim hielt sich den Magen. »Weiß ich nicht.«
    »Aber er hat doch was gesagt, oder?«
    »Ja, er sagte: ›Das sind unsere Typen. Ihr lasst die Finger davon.‹«
    »Aber was hat er damit gemeint? Warum hat er …?« Dunkle Schatten, die sich über sie beugten, brachten Tabori abrupt zum Verstummen.
    10   Wir haben dich auch schon mal gesehen.
    11   Ja? Wo?
    12   Vorhin beim Bahnhof. Als wir angekommen sind.

14
    Kalkbrenner hatte erst ein Drittel der Currywurst verzehrt, als sein Handy klingelte. »Ja?«
    »Wo bist du?«, fragte Berger.
    Kalkbrenner pikte mit der Holzgabel eine Wurstscheibe auf. »Im Imbiss, warum?«
    »Wie, noch nicht auf dem Rückweg?«
    »Nein«, schmatzte Kalkbrenner genüsslich. Dazu plärrte aus einem Lautsprecher über der Imbisstheke Bob Marleys
Get Up
,
Stand Up.
    »Ein Hotelgast hat den Toten erkannt«, berichtete Berger. »Dessen Mutter war eine entfernte Bekannte. Die beiden waren«, er blätterte sich durch raschelnde Papiere, »zusammen auf dem Gymnasium. Das war vor einundzwanzig Jahren, als sie …«
    »Gut und schön, Sebastian, aber das kannst du dir schenken. Wer ist der Tote?«
    »Der Tote heißt«, erneut wühlte er in den Unterlagen, »ah, hier hab ich es: Rudolph Fielmeister. Kennst du ihn?«
    »Nee.«
    »Wahrscheinlich löffelst du gerade eine seiner Suppen aus.«
    »Nein, das tu ich nicht. Ich versuche, eine Currywurst zu essen.«
    »Paul, jetzt reg dich nicht so auf, ich kann nichts dafür, dass du …«
    »Ja, ja, schon gut.« Kalkbrenner spülte die Currysauce mit einem Schluck süßer Club Cola hinunter. »Also, schieß los. Wer ist dieser Fielmeister?«
    »Er ist Lebensmittelproduzent. Seiner Herstellung entstammen Fertiggerichte, Konserven, Suppen. Von denen gibt’s sogar eine Fernsehwerbung: Fielmeisters Beste
.
« Er summte eine Werbemelodie. »Die Firma hat ihren Sitz in, ja, richtig, in Potsdam. Ich glaube, ich bin an dem Gebäude sogar schon mal vorbeigefahren. Er hat … Warte!«
    Kalkbrenner nutzte die Pause für ein weiteres Stück Currywurst. Ein kaltes Stück. Verärgert schob er das Schälchen beiseite.
    »Also, er ist …« Offenbar hatte Berger wieder einmal die Kontrolle über seine Notizen verloren. »Moment, ich finde es gleich. Sera, hast du den …?«
    »Und eenmal Fritten.« Der Imbissbudenbetreiber stellte eine Schale Pommes rot-weiß auf die Theke. In der weißen Schürze, die sich um seinen voluminösen Leib spannte, wirkte er wie sein bester Kunde. Seine Wurstfinger mühten sich mit den kleinen Tasten der Kasse ab. Mit Klingeln und Rattern sprang die Schublade letztendlich doch auf. »Macht vier fuffzich«, sagte er erleichtert.
    »Mein Gott, was geht denn bei dir ab?«, wunderte sich Berger.
    »Das Gleiche könnte ich dich fragen.«
    »Wieso das denn?«
    »Ach, vergiss es. Ich bin schon auf dem Weg!« Kalkbrenner kappte das Gespräch, bezahlte und schnappte sich die Fritten. Bis zum
Adler
hatte er die Hälfte in sich hineingeschaufelt.
Es ist doch immer das Gleiche.
Den Rest wollte er

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