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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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sagte.

    Hatte Manfred ihn etwa angelogen, so wie er manchmal auch die Anleiter foppte, wenn er Scheiß geräte statt Schweiß geräte sagte und dann so tat, als sei es nur ein Versprecher gewesen? So richtig glauben wollte Harald das nicht, weil Manfred manchmal auch richtig schlaue Sachen sagte und er sich auch nicht vor Frau Petrowski schämte. Im Gegensatz zu Harald hatte Manfred der Psychologin schon von seinem Ding da unten erzählt und ihr sogar schon mal gezeigt, was er damit machte. Das hatte er zumindest behauptet.
    Vielleicht habe ich es auch nur falsch gemacht, und es hat Lara deswegen nicht gefallen, durchfuhr es ihn.
    Was, wenn Lara nun aufwachte, nach Hause lief und allen davon erzählen würde? Sie würden ihn auslachen, wer auch immer sie sein mochten. Karl vielleicht und Annemarie, und seine Mutter, bestimmt auch Manfred und die Anleiter in der Werkstatt. Sie alle würden ihn auslachen, weil er sogar zu dumm war, sein Ding da unten so reinzustecken, dass es einem Mädchen Spaß machte.
    Seht euch den nur an, würden sie sagen und auf ihn zeigen, will wie Batman sein, aber ist zu dumm zum Liebemachen. Das arme Ding hat sich sogar den Kopf dabei angeschlagen und so geblutet, dass es einen Fleck auf der Wand hinterlassen hat. Da kann es ihr ja keinen Spaß machen.
    Harald spürte Tränen in sich aufsteigen. Er hatte versagt. Wieder einmal. Er bückte sich zu Lara, streichelte ihren Kopf und löste zärtlich die verklebten Haare aus der Platzwunde. Da musste ganz schnell ein Pflaster drauf, das wusste er von Matthias, der mit ihm in der Werkstatt arbeitete und meistens eine komische ringförmige Kappe tragen musste. Wenn er die nicht aufhatte, konnte es passieren,
dass er schreiend mit dem Kopf an die Wand schlug, absichtlich sogar, und dann bekam er ein großes weißes Pflaster auf die Stirn und die Kappe wieder auf.
    Harald wusste, wo es ein solches Pflaster gab. Nicht zu Hause bei Mama – nein, da würden sie ihn auslachen -, sondern an einem besseren Ort, gar nicht weit von hier. Dort konnte er Lara das Pflaster draufkleben und mit ihr reden, wenn sie wieder wach war. Er würde ihr erklären, dass er es eigentlich so hatte machen wollen, dass auch sie Spaß hatte und nicht mehr traurig war, weil sie sich allein in dem dunklen Keller befand.
    Er würde ihr es noch einmal zeigen, es dann auch richtig machen und erst aufhören, wenn sie so richtig von Herzen lachte. Sie konnte so lieb lachen. Und dann würden sie heimgehen, und Lara konnte erzählen, wie lieb er zu ihr gewesen war.
    Dann würde ihn niemand mehr auslachen.
    Dann wäre er ein Held.
    So wie Batman.
    Das Erste, was Lara einfiel, als sie wieder zu sich kam, waren die leuchtend weißen Mücken, die sie hatte verjagen wollen. Nun waren sie verschwunden, aber ihr Summen konnte sie noch immer hören. Ihr Kopf tat schrecklich weh, und zwischen ihren Beinen brannte es furchtbar.
    Sie rappelte sich auf, stemmte sich auf die Ellenbogen und stellte fest, dass sie nicht mehr in dem Keller war.
    Sie kannte diesen Ort gut. Es war die alte Heuscheune neben dem Weizenfeld am Waldrand. Nicole und sie waren hier schon oft beim Spielen gewesen, vor allem in den letzten Sommerferien, in denen es so viel geregnet hatte.

    Hier konnte man tolle Sachen entdecken. Einmal hatten sie sogar vier frisch geborene Kätzchen gefunden, die von ihrer Mutter oben auf der Tenne wie Küken in ein Nest aus Heu gebettet worden waren. Sie hatte zu Nicole gesagt, sie wolle auch mal so ein Kätzchen haben, wenn sie groß sei. Das dürfte dann auch bei ihr im Bett schlafen.
    Doch nun war dieser Raum unheimlich, daran änderte selbst das Licht der Sonnenstrahlen nichts, das durch die Ritzen zwischen den Lattenwänden hereindrang und den tanzenden Staub beschien.
    Aber wie war sie überhaupt hierhergekommen? Sie war doch gerade noch …
    Der Keller!
    Der Schwarze Mann!
    Im selben Augenblick, in dem ihr wieder einfiel, was geschehen war, entdeckte sie auch den Schwarzen Mann. Er stand an einem Holzkasten an der Wand und wühlte darin herum. Sein Kopf war hinter der Kastentür verborgen, auf der ein ausgeblichenes rotes Kreuz zu erkennen war. Dasselbe wie zu Hause auf dem Erste-Hilfe-Schränkchen im Badezimmer. Sie erinnerte sich, wie Nicole im letzten Sommer eine alte muffige Mullbinde aus dem Kasten geholt und wie sie dann Mumie gespielt hatten. Dabei war ihnen ein Fläschchen mit einer grellroten Flüssigkeit umgekippt, die furchtbar streng gerochen hatte, und über eine Packung

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