Trigger - Dorn, W: Trigger
raus«, sondern nur langgezogene Laute, so schrill, dass sie in seinen Ohren wehtaten.
Also lief Harald schnell auf sie zu, packte sie und hielt ihr den Mund zu.
»He, ich bin’s doch nur«, sagte er leise, aber Lara wollte sich nicht beruhigen.
Sie hatte sich bestimmt erschreckt, so ganz allein in diesem Keller. Da war es wichtig, nichts Falsches zu ihr zu sagen, das wusste Harald von seinen Mitbewohnern im Heim. Wenn die so laut schrien und strampelten, musste man sie in den Arm nehmen, festhalten und ruhig auf sie einreden. Oder, noch besser, eine leise Melodie summen.
Er presste Lara an sich, drückte ihren Kopf gegen seine Brust, summte das Lied, das ihm seine Mutter immer vorgesungen hatte – Schlaf, Kindlein, schlaf – und streichelte sanft über ihren Rücken.
Lara strampelte immer noch, aber sie schrie nicht mehr, sondern schnaufte fest durch sein Batman -Shirt.
»Gut so«, sagte er sanft und summte dann weiter.
Doch all seine Bemühungen schienen nicht zu helfen, denn nun begann Lara zu schluchzen. Er spürte, wie sich ein nasser Fleck auf seinem Sweatshirt ausbreitete, und er spürte noch etwas: Es gefiel ihm, wie sich Laras glatter Rücken und ihr runder Po unter ihrem Kleid anfühlten.
Manfreds Worte kamen ihm wieder in den Sinn.
Es macht ihnen Spaß.
Vielleicht war es das, was Lara jetzt brauchte: Spaß haben. Wenn man Spaß hatte, lachte man, und alles Schlimme
um einen herum war vergessen – auch das Heim, in das einen der große Bruder und die Mama stecken wollten. Außerdem hatte er Lara ja lieb.
»Komm«, flüsterte er und merkte, wie er zitterte. »Ich zeig dir was.«
Der Schwarze Mann sagte etwas zu ihr, das sie nicht verstehen konnte. Zum einen sprach er zu leise, und zum anderen drückte sein Arm gegen ihr Ohr. Außerdem war sie viel zu sehr damit beschäftigt, durch sein nach Schweiß und Küchengerüchen stinkendes Sweatshirt Luft zu bekommen, gegen das er ihr Gesicht mit stählernem Griff presste.
Die Angst tobte wie ein wildes Tier in ihrem Kopf, ließ kaum noch einen klaren Gedanken zu. Sie versuchte sich zu wehren, freizukommen, doch der Schwarze Mann hielt sie fest wie ein Schraubstock, während seine andere Hand, die in Laras Fantasie zu einer haarigen Pranke mit langen scharfen Krallen geworden war, ihr Kleid zerfetzte. Mit einem einzigen Ruck zerriss er ihr Höschen mit dem tanzenden Pandabären auf der Vorderseite. Dann drückte er sie mit dem Gesicht nach unten auf den staubigen Lehmboden. Lara schmeckte Dreck, als sie schrie, und dann … explodierten Sterne vor ihrem Gesicht, während sie glaubte, sich in eine Badewanne mit siedend heißem Wasser gesetzt zu haben.
Ihr Schmerzgebrüll wurde von den engen Wänden des Eiskellers zu ihr zurückgeschmettert, und diesmal war sie sich sicher, dass es kein Gespenst war, das ihre Stimme imitierte. Diesmal wusste sie sofort, dass sie selbst so schrie.
Lara strampelte und zappelte und – kam frei. Sie versuchte, auf allen vieren vor dem Monster davonzukrabbeln,
während ihr Atem sich wie eine Dampflok anhörte, die einen Berg hinunterraste. Doch sofort wurde sie wieder von einer der Pranken gepackt, diesmal am Nacken.
»Neiiiin!«, kreischte sie und schlug um sich. Sie hörte ihre Hände in das Gesicht des Schwarzen Mannes klatschen, hörte sein überraschtes »Uff« im Halbdunkel. Dann wurde sie durch die Luft gewirbelt, nur kurz, und schlug mit dem Kopf gegen etwas unglaublich Hartes. Begleitet von einem Geräusch, das dem einer Kokosnuss ähnelte, auf die man mit einem Stein schlug, stob vor ihren Augen ein ganzer Schwarm leuchtender Mücken auf. Sie tanzten wie verrückt vor Laras Gesicht.
Ich muss sie wegscheuchen, dachte sie träge.
Doch gleich darauf waren die leuchtenden Mücken wieder verschwunden, und Lara fiel in eine endlos tiefe Schwärze.
Harald trat einen Schritt zurück und ließ Laras schlaffen Körper auf den Lehmboden sinken.
Was war denn nur passiert? Es war doch schön gewesen. Für ihn auf jeden Fall. Das war so ganz anders gewesen, als wenn er sein Ding da unten nur rieb, bis das weiße Zeug herauslief und es dann Ruhe gab.
Mit Lara war das Gefühl so toll gewesen, er hatte gar nicht mehr anders gekonnt. Sein Kopf war vollkommen leer gewesen, keine Sorgen und keine dummen Gedanken mehr, einfach nur nichts.
Aber ihr hatte es nicht gefallen. Sie hatte keinen Spaß gehabt. Sie hatte es nicht gewollt, so wie die Frau auf dem Poster in Manfreds Spind, die in einer Sprechblase Ich will es!
Weitere Kostenlose Bücher