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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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Äußeres ließ Ellen vermuten, dass ihr Gegenüber schon vor einer guten Weile sein Rasierzeug gegen eine Flasche Jägermeister eingetauscht hatte. Über den ausgeblichenen Batikhosen wölbte sich ein stattlicher Bauch, für den das T-Shirt mit dem
Aufdruck BIERKÖNIG eindeutig zu eng geworden war, und die zahllosen geplatzten Äderchen in seinem Gesicht verrieten, dass er dieses Shirt nicht zu Unrecht trug. Aus dem Mundwinkel des bulligen Kerls ragte wie festgewachsen eine Selbstgedrehte.
    »Was gibt’s?«
    Ellen spürte, wie sich ihre Muskeln verkrampften. Wenn sich ihr Verdacht bestätigte und Silvia Janov wirklich die Frau ohne Namen war, stand sie nun dem Schwarzen Mann gegenüber.
    »Guten Tag.« Ellen tat ihr Bestes, um sich ihre Anspannung nicht anmerken zu lassen. »Mein Name ist Ellen Roth. Ich möchte zu Frau Silvia Janov.«
    »Warum?«
    »Das würde ich gerne mit Frau Janov persönlich besprechen.«
    »Is’ nich’ da.«
    Hinter ihm im Halbdunkel des Flurs bewegte sich jemand, und eine Frauenstimme zischte: »Eddi, was’n los?«
    Die Stimme war zu leise, als dass Ellen sie hätte wiedererkennen können. Möglich, dass sie zu der Frau aus Zimmer 7 gehörte, vielleicht aber auch nicht.
    »Halt’s Maul! Da is”ne Tussi, die dich sprechen will.« Wieder an Ellen gewandt, fragte er: »Was woll’n Sie überhaupt?«
    »Ich bin Ärztin und hätte Ihrer Frau gern ein paar Fragen gestellt.«
    Wieder die Stimme der Frau. »Was will die denn?« Wieder zu leise.
    »Hier is’ niemand krank. Und jetzt verpiss dich, oder ich ruf die Bullen!«

    Es lag auf der Hand, dass dieser Eddi sich eher gewaschen hätte, als die Polizei zu rufen, aber es war für Ellen mindestens ebenso offensichtlich, dass er sie nicht mit seiner Frau würde sprechen lassen. Ihr war aber auch bewusst, dass sie sich mit diesem Zweizentnerkerl besser nicht auf einen Streit einlassen sollte.
    »Also gut, dann gehe ich eben wieder«, sagte sie mit gespielter Gleichgültigkeit. »Aber auf das Geld müssen Sie dann verzichten.«
    Nun kam etwas Leben in den Blick des Mannes. Er spuckte die Zigarette aus. »Was’n für Geld?«
    »Die zwanzig Euro, die ich Ihnen gegeben hätte, wenn Sie mich kurz mit Ihrer Frau sprechen lassen.«
    »Du verscheißerst mich doch?«
    »Würde ich mich nie trauen.«
    »’nen Fuffi, und die Sache ist geritzt.«
    »Ich sagte zwanzig.«
    »Und ich’nen Fuffi. Also?«
    »Also gut, dann eben fünfzig.«
    »Bar auf die Kralle.«
    Er hielt ihr die offene Hand hin, und Ellen tat einen Schritt zurück.
    Ihr schoss der Gedanke durch den Kopf, dass es diese Hand gewesen sein musste, die ihre Patientin geschlagen hatte. Diese riesige Hand mit den abgebrochenen Nägeln und den kurzen dicken Fingern, die aussahen, als könnten sie mit Leichtigkeit einen zierlichen Frauenarm zerquetschen.
    Ellen musste sich zusammennehmen, um ihr Zittern vor ihm zu verbergen, als sie einen Fünfziger aus ihrem Geldbeutel nahm. Sie hielt ihm den Schein hin und achtete
sorgsam darauf, dass Janov sie nicht berührte, als er ihn sich schnappte.
    Er hielt den Geldschein prüfend gegen das Licht, dann bedachte er Ellen mit einem argwöhnischen Blick.
    »Warum isses dir’nen Fuffi wert, mit meiner Alten zu quatschen?«
    »Sie kann mir vielleicht in einer persönlichen Angelegenheit helfen.«
    »Soso.«
    »Bitte, Sie haben das Geld, nun halten Sie sich an unsere Vereinbarung.«
    »Und du bist wirklich nich’ von irgend so’nem Amt?«
    Ellen versicherte ihm, von keiner Behörde zu kommen, woraufhin er sie in den Flur winkte. Eigentlich hatte sie gehofft, Silvia Janov würde zu ihr herauskommen, doch das tat sie nicht.
    Es kostete Ellen alle nur erdenkliche Überwindung, das Haus zu betreten. Der Flur war nicht beleuchtet. In einem der anderen Zimmer plärrte ein Fernseher. Dem Ton nach handelte es sich um die Übertragung eines Fußballspiels. Es roch nach Schweißfüßen, abgestandenem Bier und kaltem Rauch. Alte Zeitungen und Abfälle lagen über den welligen Teppichboden verstreut. Neben der Tür zu einer völlig verwahrlosten Küche kniete eine Frau. Sie griff zitternd nach einem umgekippten Papierkorb und begann, den verstreuten Müll einzusammeln.
    »Trödelt nich’ so lange rum«, knurrte der Mann. »In fünf Minuten haste die Scheiße wieder aufgehoben, kapiert?«
    Er kratzte sich am Gesäß und schlurfte in den Raum, aus dem die Stimme des Sportmoderators zu hören war. Erst als das Knarren ausgeleierter Couchfedern zu hören war,
hob Silvia

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