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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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überzeugt zu sein -, wüsste ich nicht, wie ich Ihnen helfen könnte.«
    »Sie könnten die Vermisstenmeldungen durchgehen. Vielleicht ist sie ja auch jemandem aufgefallen, ehe sie in die Klinik eingeliefert wurde? Und was ist mit Meldungen über Missbrauch und Vergewaltigung? Vielleicht gab es ja Zeugen.«
    »Und wo soll ich anfangen?« Kröger klang nun nicht mehr wie ein Fernsehkommissar, sondern eher wie ein gereizter Polizeibeamter. »Wissen Sie eigentlich, wie viele Personen jedes Jahr als vermisst gemeldet werden? Soll ich aufs Geratewohl all diese Meldungen durchgehen und meine anderen Fälle liegen lassen? Wir wissen ohnehin nicht mehr, wo uns der Kopf steht.«
    »Aber irgendetwas müssen Sie doch tun. Diese Frau ist in Gefahr!«
    »Ohne ihren Namen zu kennen? Soll ich eine Nadel im Heuhaufen suchen, obwohl Sie mir nicht einmal bestätigen können, dass überhaupt ein Verbrechen stattgefunden hat? Ich will Sie ja nicht mit Statistiken behelligen, aber was Vergewaltigungen betrifft, so gab es allein im letzten Jahr bundesweit über neuntausend Fälle. Registrierte Fälle, wohlgemerkt. Sie können sich bestimmt denken, dass die Dunkelziffer um ein Vielfaches höher liegt. Aber was noch viel wichtiger ist: Selbst wenn die Frau wirklich vergewaltigt worden ist, können wir nichts gegen den Mann unternehmen,
solange Ihre Patientin keine Anzeige gegen ihn erstattet. Dazu müsste sie sich jedoch erst einmal bei uns melden. Tut mir ehrlich leid, Frau Doktor, aber so ist nun mal die Gesetzeslage.«
    Wütend sprang Ellen von ihrem Stuhl auf. »Von mir aus stecken Sie sich Ihre Gesetze sonst wohin! Diese Frau ist vollkommen verstört.
    Sie hat die Hölle durchgemacht, und es ist sowohl meine als auch Ihre Pflicht, ihr zu helfen und zu verhindern, dass ihr weitere Gewalt angetan wird!«
    Nun stand auch Kröger von seinem Platz auf. Dabei machte sein Stuhl ein erleichtertes Geräusch. Die Spannung zwischen Ellen und dem übergewichtigen Polizeihauptmeister hätte ausgereicht, um eine Flutlichtanlage betreiben zu können.
    »Genau«, sagte Kröger ruhig, wobei ihm anzusehen war, dass er sich zusammenreißen musste. »Es ist auch Ihre Pflicht. Über Ihre Beleidigung sehe ich einmal hinweg, denn ich verstehe Ihre Wut nur zu gut. Es ist ein hässliches Gefühl, wenn einem die Hände gebunden sind. Trotzdem kann ich Ihnen nicht helfen. Zumindest im Moment.«
    Er hielt ihr seine Visitenkarte hin.
    »Finden Sie heraus, wer diese Frau ist, und rufen Sie mich an. Wenn sie uns den Namen des Kerls nennt, der ihr das angetan hat, dann sorge ich persönlich dafür, dass wir ihn uns vornehmen. Mehr kann ich momentan nicht tun.«

Kapitel 13
    Rufen Sie mich an.
    Als Ellen wieder in ihrem Wagen saß, hielt sie noch immer Krögers Visitenkarte in der Hand.
    Hatte sie nicht genauso auf Silvia Janov reagiert? Manchmal war es leicht, sich aus der Affäre zu ziehen, indem man einfach nur eine Telefonnummer hinterließ. Gewissermaßen spielte man damit den Ball zurück. Ganz gleich, ob mit einer Visitenkarte oder einer Notiz auf einer zerrissenen Telefonrechnung, im Grunde sagte man immer das Gleiche: Ich bin nicht bereit, mich für dich in die Nesseln zu setzen. Sieh zu, dass du es allein schaffst. Aber zur Erleichterung meines Gewissens gebe ich dir einfach mal meine Nummer.
    Nur wenige Meter von Ellen entfernt schob sich die Blechlawine des Nachmittagsverkehrs dahin. Menschen auf dem Nachhauseweg. Auf dem Weg zu anderen Menschen, die ihnen wichtig waren. Aber wem waren Silvia Janov und die Frau ohne Namen wichtig? Gab es überhaupt jemanden, den ihr Schicksal interessierte?
    Es war noch nicht allzu lange her, höchstens ein oder zwei Jahre, da hatte Ellen von einem Mann gelesen, der auf einer belebten Einkaufsstraße mitten in New York einen Herzanfall erlitten hatte. Der Mann war um die vierzig gewesen und hatte, dem Artikel zufolge, der sogenannten unteren Gesellschaftsschicht angehört. Beim Lesen hatte Ellen gedacht, dass dies eine sehr freundliche Umschreibung für jemanden war, den man im alltäglichen Sprachgebrauch einen Penner nennen würde.
    Der Mann war vor einem gut besuchten Warenhaus zusammengebrochen.
Es war zur Weihnachtszeit gewesen, und zahllose Menschen mussten sich auf der alljährlichen Jagd nach den passenden Geschenken an ihm vorbeigeschoben haben, während er sterbend auf dem Asphalt gelegen hatte.
    Der Verfasser des Artikels hatte nicht erwähnt, ob man diesem Mann noch hätte helfen können, wenn man sich

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