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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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aufgerissenen Augen drückte sich ihre Patientin in die Ecke zwischen Regal und Wand. Das Gesicht war blau und verschwollen, um den Mund herum mit Blut verkrustet. Ihr Haar stand wirr und verfilzt vom Kopf ab und schien an mehreren Stellen ausgerissen worden zu sein. Die Kopfhaut war mit einer Art Ausschlag und weißen Schuppen übersät.
    Die namenlose Frau zitterte entkräftet, als sie die gefesselten Hände hob. Auf ihren Handrücken erkannte Ellen entzündete Wunden.
    Was, in Gottes Namen, haben dir diese Schweine angetan? »Keine Angst«, flüsterte Ellen. »Ich habe dich jetzt gefunden. Alles wird gut.«
    Sie ging langsam auf das ausgemergelte Wesen zu, das einst eine hübsche Frau gewesen sein musste. Jede schnelle Bewegung vermeidend, kniete sie sich neben ihr nieder. Dabei fiel es ihr schwer zu atmen. Der Gestank der Frau
nach Schweiß, Adrenalin und Exkrementen war überwältigend.
    Vorsichtig ergriff Ellen die dürren Arme, die an den Handgelenken mit einem Kabelbinder zusammengebunden waren.
    »Ich werde das jetzt zerschneiden, okay?«
    Die Frau grinste sie breit an. Doch es war kein erleichtertes Grinsen, keine Freude – aus ihren Augen strahlte blanker Wahnsinn.
    Sie hat auf dem Weg durch die Hölle den Verstand verloren.
    Ellens Hand zitterte, als sie in die Jackentasche griff und eines der Skalpelle hervorholte. Als die Frau die Klinge sah, quiekte sie und riss sich die gefesselten Hände vors Gesicht.
    »Keine Angst«, redete Ellen auf sie ein. »Das brauche ich nur, um die Fesseln zu durchschneiden.«
    Sanft berührte sie einen Arm der Frau und zog ihn vorsichtig zu sich heran. Dann setzte sie die Klinge an den Kabelbinder. Die Frau rollte mit den Augen und gab seltsame Laute von sich. Glucksende Worte, die Ellen nicht verstehen konnte.
    »Ruhig, ganz ruhig. Ich will doch nur …«
    Wieder das Glucksen, doch diesmal war es lauter, und Ellen verstand zwei Worte.
    »Hinter. Dir!«
    Die Hand mit dem Stofftuch legte sich so abrupt auf ihr Gesicht, dass Ellen keine Zeit mehr blieb, die Luft anzuhalten. Im Gegenteil, sie zog vor Schreck den Atem ein und bekam dabei eine ziemliche Ladung Ether ab.

    Ihr Hinterkopf prallte gegen einen Oberschenkel. Der Angreifer verfügte über eine derartige Kraft, dass sie befürchtete, er würde ihr die Nase brechen.
    Der Ether zeigte schnell Wirkung. Ellens Puls begann zu jagen. Sie versuchte sich aus dem Griff zu befreien. Ihre Panik wurde durch die Wirkung des Ethers noch verstärkt und verlieh ihr ungeahnte Kräfte. Sie riss den Kopf zur Seite, löste sich von dem Tuch und schaffte es, ihren Angreifer mit dem Skalpell zu verletzen.
    Augenblicklich ließ er von ihr ab. Sie hörte seinen gedämpften Schrei, so als ob er sich selbst dicken Stoff vors Gesicht halten würde.
    Benommen fiel sie nach vorn und schlug mit dem Kopf nur knapp neben der Frau ohne Namen gegen das Regal. Ihre Hand tauchte in etwas Matschiges. Sie stemmte sich hoch, war sich aber nicht sicher, ob sie auf den Beinen stand oder frei in der Luft schwebte.
    Alles war auf einmal so leicht, wie in Schwerelosigkeit. Der Raum um sie schien jegliche feste Form verloren zu haben. Konturen verschwammen, verzerrten sich. Farben wirkten auf einmal grell und unecht.
    Sie sah eine schwarze Gestalt vor sich, die wie unter einer welligen Wasseroberfläche zuerst breiter, dann wieder ganz schmal wurde. Die Gestalt hielt sich die Schulter und trieb durch ein Meer tanzender Sterne auf sie zu.
    Auf einmal veränderten sich die Sterne, wurden zu Blättern, die ein sanfter Windhauch von den Bäumen wehte. Sie tänzelten durch die Luft und landeten auf dem Waldboden.

Kapitel 29
    Das Mädchen saß auf einem moosbewachsenen Stein und lächelte sie an. Ihr Sommerkleid mit den großen Blumen schien mit dem Laub um die Wette leuchten zu wollen. Auf einmal wirkte das Kleid gar nicht mehr so altmodisch. Im Gegenteil, Ellen wünschte, ihres wäre ebenso schön bunt. Doch sie selbst trug nur ein Kleid aus einem türkisen Stoff, der unangenehm kratzte, wenn man darunter schwitzte – und sie schwitzte stark, obwohl es hier im Wald um einiges kühler war als draußen auf der Wiese.
    »Das traust du dich nicht«, sagte das Mädchen in dem bunten Kleid.
    »Doch, natürlich trau ich mich.«
    »Nein, tust du nicht. Und weißt du auch, warum?«
    »Warum?«
    Das Mädchen zeigte mit dem Finger auf sie. »Weil du zu feige bist. Du warst schon immer zu feige.«
    Ihre Worte hallten in Ellens Kopf.
    Zu feige. Zu feige. Zu feige. Zu

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