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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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Schwarzen Mann?
    Ruckartig stand der Mann auf, legte die Nadel beiseite, nahm seinen Sweater vom Tisch und streifte ihn über. Dann kam er auf Ellen zu. Er packte sie an der Stirn und drückte ihren Kopf zurück auf die Platte. Dort fixierte er ihn mit einem Ledergurt.
    Es war Ellen unmöglich, sich dagegen zu wehren. Hilflos festgeschnallt rollte sie mit den Augen, um zu sehen, was er vorhatte. Natürlich wusste sie längst, was nun passieren würde, aber ihr Verstand wehrte sich mit aller Kraft gegen diese Vorstellung.
    »Bitte nicht!«, flehte sie, als er zu ihr zurückkehrte.
    Seine Bewegungen waren vollkommen gelassen, beinahe
gleichgültig. Obwohl er kein Wort sprach – auch dann nicht, als sie ihn anbettelte, er solle es bitte, bitte nicht tun -, schien er mit seinen ruhigen Bewegungen zu sagen: Tja, da musst du jetzt durch.
    Als sich seine Hand mit dem Beißklotz ihrem Mund näherte, presste sie Zähne und Lippen so fest es ging zusammen. Ihr war danach, den Kopf zur Seite zu drehen, doch so sehr sie sich auch bemühte, der Gurt hielt ihren Anstrengungen stand.
    Er presste ihr das übel riechende Gummistück an die Lippen und packte mit der anderen Hand ihr Gesicht. Mit enormer Kraft drückten seine Finger auf Ellens Kaumuskeln. Der Schmerz war so gewaltig, dass sie beinahe automatisch den Mund öffnete. Sie musste würgen, als er ihr den Gummiklotz zwischen die Zähne schob, glaubte für einen schrecklichen Augenblick, sich nun doch erbrechen und daran ersticken zu müssen, und atmete heftig durch die Nase, bis weiße Flecken vor ihren Augen tanzten.
    Nicht! Du hyperventilierst!
    Nun führte er einen zweiten Riemen über ihr Gesicht, der ihr Kinn nach oben band. In irrwitziger Geschwindigkeit jagten Gedanken durch ihren Kopf.
    Nein, er tut es nicht. Er wird es nicht wirklich tun. Er will mich nur erschrecken. Er will mir bloß Angst machen.
    Als er das Gel an ihre Schläfen rieb, wusste sie, dass er es doch tun würde. Und nur wenige Zentimeter hinter ihrem Kopf wurde das Summen lauter, das – so wusste sie jetzt – nicht von einem Bienenschwarm, sondern von einem Transformator stammte.
    Sie spürte die kalten Elektroden, die an ihre Schläfen geklebt wurden. Ein Gefühl, das schon Tausenden von Depressiven
und Schizophrenen vor ihr das Blut in den Adern hatte stocken lassen.
    Die Idee für diese Therapieform hatten zwei italienische Psychiater gehabt, als sie kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs beobachtet hatten, wie man Schweine vor ihrer Schlachtung mit Stromstößen betäubte. Die Mediziner hatten sich überlegt, ob das künstliche Herbeiführen von Krämpfen eine heilsame Wirkung auf psychische Krankheiten haben könnte. Immerhin schrieb man eine solche Wirkung auch epileptischen Krampfanfällen zu. In der festen Überzeugung, eine wirksame Heilmethode entdeckt zu haben, experimentierten sie zunächst mit Hunden, ehe sie das Verfahren an einem Sträfling testeten. Einem geistig völlig gesunden Sträfling.
    Dabei übersahen sie jedoch, dass es einen entscheidenden Unterschied zwischen Tieren und Menschen gibt: Im Gegensatz zum Tier weiß ein Mensch, was ihn erwartet, wenn man ihm Elektroden an die Schläfen heftet. Ein Mensch ist sich darüber bewusst, was als Nächstes geschehen wird – und die Angst davor ist mit Worten nicht zu beschreiben.
    Auch Ellen war von dieser unbeschreiblichen Angst wie gelähmt. Sie hätte alles getan, ja, wirklich alles, wenn ihr der Schwarze Mann die Elektroden wieder abgenommen hätte – denn ihr war noch etwas klar geworden: Er würde ihr weder Schmerzmittel noch eine Vollnarkose verabreichen, wie es ein Arzt heutzutage getan hätte.
    Der Schwarze Mann überprüfte noch einmal kurz die beiden Elektroden an ihren Schläfen, dann trat er hinter Ellen und legte den Schalter um.
Ein hässliches Knacken, begleitet von säuerlichem Stromgeruch.
    Für den kurzen Moment des Stromstoßes, der allenfalls ein oder zwei Sekunden dauerte, explodierte eine Supernova in ihrem Kopf.
    Ellen glaubte, in zwei Teile zerrissen zu werden – einen Teil, der im Flammenmeer eines brennenden Universums verglühte, und einen zweiten, physischen Teil, der sich aufzubäumen versuchte, als sich seine Muskeln durch die elektrischen Reize in ihrem Gehirn verkrampften.
    Hätte man den Stromstoß durch ihren Körper gejagt, hätte diese Folter ein tödliches Ende finden können. So war jedoch nur ihr Gehirn den Impulsen ausgesetzt.
    Es war eine Reise durch die Hölle. Zwar nahm Ellen keine

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