Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
Vom Netzwerk:
fuchtelte mit den Armen. Das hätte ich bleiben lassen sollen.
    Was dann passierte, hatte ich nicht beabsichtigt.
    Beim Herumfuchteln knallte meine Hand gegen Dons Arm. Das Bündel mit den Flyern segelte durch das Rats, und mitten im Flug öffnete sich die Verpackung. Es regnete DIN-A4-Blätter wie Herbstlaub. Der Rest rutschte quer über die Tanzfläche und verteilte sich vor dem Discjockeypodest.
    Mit einem Mal war es mucksmäuschenstill. Keine Musik mehr, selbst der Flipper blieb stumm.
    Scheiße, dachte ich und starrte Don mit offenem Mund an.
    Ihn schien unser Zusammenstoß nicht weiter zu beeindrucken.
    »Das ist alles ganz einfach«, sagte er. »Du gehst zur Stadtverwaltung und meldest ein Gewerbe an. Das kostet nicht viel. Dann bekommst du einen Wisch Papier. Und schon darfst du eine Firma betreiben.«
    »Zum Impresario gehört mehr als nur eine nette Idee. Du musst dich mit Geschäftemachen auskennen. Meinst du, du hast das drauf?«, fragte ich.
    Das war dick aufgetragen, aber es schien mir der einzige Weg, ihn wieder zurück auf die Erde zu holen.
    Don war nicht mehr zu stoppen. »Ich will Bands ein Forum bieten. Und wenn dabei Geld rumkommt, dann ist das legitim, ich habe ja schließlich investiert. So funktioniert die Marktwirtschaft. Angebot und Nachfrage.«
    Er lächelte siegessicher, als sei er schon ganz der Businessmann.
    Ich starrte ihn ungläubig an. »Du konntest doch gar nicht wissen, was hier abgeht, dass sich vier Bands hier und heute im Rats gegründet haben?«
    »Das macht einen guten Geschäftsmann aus, dass er weiß, was der Markt verlangt. Vier Bands, das ist doch ein guter Anfang für einen Impresario«, antwortete er selbstbewusst. »Als Mark bei Guru Guru auftrumpfte, da hatte ich einfach so ein Gefühl, dass sich daraus etwas entwickeln wird.«
    Ich wusste nichts mehr zu sagen.
    Don schaute mich triumphierend an. »Hör auf, so blöd zu glotzen, hilf mir lieber, den Scheiß aufzusammeln.«
    Ein Rascheln erfüllte das Rats. Mark und Andi waren die Ersten, die sich ein Flugblatt vom Boden fischten.

drei Septober Energy
    Ich lag in meinem Dachzimmer auf dem Bett und las es wieder und wieder. Der Artikel in Das Auge war aufgemacht wie eine Titelgeschichte im Spiegel. Großes Foto auf dem Cover und im Innenteil drei Seiten.
    Rock Power gegen grauen Spießermief , lautete die Überschrift. Das war nicht besonders originell, Überschriften waren nicht meine Stärke. Den Begriff Rock Power hatte ich mir bei der Musikzeitschrift Sounds ausgeliehen. Einmal für dieses Blatt schreiben, das wäre der Wahnsinn. An New Musical Express oder Rolling Stone wagte ich gar nicht zu denken.
    Don hatte einen Typ namens Meurer für die Fotos engagiert. Der machte das hobbymäßig, hatte aber eine Spiegelreflex und konnte mit dem Ding umgehen. Meurer bekam kein Honorar, dafür hatte Don ihm versprochen, er dürfe beim Festival fotografieren. Und wenn die Bands mal groß rauskämen, könne er die Bilder an alle großen Blätter verkaufen. Die gesamte Hot-Rats-Bande positionierte sich vor der Tür des Ladens. Meurer verschoss einen kompletten Film. Mark und Andi standen in der ersten Reihe. Das war dann auch das Titelbild. Und ich? Ich versuchte den theoretischen Überbau zu liefern. Mir kam die Aktion im Eckfritz wieder in den Sinn. Befeuert davon, kam mein Text daher wie eine politische Kampfschrift gegen Spießer und Reaktionäre:
    Sie sind noch keine zwanzig. Genau das richtige Alter, um Revolutionär zu werden. Und wie alle Revolutionäre kämpfen sie für eine neue Welt. Ihre Welt ist voll mit neuen Klängen. Sie führen einen Kampf und greifen dafür zu den Waffen. Ihre Waffen sind Gitarre, Keyboard, Mikrophon, Bass und Schlagzeug. Diese Jugend verwandelt ihre Wut in kreative Energie. Eine Energie, die zu Sound wird. Ein Sound voller Rock Power, der die Mauern unserer kleinen Stadt zum Einstürzen bringen wird. Um ihre Ziele zu erreichen, formieren sie sich in Kollektiven. Nur in Kollektiven, auch Band oder Gruppe genannt, können sie ihre kreative Kraft zur wahren Blüte entfalten. Sie wollen keinen Erfolg, keine Karriere. Ihre Seelen sind für Geld nicht zu haben. Sie suchen ihr Glück in der künstlerischen Erfüllung. Gegen die Langeweile, nieder mit grauer Städte Mauern!
    Es folgte eine Auflistung aller Bands, die sich innerhalb der vergangenen vier Wochen in unserem Ort formiert hatten. Ich stellte ihre Mitglieder vor und welche Stilrichtung sie spielten. Fra Mauro, Dreamlight, Storm und Electric

Weitere Kostenlose Bücher