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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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Wilhelm-Leuschner-Haus vorgestellt.
    Himmel und Hölle, das war die dritte Bandgründung. Das konnte ja noch heiter werden.
    »Und wer spielt was? Ihr seid doch nur zu zweit?«, fragte ich.
    »Falko spielt Gitarre, ich übernehme den Bass. Und als Schlagzeuger hatten wir an Mark gedacht. Sein Solo war phänomenal«, sagte Bab.
    Sieh an, sie waren auch dort gewesen und hatten ihn auf der Bühne erlebt.
    »Da kommt ihr zu spät. Mark hat mit Skip, Gero und Paul gerade Dreamlight gegründet«, sagte ich.
    Falko runzelte die Stirn. »Dreamlight, was ist das denn für ein Name? Egal. Alter, weißt du nicht jemanden, den wir fragen könnten?«
    »Da kann ich euch nicht helfen. Bin ja selbst überrascht, dass jetzt anscheinend jeder in einer Band spielen will. Aber ich halte Augen und Ohren offen. Ich höre mich mal um, versprochen.«
    Auf dem Klo pinkelte Rössel wie ein Gaul ins Becken. Ein nicht enden wollender Riesenstrahl. Ich stellte mich daneben und ließ es ebenfalls laufen.
    Rössel war Bastler. Früher hatte er Radios gebaut, er war der Einzige, von dem ich wusste, dass er ein Teleskop besaß.
    »Satti, hast du von Marks Auftritt gehört?«
    »Klar, Mann, bin doch selbst dabei gewesen.«
    »Stark, Alter, das finde ich richtig gut.«
    »Was findest du gut?«
    »Selbst Musik machen«, antwortete er.
    »Ich dachte, du glotzt die Sterne an. Mehr nicht.«
    »Ich habe mir eine Gitarre gebaut.«
    »Rössel, sag mir, dass das nicht wahr ist. Du nicht auch noch.«
    Ich beendete mein Geschäft und ging zum Waschbecken. Rössel kam mir hinterher.
    »Ich weiß gar nicht, was du hast«, sagte er, »das Ding, das ich mir gebaut habe, funktioniert. Es ist sogar bundrein. Und jetzt gründe ich eine Band. Ich habe auch schon einen Namen.«
    Er machte eine kleine Pause. »Storm.«
    »Storm wie Sturm, oder was?«
    »Genau, Alter. Unsere Musik wird alles hinwegfegen. Ein rockender Sturm. Wie Rory Gallagher.«
    Rössel blickte siegessicher drein. Ich wusste, dass er den ehemaligen Gitarristen von Taste grandios fand.
    »Rocken wie Gallagher«, wiederholte ich.
    »Ja, genau. Du kennst doch noch Werner und Gerd, die machen mit. Gerd am Schlagzeug, Werner am Bass.« Und ob ich Werner und Gerd kannte. Von der Schule her, doch ich hatte sie länger nicht mehr gesehen.
    Das war dann Band Nummer vier. Ich fasste noch einmal zusammen.
    Dreamlight, Fra Mauro, Electric Junk und Storm.
    Jetzt hatte ich keine Zweifel mehr. Eine Art Virus war ausgebrochen. Eindeutig grassierte ein Fieber. Das Musikfieber.
    *
    Enttäuscht versetzte Karen dem Flipper einen leichten Stoß. Tilt.
    Das Gerät blinkte, die roten und gelben Birnen setzten eine Lightshow in Gang wie beim Auftritt von Heads Hands & Feet neulich im Beat-Club.
    Sonny und Moses kicherten wie kleine Jungs, die sich über einen gelungenen Streich freuen. Karen zeigte ihnen die Zunge.
    »Was geht ab, Mann?« Moses spreizte zwei Finger. Peace. Hatten die Hippies immer gemacht.
    Karen trat zur Seite.
    Sonny begann ein neues Spiel, schoss die silberne Kugel ab. Pling.
    »Eigentlich wollte ich euch was erzählen. Aber ihr seid bekifft wie Weltmeister, stimmt doch?«, sagte ich.
    »Wenn du deiner Alten nichts sagst«, brummte Sonny und haute auf einen der Flipperhebel.
    Sein Kommentar war eine Anspielung darauf, dass meine Mutter vor ein paar Tagen in der Zeitung zitiert worden war. In dem Bericht wurde mal wieder behauptet, dass Haschisch der Einstieg in die Drogenabhängigkeit sei. Doch Karrieremama als gesundheitspolitische Sprecherin ihrer Partei hatte dagegengehalten.
    Huguette hatte dem Reporter gesagt, der Konsum von weichen Drogen sei zwar auf dem Vormarsch, doch statt mit Verboten sollte man mit Aufklärungskampagnen antworten. In den Niederlanden etwa gäbe es Überlegungen, Haschisch für den privaten Gebrauch freizugeben, staatlich kontrolliert, versteht sich, um ein Abrutschen der Kiffer in die Kriminalität zu verhindern. Meine Politikmama lehnte sich damit weit aus dem Fenster.
    Manchmal konnte sie wirklich etwas Brauchbares von sich geben. Der Artikel aber hatte ihr ziemlichen Ärger eingebracht.
    Sie hatte das Sitzungsprotokoll einer ihrer Versammlungen auf dem Küchentisch liegen lassen. Ich las es heimlich, und mir wurde klar, dass sie mit ihrer Meinung in der Partei allein dastand. Der Artikel könne Wählerstimmen kosten und damit Huguettes Einzug in den Landtag, für den sie sich aufstellen lassen wollte, zunichte machen, hatten die Genossen ihr vorgeworfen. Der Politverein, dem

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