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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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hinten reingeschoben.«
    »Hey, das mit dem Hit ist gar nicht so verkehrt. Reich, berühmt und sexy werden. Und dann raus hier aus dem langweiligen Kaff. Einen richtig guten Song müsste man haben. Einen, der dich groß rausbringt«, sinnierte er.
    Ich ignorierte ihn. »Nicht zu vergessen die Drogen, die Groupies, der Alkohol und was weiß ich noch alles. Dafür geben die ihr Geld aus. Irgendwann macht es peng, und die ganze Chose fliegt ihnen um die Ohren. Brian Jones bekifft im Pool ertrunken, Jimi Hendrix an seiner Kotze erstickt, Janis Joplin zu Tode gefixt. Wer verdient am Tod von Rockstars? Die Plattenbosse und die Manager. Und so ein Leben willst du führen?«
    »Vielen Dank für die Belehrung, du Spaßverderber.«
    Mark schien genervt zu sein. Er sprang auf und lief im Zimmer umher, während er zur Replik ansetzte.
    »Kennst du dieses Lied von Ton Steine Scherben? ›Ich will nicht werden, was mein Alter ist‹. Genau so fühle ich mich. Wenn ich nach Hause komme, sitzt da mein Alter und erzählt mir was davon, dass ich was Anständiges lernen soll. Und dass ich, solange ich die Füße unter seinen Tisch stecke, nix zu melden hab. Ich ertrag das alles nicht mehr. Ich muss da raus. Wenn ich Musik mache, die Geld einbringt, komm ich da raus. Auf eigenen Füßen stehen, nicht mehr auf meinen Alten angewiesen sein.«
    Er war noch nicht fertig. »Und das geht nur, wenn ich dorthin gehe, wo die echte Szene ist, wo Plattenlabels sind und Studios, wo es Clubs gibt zum Auftreten. Warum, glaubst du, klopfe ich nur auf Bongos herum? Weil ich einen Alten habe, der mir das Schlagzeugspielen verbieten und mir ein Leben aufzwingen will, so ein kleinbürgerliches Spießerleben, wie er es führt. Weißt du, was das Arschloch gesagt hat?«
    »Keine Ahnung. Verrat’s mir«, antwortete ich.
    »Dass ich so enden würde wie Onkel Rudi«, platzte es aus ihm heraus.
    Er stampfte dabei so heftig mit dem Fuß auf, dass die Nadel des Mister Hit zu hüpfen begann und Embryo ein abruptes Ende fanden.
    Jetzt war ich es, der genervt war. »Wer zum Teufel ist Onkel Rudi?«
    »Er ist der Bruder meiner Mutter.«
    »Und?«
    »Früher war er der Stolz der Familie. Sein Klavierlehrer bescheinigte ihm eine glänzende Zukunft. Aber irgendwie hat er es vergeigt. Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, war ich zehn Jahre alt. Er trug eine Schuhplattleruniform.«
    »Eine was?«
    »So bayerische Lederhosen, Kniestrümpfe, Trachtenjanker und Tirolerhut. Er haust in einem Wohnwagen und tritt als Alleinunterhalter in Münchener Biergärten auf. Für meinen Alten sind Musiker Versager. Wie Onkel Rudi. Musiker, das ist kein Beruf, sagt er.«
    »Warte mal ab, wenn er dich Schlagzeug spielen sieht. Da kann er nicht mehr dran vorbei, dass du gut bist. Du hast eine natürliche Begabung. Es wäre eine Schande, die einfach brachliegen zu lassen. Okay, die Sprüche von deinem Alten sind ziemlich daneben. Aber deswegen würde ich mich nicht verrückt machen.«
    »Ich habe noch nicht mal ein eigenes Schlagzeug. Ich will mit Dreamlight am Festival teilnehmen. Aber ohne Drumset kann ich das vergessen.«
    Ich rollte mich vom Bett, ging zum Schreibtisch, auf dem die Adler-Schreibmaschine stand, die ich von Karrieremama kürzlich zum Geburtstag bekommen hatte, zog die Zeitung vom Samstag hervor und hielt sie ihm hin. Die Anzeige hatte ich mit einem Kuli markiert:
    Schlagzeug günstig abzugeben. Preis: 300 Mark. Selbstabholung.
    Eine Telefonnummer noch, größer war die Anzeige nicht. Die Vorwahl ließ darauf schließen, dass es in der Nähe von unserem Kaff sein musste.
    »So viel Geld hab ich nicht«, sagte Mark.
    »Ich habe etwas gespart. Du gibst mir das Gekd zurück, wenn du deinen Hit gelandet hast und im Privatjet um die Welt fliegst.«
    »Dann müssen wir uns beeilen, sonst ist das Schlagzeug vielleicht schon verkauft. Übrigens, wie kriegen wir das Ding überhaupt transportiert?«
    »Ich habe da eine Idee«, antwortete ich.
    *
    Mein Plan war verwegen, aber er sollte funktionieren.
    Mark telefonierte vom Wandapparat in unserer Küche aus. In einer Stunde könne er vorbeikommen. Nein, das Schlagzeug sei noch nicht verkauft, ja, es sei vollständig und intakt, etwa zehn Jahre alt, mit zwei Becken und Hi-Hat-Maschine, allerdings kein Markeninstrument.
    Bei dem Preis hatte ich auch nichts anderes erwartet.
    Wir mussten nach Marienfels, einem Dorf rund dreißig Kilometer entfernt, zu erreichen über eine kurvige Landstraße. Mit dem Auto könnten wir die Aktion in

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