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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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schließlich bin ich schon tot, und mich endgültig umzubringen ist keine leichte Aufgabe. Außerdem stehen Evykait und die Kristallenen Inseln hinter mir. Selbst wenn wir Vitamanten keine direkten Nachbarn Samarschans sind, wäre es unklug, sich mit uns anzulegen. Davon abgesehen bin ich ein mächtiger Zauberer, Abnuwas müsste also Unmengen von Soldaten und Magiern auf mich hetzen, schließlich würde ich mich nicht so ohne Weiteres ergeben.«
    »Ich bin ebenfalls ein Zauberer«, rief ihm Trix in Erinnerung.
    »Du hast Glück und Talent«, bestätigte Gavar. »Aber es mangelt dir an Stabilität und Konzentration. Das kommt erst mit dem Alter. Und wenn man sich nicht auf ein Plauderduell mit dir einlässt, wie es der dumme Abrakadasab getan hat, dann ist es nicht schwer, dich zu töten.«
    Trix schluckte den Kloß hinunter, der ihm die Kehle abschnürte. Er war durchaus geneigt, Gavar recht zu geben.
    »Und unser geliebter Sultan«, fuhr Gavar ironisch fort, »oh … der Spaß beginnt.«
    Selbst nach der Machtübernahme zog der Sultan dem prachtvollen Palast die schlichte Natur vor. Folglich standen die Tore zu den Gärten weit offen. Die ganze Prozession zog auf eine runde, von blühenden Sträuchern gesäumte Lichtung, auf die der Thron gebracht worden war, ein einfaches Holzmöbel aus Buchsbaum, Ebenholz, Palisander, Atlasholz und der Birke aus dem Norden. Über den Sträuchern schwirrten und sangen kleine Vögel. Anfangs wunderte sich Trix, dass sie bei ihrem Erscheinen nicht wegflogen, doch dann bemerkte er die feinen Seidenfäden, die um die Krallen der Flatterer gebunden waren. Der Sultan trug einen einfachen weißen Mantel, gewebt aus den Fäden der in den Bergen heimischen Vogelspinne. Das Material war unglaublich leicht, solide wie ein Kettenhemd und teuer wie eine Karawane voller Gewürze. Seinen Kopf schmückte ein Turban mit ungeschliffenen Diamanten und Saphiren. Zu seinen Füßen lagen in friedlicher Eintracht ein weißer Tiger (angeblich konnte man einen weißen Tiger nur alle hundert Jahre einmal zähmen und brauchte dafür mindestens hundert Tiger und tausend Bändiger) und ein Kampflamm der seltenen Wüstengattung (diese Lämmer gehorchten nur Kindern mit rotem Haar, aber selbst bei denen saugten sie sich manchmal am Hals fest, weshalb die jungen Bändiger lange, dicke Schals tragen müssen).
    »Die Verräter sind gefasst und werden dem Sultan zur Verurteilung vorgeführt!«, deklamierte Gris feierlich, als er sich dem Thron näherte.
    »Nicht so voreilig, mein neuer Wesir«, verwarnte ihn Abnuwas. »Und wenn sie gefasst sind, warum tragen sie dann noch Waffen und reiten auf Kamelen?«
    »Gemäß dem Willen des Sultans«, erwiderte Gris und verneigte sich, »haben wir unnötiges Blutvergießen vermieden.«
    Der Sultan nickte und sah Trix an. »Trix Solier, tritt näher. Sei aber so gut und lege deinen Besen zuvor ab.«
    Darauf sprang Trix wortlos von seinem Tier, wobei er beinahe hingefallen wäre, gebot Tiana, die ebenfalls absitzen wollte, mit einem Blick Einhalt und ging auf den Sultan zu. Annette hatte sich klugerweise in seinem Ausschnitt verborgen.
    »Setz dich«, forderte der Sultan Trix freundlich auf und deutete auf das Gras vorm Thron. »Setz dich, mein junger Freund. Ach, in was für eine dumme, vertrackte Situation du mich doch gebracht hast!«
    »Ich?«
    »Ja, du!« Abnuwas rieb sich die Nasenwurzel. »Und ich will dir auch erklären, warum. Es gibt auf der Welt Menschen, denen gefällt es zu herrschen. Sie wollen nicht Seide und Brokat tragen, keine auserlesenen Speisen genießen oder in einem Palast wohnen, nein, sie wollen alles über jeden wissen und damit herrschen. Sie wollen Todesurteile fällen, begnadigen und befehlen. Zu diesen Menschen zähle ich nicht. Sicher, ich schätze mich glücklich, als Sohn des Sultans auf die Welt gekommen zu sein, in einem Palast zu leben und weder Armut noch Entbehrungen zu kennen. Ich tue gern Gutes – aber noch lieber streife ich durch meine Gärten und füttere die Eichhörnchen mit Nüssen. Die Macht an sich hat mich nie angezogen. Darum war ich sehr froh, dass mein armer Wesir mir das Herrschen abgenommen, die einem Sultan zustehenden Ehren und Reichtümer aber gelassen hat. Von mir aus durfte ruhig er über all unseren Staatsproblemen Kopfschmerzen kriegen! Dann betrat jedoch Abrakadasab die Bühne und zog uns gleichsam den Boden unter den Füßen weg. Sollten wir gegen ihn kämpfen? Aber ein Krieg hätte viele Menschen das Leben gekostet

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