Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx
Verbann also diesen Mist aus deinem Kopf! Man darf die Menschen nicht mit Gewalt gut, glücklich oder klug machen. Denn das vermehrt nur das Böse, den Kummer und die Dummheit! Man kann nur versuchen, sie zu überzeugen, dass sie besser werden … aber dabei hilft dir keine Magie.«
»Ich weiß ja, dass ich niemanden zu seinem Glück zwingen darf, Annette«, erwiderte Trix. »Und auch, dass die Magie in dem Fall nicht weiterhilft. Aber … träumen wird man doch wohl noch dürfen, oder?«
»Das ja«, sagte Annette. »Dein Wein kocht übrigens, mein Träumer!«
Mit dem Krug in der Hand kehrte Trix ans Fenster zurück – und fuhr zusammen, als er am Fensterbrett eine große Schneeeule entdeckte. Sie hob die Klaue, an die mit einer Schnur ein eingerolltes Papier gebunden war, und klopfte an die Scheibe.
»Oh«, rief Trix und öffnete das Fenster.
Die Eule ließ sich den Brief abbinden, dann sah sie den Zauberer tadelnd an und flog davon. Trix rollte den Brief auf. Am Rand prangte das Siegel des Herzogs.
Sein Vater hatte ihm geschrieben.
Teurer, geliebter Sohn!
Ich würde Dir am liebsten die Ohren lang ziehen! Du musstest doch wissen, was für Sorgen die Herzogin und ich uns um Dich gemacht haben, als Du klammheimlich weggelaufen bist! Bis uns Dein Lehrer besucht hat, konnten wir keinen klaren Gedanken fassen!
Aber da Du inzwischen zu groß dafür bist, um bestraft zu werden, bitten wir Dich nur inständig, dergleichen in Zukunft zu unterlassen! Lerne Deine Magie, wenn du für sie eine solche Leidenschaft hegst. Schließlich berichten die Chroniken von zahllosen Herrschern, die gleichzeitig auch Zauberer waren. Nachdem wir über diese Frage zu Rate gesessen haben, sind wir daher zu dem Schluss gekommen, dass Du der Ehre unserer Familie damit nicht schadest.
Außerdem ist dieser Sauerampfer ein guter Alter und Dillon ein ruhiges und ungefährliches Städtchen. Die Herzogin und ich sind erfreut zu wissen, dass Dein Lehrer ständig ein wachsames Auge auf Dich hat und Du in keine Schwierigkeiten verstrickt werden kannst, sondern unablässig wissenschaftlichen magischen Forschungen nachgehst.
Deine
Die Dich liebenden Herzog Rett Solier und Herzogin Remy Solier Papa und Mama
Trix schnaubte und steckte den Brief in die Tasche.
Als wohlerzogener Junge verkniff er sich aber selbstverständlich jedes Grinsen. Zumindest so lange, bis er im Bett lag und die Augen schloss.
Und selbst dann deutete er es nur an.
ENDE
Weitere Kostenlose Bücher