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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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erwachsener Mann! Ein Herrscher!«, brüllte Abrakadasab. »Ich bin im Jahr der großen Sonnenfinsternis geboren worden, seitdem ist die Wüste zweiunddreißig Mal erblüht!«
    »Es spielt überhaupt keine Rolle, wie alt du bist!«, hielt Trix fest. »Es gibt Menschen, die mit zehn wie Erwachsene denken und selbst mit fünf kaum an Kinder erinnern. Bei den Gnomen ist das so. Deshalb können sie auch nicht zaubern. Dann gibt es aber auch Menschen, in denen bleibt das Kind bis ins hohe Alter lebendig. Jeder Magier ist ein wenig verspielt. Das wissen alle. Für einen Zauber muss man nun mal an Märchen glauben. Aber du bist durch und durch ein Kind, auch wenn du mehr als doppelt so alt bist wie ich. Und nur weil du so stark an dich glaubst, klappen deine Zauber. Deshalb willst du auch die Welt erobern, denn das Kind in dir will allen beweisen, dass es erwachsen geworden ist. Deshalb ist dir so daran gelegen, dass man dir nicht nur gehorcht, sondern dich auch liebt, denn jedes Kind träumt davon, von allen vergöttert zu werden!«
    »Du lügst!«, kreischte Abrakadasab. »Kein Wort davon ist wahr! Dein Kopf wird jetzt von diesen Lügen platzen!«
    Für den Bruchteil einer Sekunde flatterte Trix das Herz. Doch er fuhr beherzt fort: »Immer noch grausam wie ein kleines Kind, Abrakadasab? Warum sagst du nicht: ›Dir wächst eine lange Nase!‹ oder ›Dir fallen die Ohren ab!‹? Aber nein, du bist wie ein Kind, das ein Spielzeug zerschmettert, mit dem es nicht spielen …«
    »Genug!«, jaulte Abrakadasab, griff nach seinem Schwert und stürzte sich auf Trix.
    Doch damit hatte Trix gerechnet. Ja, er hatte sogar darauf gehofft!
    Deshalb zog er die Lanze aus dem Sand und fing Abrakadasabs Angriff so geschickt ab, als hielte er nicht eine Lanze, sondern seinen treuen Besen in Händen: Den Stiel hochgerissen, wieder gesenkt und vors rechte Knie gestoßen, dann gegen den linken Ellbogen, vor die Stirn, in den Bauch …
    Abrakadasab stürzte auf die Knie, ließ das Schwert fallen und brüllte: »Tötet ihn! Ismud, bring ihn um! Töte, töte, töte! Zerhack ihn in Stücke! Er lügt! Ich bin ein großer Zauberer! Ich bin der Mineralisierte Prophet! Ich bin euer Anführer, ich bin der Allerallerstärkste! Ismud! Du weißt das doch, Ismud!«
    Stille hing über der Oase, nur die Eisengelenke der Golems knarrten, als sie versuchten, den Kopf ein wenig zu drehen, um das Geschehen zumindest aus den Augenwinkeln heraus zu verfolgen. Dann trat Ismud vor. Schweigend hob er das Schwert auf.
    Trix hielt die Lanze bereit.
    Ismud beugte sich vor und rammte seine Schwert mit dem Griff voran in den Sand, trat einen Schritt nach hinten und sagte, wobei er sich nicht an Trix, sondern an alle Nomaden wandte: »Ich bin ein einfacher Mann, der nicht in der Zauberkunst ausgebildet ist. Ihr alle wisst, dass ich ein guter Soldat und ein kluger Feldherr bin. Aber ich wollte niemals Anführer aller Anführer werden. Ich lasse nichts auf die Stämme kommen, aber ich werde auch einen Städter nicht zwingen, so zu leben wie ein Wüstenbewohner. Mir ist klar, wo die Grenzen meiner Kraft und meines Verstandes liegen … Ich kenne Abrakadasab von klein auf, ihr alle wisst, dass ich mit seinem Vater befreundet war. Der … der junge Magier aus dem Königreich hat recht. Die ganze Zeit über wusste ich, dass Abrakadasab noch kein Mann war. Dass seine Seele die eines Kindes ist, manchmal gut, manchmal böse, anmaßend und scheu zugleich … Als Abrakadasab zum Zauberer wurde, habe ich beschlossen, ihm zu helfen. Ich überließ ihm den Vortritt und begnügte mich mit der Rolle als Diener des Propheten. Ich wollte nichts unversucht lassen, damit er erwachsen wird. Wahrscheinlich habe ich meine Möglichkeiten überschätzt. Der Magier aus dem Königreich hat dieses Duell gewonnen! Er hat bewiesen, dass er, ein bartloser und junger Mensch, erwachsener und verantwortungsbewusster ist als unser Gebieter! Verzeiht mir, Soldaten! Abrakadasab ist kein Mineralisierter Prophet. Er ist ein kleiner Junge, der es nicht geschafft hat, erwachsen zu werden, und der an seine Märchen glaubt. Das wäre nicht schlimm … hätte sein Glaube uns nicht gezwungen, Blut zu vergießen …« Dann sah er Trix an. »Befiehl, Trix! Sein Blut, mein Blut, unser aller Blut gehört dir.«
    Trix erschauderte. Er sah auf die Bühne, von der aus ihn die Schauspieler schweigend und eng aneinandergerückt beobachteten. Neben ihnen stand Gavar, der sich die Zunge wieder in den Mund stopfte, denn

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