Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx
hatte.
»Ohne Flügel und wenn ich kein Feuer speien kann, fehlt mir ja eigentlich was«, gab er zu. »Aber an diesen Körper habe ich mich inzwischen immerhin gewöhnt.«
»Oh, du bist doch eine verehrungswürdige Erscheinung«, rief Wasab aus. »Ganz wunderbar! Ein achtbarer junger Mann … Sag, bist du vielleicht schon verheiratet?«
»Noch nicht«, antwortete Ilin.
Die Töchter Wasabs stürzten schreiend ins Haus, die jüngste Lieblingsfrau bedachte den Kaufmann mit einem Blick, dass dieser sich an einem Stück Fladenbrot verschluckte und murmelte: »Ich … also … das habe ich ohne jeden Hintergedanken gefragt …«
»Ach ja, die Schwierigkeiten, zwei junge Menschen zu finden, die ein würdiges Paar abgeben«, sagte Maichel. »Wenn ich da an meine Neffen denke … und eh man sich’s versieht, sind aus den Jungen Männer geworden.«
»Ist das Handwerk des Schauspielers eigentlich ein einträgliches?«, erkundigte sich Wasab sofort.
»Mal so, mal so«, antwortete Maichel und tastete unwillkürlich nach dem Beutel an seinem Gürtel, den der Sultan ihm geschenkt hatte.
»Und wie alt sind deine beiden Racker schon?«, säuselte Wasab.
Ernek und Bertek wechselten einen Blick und liefen in zartem Rot an.
Trix rückte näher zu Ilin und sagte leise: »Vielen, vielen Dank. Du hast uns so geholfen!«
»Schließlich habe ich dich ja auch in dieses Abenteuer reingezogen«, antwortete Ilin verlegen. »Und mein Vater hat mir gesagt, die Suppe, die ich dir da eingebrockt habe, müsse ich auch auslöffeln.«
»Immerhin müsst ihr jetzt nicht mehr gegen den MP kämpfen«, sagte Trix.
»Stimmt. Was mir nicht gefällt, ist, dass die Gnome ihr unterirdisches Zuhause verlassen haben«, meinte Ilin. »Sie sind so klein und hart … ich wollte natürlich sagen, hartnäckig. Und was die wegschleppen können! Vor allem an Gold. Aus irgendeinem Grund sind sie übrigens fest davon überzeugt, dass alles Gold von uns Drachen ihnen gehört. Aber etwas Abwechslung im Speisepl… im Leben schadet ja nie. Sag mal, soll ich dich eigentlich ins Königreich zurückbringen?«
»Ich kann doch nicht mit dir zurückfliegen und die anderen im Stich lassen«, sagte Trix.
»Keine Sorge, ich teleportiere euch alle«, versprach Ilin leichthin. »Das habe ich in der Verborgenen Natter gelernt. Ihr Menschen lernt viel schneller als wir Drachen.«
»Klasse«, erwiderte Trix erfreut. »Die Schauspieler wollen wahrscheinlich in die Hauptstadt. Die Straßen sind unruhig … und sie haben hier ganz gut verdient. Annette und ich wollen zu Sauerampfer. Hallenberry muss zu meinen Eltern. Tiana …« Er seufzte. »Tiana nach Dillon, in den Palast.«
»Oje«, sagte Tiana, die den beiden zugehört hatte. »Ich ahne schon, was mich da erwartet. Dann setzt’s ein Donnerwetter, von wegen, was mir einfällt, einfach aus dem Palast wegzulaufen.«
»Ich kann dich in die Nacht zurückbringen, als du aus dem Palast verschwunden bist«, brüstete sich Ilin. »Eine Zeitreise, genau wie damals, als ihr in die Assassinen-Schule gekommen seid!«
»Phantastisch!«, rief Tiana erleichtert aus.
»Und Ian …« Trix dachte nach. »Er muss vermutlich in die Grenzgarnison, in der Sir Glamor seinen Dienst versieht. Oder, Ian?«
Doch als Trix sich nach seinem Freund umdrehte, bemerkte er, dass dieser nicht mehr am Tisch saß.
»Er ist irgendwohin verschwunden«, teilte Klaro ihm mit. »Er hat Wasabs Tochter um einen Strumpf gebeten. Die war echt verlegen, hat ihm am Ende aber ein Paar gegeben. Er hat nur einen genommen und gesagt, er komme gleich wieder. Und dann hat er noch gemurmelt, wie gut, dass es in Dachrian viel Sand gibt und es früh dunkel wird. Dann hat er sich noch nach dem Weg zum Basar erkundigt und ist gegangen.«
»Ein merkwürdiger Junge«, meinte Ilin. »Wozu braucht er den Strumpf von einem Mädchen? Ist das irgendein Hochzeitsbrauch bei euch Menschen?«
»Nein«, antwortete Trix mit einiger Sorge in der Stimme. »Ich fürchte … Ian ist ziemlich stur … Dabei hatte ich die Sache schon völlig vergessen.«
Am anderen Ende des Tisches hüstelte Gavar Villaroy und erhob sich. Zum Glück hatte der Ritter und Magier mit heruntergelassenem Visier dagesessen, so dass niemandem der Appetit bei seinem Anblick vergangen war.
»Verehrte Anwesende!«, sagte er. »Lasst mich ein paar Worte sagen. Einige von euch werde ich vielleicht nie wiedersehen. Bei anderen vermute ich, dass eine Wiederbegegnung unvermeidlich ist.«
Sofort rückte Klaro näher an
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