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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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Lebensart.«
    Scheich bin Abdurs Publikum neigte sich ihm erwartungsvoll entgegen.
    »Seit der ersten Dynastie haben wir Schiiten stets darauf beharrt, dass der sunnitische Islam nicht der wahre Islam sei, sondern eine Schöpfung der laschen und weltlichen Kalifen der ersten Generation«, führte der Scheich aus. »Der schiitische Islam ist der einzig wahre Weg, denn er gründet sich auf die Lehren des ProphetenMohammed und seiner Nachfolger, der vier rechtgeleiteten Kalifen.«
    Er neigte seinen Kollegen verständnisinnig den Kopf zu, und diese erwiderten die Geste. Habib saß stumm und reglos.
    »Seit König Abdel Aziz al-Asad vor über einem halben Jahrhundert den Eroberungszug der aus den lokalen Stämmen gebildeten sunnitischen Brüderschaft leitete und unsere gegenwärtige Monarchie in Saudi-Arabien gründete, hat sich die Familiendynastie der al-Asad-Familie auf die Unterstützung und Billigung durch unsere religiöse Führung verlassen. Wir – die Kleriker, die religiösen Führer der gläubigen Muslime – verstehen uns als Schutzherren der muslimischen Prinzipien, auf denen unser Königreich sich gründet, stets geleitet vom Koran und der Scharia, unserem muslimischen Gesetz. Und es war unserer Unterstützung zu verdanken, dass die al-Asad-Könige den Titel eines Imam, des Gesetzgebers, erworben haben.«
    Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig …
 Habib verlor sich in seinen eigenen Gedanken, während der Scheich fortfuhr. Die mageren Kinder vor der Moschee hatten ihn an seine eigene Jugend erinnert, damals in der South Side von Chicago. Eine raue Gegend, nur Schwarze und Araber. Tag für Tag war er dort herumgestoßen worden, bis er, mithilfe seines Bruders Muhammad, körperlich zugelegt hatte: dreimal am Tag Protein-shakes, viermal in der Woche Gewichte stemmen. Damals dachte er noch, es sei der beste Einfall seines Lebens gewesen, dieses Elend so schnell wie möglich hinter sich zu lassen. Aber nachdem die für verdeckte Operationen zuständigen Jungs in Langley ihn zu einem seelenlosen Werkzeug gemacht hatten, das nie wieder nach Hause zurückkehren konnte, war ihm klar geworden, dass es gar nicht mal so angenehm war, keinen Ort zu haben, den man als Zuhause bezeichnen konnte. Und jetzt … Er konzentrierte sich wieder, denn der Scheich schien langsam auf den Punkt zu kommen. Wenn er sich diesen Scheich so ansah, musste Habib zugeben, dass der Alte eine Ausstrahlung besaß, die Menschen durchaus bewegen konnte, Außerordentliches zu vollbringen. Seine Augen funkeltenmit einer Intensität, wie sie Habib in der Kategorie der Mörder und Fanatiker, mit denen er in seinem Gewerbe zu tun hatte, kaum einmal begegnet war.
    »Und jetzt haben die al-Asads die Gesetze des Islams verraten. Sie haben den westlichen Ungläubigen erlaubt, ihre Truppen auf unserer geheiligten arabischen Halbinsel zu stationieren, auf der sich die zwei heiligsten Stätten des Islams befinden. Wir erklären diese Regierung für unrechtmäßig. Wir erklären alle ihre Mitglieder zu Ungläubigen. Und als Ungläubige müssen sie, wie die westlichen Ungläubigen auch, vertrieben oder vernichtet werden!«
    Fifty-six bottles of beer on the wall, fifty-six bottles of beer, take one down and pass it around … fifty-five bottles of beer on the wall, fifty-five bottles of beer …
    Einige Minuten später machte Scheich bin Abdur eine Pause; Habib glaubte schon, er sei endlich ans Ende gelangt. Doch dann legte der Scheich von Neuem los, und jetzt blitzten seine Augen auf eine Weise, dass es selbst Habib unbehaglich wurde. »Und da sie nicht freiwillig gehen, werden sie in unserem heiligen islamischen Krieg vernichtet werden. Wir werden dieses ungläubige Saudi-Regime stürzen und das große muslimische Kalifat wiedererrichten, das einst den ganzen Nahen Osten, Nordafrika und das islamische Europa unter der Scharia, dem heiligen islamischen Gesetz, vereinigt hat. Und wir werden noch weitergehen!«
    Habib sah, dass die Anhänger des Scheichs sich beim Zuhören hin- und herwiegten.
    »In unserem Dschihad werden wir die Feinde des Islams auf der ganzen Welt angreifen und vernichten. Wir werden das Kalifat auf die ungläubigen USA, Großbritannien, auf alle christlichen Nationen ausdehnen. Ganz besonders den amerikanischen Ungläubigen, die unseren islamischen Boden beschmutzen, werden wir zeigen, dass Osama bin Ladens elfter September nicht mehr als ein Vorgeschmack war auf das, was kommen wird. Denn der wahre Dschihad hat erst

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