Trojanische Pferde
Habib. »Was du verlangst, ist schwierig zu bewerkstelligen. Und gefährlich.« Der Scheich ließ keine Reaktion erkennen. »Ausarbeitung und Durchführung werfen viele Probleme auf. Noch nie gab es so strenge Sicherheitsmaßnahmen. Da ist sorgfältige Planung gefragt. Raffinesse.«
»Dafür bezahle ich dich ja.« Scheich bin Abdur sah Habib mit bohrenden Blicken an. »Willst du andeuten, dass du dich der Aufgabe nicht gewachsen fühlst?«
»Du machst wohl Witze«, knurrte Habib. Er dachte an die Ölmilliarden, mit denen, wenn man den Gerüchten glauben konnte, die terroristischen Aktivitäten al-Mujaris gefördert wurden.
Was ist die Sache wert? Zwei Millionen? Zehn?
»Eine Million Vorschuss auf zehn Millionen Honorar bei Lieferung.«
Der Scheich blinzelte, als hätte er nicht recht gehört. »Fünfhunderttausend vorab, zwei Millionen bei Lieferung.«
»Es wird erforderlich sein, dass ich ausgesprochen spezialisiertes Personal rekrutiere.«
»Siebenhundertfünfzigtausend auf drei Millionen.«
»Es werden beträchtliche Kosten anfallen für Reisen und für die Koordination mit Personen, zu denen wir erst noch Vertrauen aufbauen müssen.«
»Eine Million Vorschuss auf drei Millionen bei Erfolg.«
»Ich glaube, du solltest dir vielleicht einen anderen Verkäufer suchen. Unter diesen Umständen muss ich mich respektvoll zurückziehen.«
»Eine Million Vorschuss auf sieben Millionen bei Erfolg. Mein letztes Wort.«
Erst bietet er drei Millionen, dann springt er gleich rauf auf sieben. Ziemlich heftig. Er scheint mich wirklich dringend zu brauchen.
Habib legte die Hände auf die Knie und verlagerte sein Gewicht nach vorn, als wollte er sich erheben. Er sah, wie sich die Augen des Scheichs weiteten.
»Gut, einverstanden«, sagte der Scheich. »Eine Million Vorschuss auf zehn Millionen bei Lieferung.«
Habib lehnte sich wieder zurück. »Danke, Scheich bin Abdur. Ich freue mich, dass du gewillt bist, die Dinge im rechten Licht zu betrachten. Ich werde dich nicht enttäuschen.«
KAPITEL 2
2. J ULI, LAUFENDES J AHR . R IAD , S AUDI -A RABIEN .
Eine Stunde nachdem er sein Morgengebet beendet hatte, marschierte Jassar in seiner typisch aufrechten Haltung von seinem Privatgemach in das äußere Büro seiner Suite, wo Assad al-Anoud, Leiter der saudischen Geheimpolizei, bereits wartend vor einem schlichten Schreibtisch saß, wie verloren inmitten des kühlen Marmors des überdimensionierten Zimmers. Ein Stapel abgegriffener Ordner lag auf dem Schreibtisch, identisch mit denen, die Jassar im Arm hielt. Die beiden Männer priesen Allah, den Allmächtigen.
»Fangen wir gleich an«, sagte Jassar. »Endauswahl unter den Investmentberatern aus der Öl- und Gasbranche. Unsere Kollegen von der OPEC haben mich mit der Aufgabe betraut, die Kandidaten unter die Lupe zu nehmen.« Er legte seine Aktenorder auf den Schreibtisch und schlug den ersten auf: »J. Daniel Christian Youngblood III.« Jassar strich sich nachdenklich mit dem Daumen über eine Augenbraue. Bei diesem hatte er keine Zweifel. »Einer der besten. Oberste Priorität.« Jassar sah Assad an, der angestrengt auf seine Unterlagen blickte. Wie war seine Einschätzung?
»Intelligent, erfahren, selbstbewusst und reaktionsschnell in Stresssituationen – eine überzeugende Kombination«, sagte Assad. »Unter seinen Kollegen als herausragender Investmentbanker angesehen. Ein kreativer Geschäftemacher. Gute Lösungen für komplexe Finanzprobleme, versiert bei der Strukturierung von Fusionen, Übernahmen und Finanzierungsgeschäften. Ein brillanter Stratege und Verhandlungsführer. Versteht es, seine Mitarbeiter zu motivieren. Ein echter Teamleader.«
Jassar war erfreut, dass Assad seine Sicht teilte. Ein Rest Skepsis aber blieb: »Ein Söldner wie alle seinesgleichen.« Er sah Assad an, der die Stirn in tiefe Falten legte. Jassar schwante etwas. Hatten Assads Agenten irgendwelche Leichen im Keller entdeckt? »Was ist es?«
»Privatleben. Ist seit einiger Zeit Witwer, anschließend eine Reihe von Beziehungen, die nie lange gehalten haben.«
»Etwas, das unter Umständen gegen ihn verwendet werden kann«, sagte Jassar nachdenklich. Nach kurzem Schweigen fragte er seufzend. »Sonst noch was?«
Assad hob den Kopf. »Wir beobachten ihn seit einer ganzen Weile. Die Frage seines Engagements ist ein anderer Punkt, der uns Kopfzerbrechen bereitet. Zuletzt hat er mit dem Gedanken gespielt, der Branche den Rücken zu kehren.«
Jassar zuckte die Achseln.
Wer täte das
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