Trojanische Pferde
Spyware.« Er sah Daniel an, um sicherzugehen, dass er ihm folgen konnte.
Daniel nickte.
»Und wie Sie sehen können, gibt es hier nichts, das irgendwie verdächtig aussieht. Unsere Firewall ist also intakt, es sei denn, da wäre jemand äußerst subtil und extrem ausgefuchst vorgegangen.«
Daniel sagte: »Was ist mit meinem E-Mail-Zugang?«
»Prüfen wir mal nach«, sagte Frederickson und bearbeitete seine Tastatur. Daniel sah seinen Namen auf dem Bildschirm auftauchen, dann den Ausdruck eines Posteingangs, der seinen Mailverkehr mit Dresner-Mitarbeitern auflistete. »Nichts Ungewöhnliches, soweit ich sehen kann.«
»Würde mein E-Mail-Account in Ihrem System es einem Außenstehenden erleichtern, sich hier einzuhacken?«
»Möglich, aber unwahrscheinlich, da unsere interne Intranet-Sicherung die gleichen Arten von Viren, Würmern etc. aufspürt wie unsere externe Firewall. Theoretisch denkbar wäre es allerdings.«
Daniel überlegte eine Weile. Er hatte einen ausgesprochenen Coup damit gelandet, wie ein normaler Angestellter ins Intranet der Firma aufgenommen zu werden, nämlich als getreuer Berater und Vertrauter von Stan McDonald. Dies verschaffte ihm Zugang zu allen internen Memoranden und strategischen Weißbüchern und ganz allgemein zu dem inneren Kreis der Entscheidungsträger in der Firma. Das war etwas, wofür jeder Investmentbanker töten würde. Und deswegen stoben doch einige Schmetterlinge in seinem Magen auf, als er sagte: »Wenn das so ist, sollten Sie vielleicht meinen Account löschen. Ich kann damit leben, dass ich für eine Weile auf dem gleichen Weg mit Ihnen kommuniziere wie der Rest der Welt. Sollte sich das Ganze dann als falscher Alarm erweisen, können Sie mir den Account ja neu einrichten.«
»Okay«, sagte Frederickson. Er machte einige weitere Eingaben, die ihn zu einer anderen Maske führten, und klickte auf »Delete«. Leise Verzweiflung zwickte Daniel.
Frederickson versprach, ein wachsames Auge auf etwaige Hackversuche zu haben. Daniel verabschiedete sich, schaute zum Händeschütteln kurz in Stan McDonalds Büro vorbei und eilte dann zum Flughafen. Er hoffte, dass seine Gedanken sich nicht wieder in der gleichen Endlosschleife verfangen würden wie auf dem Hinflug.
S EPTEMBER, LAUFENDES J AHR . N EW Y ORK C ITY
. Kovarik war zappelig; wütend. Etwas, das er ganz und gar nicht abkonnte: wütend werden. So was passierte, wenn man zuließ, dass einem ein Mistkerl wie dieser Youngblood auf die Nerven ging. Er fing dann an zu schwitzen, seine Hemden wurden klatschnass unter den Armen, seine Anzüge zerknitterten. Er musste sie in die Trockenreinigung geben, anstatt sie nur ausbürsten und bügeln zu lassen – und das hieß, dass sie schneller aufgetragen waren, weil dieser ganze ätzende Chemiescheiß seine superfeine englische Kammwolle angriff. Schwitzen war in Ordnung für die Massen, für all die Penner, die mit der U-Bahn fuhren und Proloanzüge von JoS. A. Bank trugen, aber nicht für ihn. Er kratzte sich, rieb sich das Schienbein, denn das fing jetzt auch wieder an wehzutun. Gottverdammter Scheißkerl Youngblood.
Er hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt, Schuhe und Jackett ausgezogen, Krawatte gelockert und die Klimaanlage aufgedreht, um sich ein bisschen Kühlung zu verschaffen. Die arme Tracy am Empfang fror sich wahrscheinlich den kleinen süßen Arsch ab, und ihre Nippel standen aufrecht wie Soldaten beim Appell. Seit zwei Uhr wartete er auf Kapur. Das war auch so was, was ihn wütend machte: Der Typ hatte schon fünfundvierzig Minuten Verspätung. Endlich kam die Meldung seiner Assistentin: »Mr Kapur ist da.«
Kovarik schwang die Füße vom Schreibtisch, trat in seine Halbschuhe, zog die Krawatte zurecht und erhob sich, gerade als Kapur eintrat.
»Was gibt’s denn Dringendes«, sagte Kapur ohne jede Begrüßung. Wieder in demselben Kmart-Anzug, demselben zerknitterten Hemd. Er setzte sich umstandslos auf Kovariks Sofa, offenbar war er selbst ziemlich sauer, hatte die Stirn gerunzelt und die Lippen zusammengekniffen. Kovarik rief sich in Erinnerung, dass er es mit einem Mann zu tun hatte, dem er besser nicht dumm kommen sollte, und daher machte er sanft die Tür zu, anstatt sie, wie er es liebend gern getan hätte, mit Schmackes zuzuknallen.
»Ich habe einen Anruf von Youngblood erhalten.«
Kapur warf ihm einen Blick zu, der so viel besagte wie »Na und?«, und zuckte die Achseln.
»Sie wissen schon, der
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