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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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aufgeschlüsselt. Wie viele primäre, sekundäre, tertiäre Quellen. Wie viele Bohranlagen. Wie viele Raffinerien … fast unmöglich, das alles aufzunehmen.« Sie sah Daniel in die Augen. Er glaubte leichte Anzeichen von Panik zu erkennen und bekam seinerseits Magengrimmen. Beim Einatmen hatte er ein seltsam luftiges Gefühl in der Brust.
Kriegt sie langsam die Krise?
    Er lächelte und strich ihr beruhigend über die Hand. »Es kann einen überwältigen, wenn man alles auf einmal zu überblicken versucht, aber wenn wir die Liste untergliedern, sie Schritt für Schritt in Angriff nehmen, dann müsste es besser gehen.« Sie nickte lächelnd, doch es war ein schütteres Lächeln. »Iss doch erst mal etwas, während ich mir einen groben Überblick verschaffe, danach gehen wir die Sache systematisch an.«
    »Okay«, sagte sie fast schüchtern, bevor sie sich über ihr Steak hermachte, als wäre es die erste Mahlzeit seit Wochen.
    Zehn Minuten später saßen sie nebeneinander auf dem Sofa, die Tabellen im Schoß. Daniel führte Lydia durch den Datenwust. »Die ersten vier Seiten bilden die Masterliste.« Er blätterte zur fünften Seite vor. »Ab hier wird nach Endanwendungen durch die Kunden sortiert.« Er blätterte weiter und zählte auf: »Explorationsbohrungen, Produktionsbohrungen, Raffinerien, Pipelines, primäre, sekundäre und tertiäre Förderung, und so weiter … Ist dir das Ordnungsprinzip klar?«
    Lydia nickte.
    »Man kann jetzt nicht allen auf den Zahn fühlen, ohne zu wissen, nach welchen Kriterien man vorgehen will. Ich habe also meine Leute gebeten, die Liste zu erstellen, damit wir aussortieren können. Wir müssen nur nach einem logischen Ansatz suchen.«
    »Triage«, sagte Lydia. »Wie es die Frontsanitäter machen – sich die kritischsten Fälle zuerst vornehmen.«
    »Ausgezeichnet. Also, wo würden sie zuerst zuschlagen? Bei den Bohrstellen? Pipelines? Raffinerien? Explorationsfirmen?«
    Lydias Blick spiegelte höchste Dringlichkeit. »Du kennst das Geschäft. Nutze deinen Sachverstand. Wenn du die Industrie lahmlegen wolltest, wie könntest du in möglichst kurzer Zeit den größten und nachhaltigsten Schaden anrichten?«
    »Bei den Raffinerien«, sagte Daniel ohne Zögern. »Das würde einen fatalen Engpass verursachen. Das Rohöl könnte nicht mehr zu Endprodukten weiterverarbeitet werden.« Er machte eine Pause, blickte sinnend auf das Golf-Poster an der Wand.
    Lydia packte seinen Unterarm. »Nicht aufhören, lass den Gedanken freien Lauf.«
    »Es würde Jahre dauern, die Raffinerien wieder aufzubauen, und die Kosten wären immens.« Er sah Lydia in die Augen. »Ja, dort würde ich zuerst suchen.«
    Lydia begann zu blättern.
    »Kannst dir die Mühe sparen. Intelligent Recovery Systems ist der führende Akteur in der Branche, mit ihren Systemen laufen die mit Abstand meisten Raffinerien. Wenn ich die Öl- und Gasindustrie erledigen wollte, würde ich genau hier ansetzen.«

    Eine halbe Stunde später legte Daniel sein Telefon aus der Hand. »Ich kann keinen von beiden erreichen, nicht mal auf dem Handy.«
    Lydia erhob sich vom Sofa, schüttelte die Haare aus und ging hinüber zu Daniels Schreibtisch. Sie zog sich einen Stuhl heran und setzte sich so, dass sie ihre Tabelle beim Lesen auf die Tischplatte legen konnte. Ihre Augen funkelten jetzt vor Energie. Mit herabhängenden Haaren beugte sie sich über die Tabelle. »Intelligent Recovery Systems hat zweihundertsechsundfünfzig Kunden, davon sechsundzwanzig Raffineriegesellschaften mit achtundsiebzig Raffinierien.« Sie blickte auf. »Was für einen Marktanteil ergibt das?«
    Er hatte die Rechenaufgabe bereits erledigt. Die beiden Kunden fassten neunundneunzig Raffineriegesellschaften mit fast dreihundert Raffinerien zusammen. »Weltweit? Ungefähr vierzig Prozent der Raffinerien.«
    Sie machte große Augen. »Mein Gott, und das mit nur zwei von deinen Kunden.«
    Adrenalin schoss durch Daniels Adern, aber er hatte auch ein beengtes Gefühl in der Brust.
Keine Frage, das kann eine wirklich üble Geschichte werden.
Er langte über den Schreibtisch, nahm ihre Hand, sah ihr in die Augen. »Wir sind auf der richtigen Spur, glaube ich. Nicht schlecht für einen Tag Arbeit, Liebste. Und wenndiese beiden Typen mich heute Abend nicht zurückrufen, stürze ich mich gleich morgen früh noch einmal auf sie.«
    Sie drückte lächelnd seine Hand. »Ich liebe dich, Daniel.«
    »Ich dich auch.« Er lehnte sich zurück. »Und in ein paar Minuten nehme ich

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