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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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wartete darauf, dass er Root-Zugriff erhielt. Sekunden später war er drin. Er rief Youngbloods Mail-Account wieder auf, lud sein Trojaner-Programm mit der angehängten logischen Bombe herunter und scrollte zum Code der Raffinerie-Updates. Sein Trojaner samt logischer Bombe war untergebracht und wartete nur darauf, um sechs Uhr morgens als reguläres Software-Update über das Internet zu den Kunden von IR Systems gebeamt zu werden. Kurz darauf loggte er aus und schloss seinen Umgehungslink zu Youngbloods Computer.
    Nun denn, Scheich bin Abdur, ich schätze, du wirst angenehm überrascht sein darüber, was in den nächsten Tagen passiert.

    S EPTEMBER, LAUFENDES J AHR . L ANGLEY , V IRGINIA .
Tom Goddard, CIA-Sektionsleiter für den Nahen Osten, wartete auf den Beginnder Videokonferenz, die letzte Gelegenheit für ihn, vor seinem Flug nach Saudi-Arabien Informationsinput von seinen Expertenkollegen aufzunehmen. Um sich die Zeit zu vertreiben, fasste er den Zwanzig-Zoll-Flachbildschirm von Sanyo ins Auge, der auf seinem Schreibtisch stand. Auf der rechten Seite sah er nur leeren Hintergrund, auf der linken zeigte Nigel Benthurst ein ausgesucht überhebliches Achselzucken in Eintausendsiebenhundert-Pixelper-Zoll-Qualität. Man wartete noch auf Ira Land, Ari Verchicks Nachfolger beim Mossad, und musste also wieder mal Zeit totschlagen. Tom fiel auf, dass Nigels dekadentes Gebaren, das er in all den Jahren sorgfältig gepflegt hatte, leichte Auflösungserscheinungen zeigte.
    Die rechte Seite des Bildschirms blitzte auf, und Ira gesellte sich per Videostream über sichere OC-3-Fiberoptik-Kabel mit eins Komma fünf Gigabyte pro Sekunden zu ihnen. In Echtzeit, versteht sich, nicht wie bei den alten Satellitenschaltungen mit riesigen Bildschirmen, in deren 56k-Welt sich alle immer nur ruckartig bewegten.
    Nigel hatte schon zu reden angefangen, bemerkte Tom plötzlich. »… ich sag euch, das ist ein trüber Haufen von Nomaden, die noch in einem früheren Jahrhundert leben. Und, ähm, das werden sie, äh, vermutlich auch in Zukunft tun … oh, hallo, Ira … der einzige Unterschied zwischen heute und vor zweitausend Jahren ist, dass sie inzwischen statt fünfzig mindestens fünftausend verdammte Prinzen haben, die das große Wort führen.«
    »Also gut, Männer, fangen wir an«, sagte Tom, der einen trockenen, abgestandenen Geschmack im Mund hatte. Iras Kinn ragte kaum über den unteren Bildschirmrand. Aus der Entfernung wirkten seine eins siebzig noch mal besonders klein. »Ernste Lage in Saudi-Arabien. Streitkräfte und Geheimdienste sind in Alarmbereitschaft, ein militärisches Eingreifen ist nicht ausgeschlossen.«
    »Wann fliegst du rüber?«
    »Heute Mittag. Komme nachts in Riad an. Das Meeting beginnt morgen Mittag. Ich nehme ein Team von Computerheinis mit. Unsere eigenen von der CIA und ein paar Jungs von derJTTF, der Task Force ›Terrorismusbekämpfung‹.« Ihm graute vor der Sitzung.
    »Wir werden bei Bedarf Ressourcen bereitstellen«, sagte Ira. »Die Regierung hat grünes Licht gegeben.« Auf dem Bildschirm wirkte sein dunkler Bart, als hätte er einfach vergessen, sich zu rasieren.
    »Wir wissen es zu schätzen.«
    »Der gleiche Tenor bei den Kollegen in London«, sagte Nigel. »
Eigentlich
wären wir selbst gern zu dem Meeting eingeladen worden.«
    Tom seufzte. »Es ist ein verdammt unangenehmer Ausflug. Und er weckt alte Erinnerungen. Böse Erinnerungen.« Er dachte an das Attentat auf Ibrahim, Jassars Sohn, dann an Sasha. Jetzt stellte sich wieder dieses Gefühl ein. Dieses schäbige Gefühl. War es Reue?
Lass es ruhen
. Sasha hatte sich im vollen Bewusstsein der Folgen und der Risiken auf die Sache eingelassen. Und wenigstens konnte mit ihrer Hilfe verhindert werden, dass Jassar von seinem eigenen Sohn aus dem Weg geräumt wurde.
    »Wir alle hätten mit so einer Entwicklung rechnen sollen«, sagte Ira. »Scheich bin Abdur ist seit Jahren dabei, sich wieder in Stellung zu bringen. Es war im Grunde klar, dass er früher oder später zuschlägt.«
    »Ja, ja, aber das ist nicht alles. Ich werde Jassar selbst gegenübertreten.«
Zum ersten Mal, seit wir seinen Sohn getötet haben.
    »Ich finde immer noch, dass man sich viele Schwierigkeiten sparen könnte, wenn die Saudis den Scheich einfach ausschalten würden«, sagte Ira. »Sie hatten die Chance dazu – wir alle hatten sie – vor Jahren. Man sollte meinen, sie müssten ihre Lektion gelernt haben, jetzt wo er offensichtlich wieder zur Gefahr

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