Trojanische Pferde

einzuschmuggeln?«
    »Nein. Das ist im Grunde ganz einfach«, sagte Stone. »Jemand schreibt eine jeweils angepasste Subroutine für jede der vier Programmtypen – eine für Raffinerien, eine für Bohrprogramme, eine für Produktionsbohrungen und eine für das Erdgaspipelineprogramm. Dann hackt er sich bei IR Systems ein und legt seine Programme in vier Master-Versionen ab. Diese Master-Versionen gehen automatisch über das Internet an die Kunden, um Updates für alle Programme von IR Systems zu verschicken, genau wie Microsoft Updates für Windows verschickt.«
    Tom fand es trotz Erklärung nicht sonderlich einfach.
    »An verschiedenen Tagen loggt sich also ein automatischer Update-Mechanismus bei allen seinen Adressaten ein, um ihnen online die optimierte Programmversion zu verabreichen, und legt aber gleichzeitig die logischen Bomben. Wirklich nicht weiter kompliziert. Die einzige Schwierigkeit bestand darin, sich in das Netzwerk von IR Systems einzuhacken. Und offenbar hat derjenige, der gerade mit Youngbloods Computer zugange ist, irgendwo eine Lücke gefunden, durch die er die logischen Bomben schmuggeln konnte.«
    In groben Zügen glaubte Tom die Sache kapiert zu haben. Aber wenn Stone recht hatte, konnte es sich um einen oder zwei Täter oder auch um eine kleine Gruppe handeln. Der Hubschrauber landete. Tom rannte gleich weiter zu einem wartenden Auto.
    Dann sprach er vom Rücksitz aus weiter. »Stone, ich bin jetzt unten an der Vierunddreißigsten Straße auf der Westseite. Meine Leute kommen zu Ihnen ins Büro. Ich fahre direkt zum Rock Center. Halten Sie die Verbindung und lassen Sie mich wissen, was die Jungs von Sabre und die Saudis über unseren Hacker zu sagen haben.«
    Tom fragte sich, was für eine Person das sein mochte, die bereit war, diesen Scheißkerlen behilflich zu sein. Irgendein Computerfreak, noch grün hinter den Ohren? Jawohl, er wollte dabei sein, wenn das Team ihn sich schnappte.
    Die Eingangshalle des Gebäudes 30 Rockefeller Plaza war menschenleer. Vier FBI-Agenten, begleitet von einem halben DutzendNew Yorker Cops, überzeugten die Sicherheitsleute davon, dass es angezeigt sei, sie nach oben zu lassen. Zu elft drängte man sich in einen Fahrstuhl.
    »Also gut, alle mal herhören. Dies ist eine FBI-Operation, die vorbehaltlich eines Oberkommandos der CIA in Person von Mr Goddard durchgeführt wird«, sagte Johnson, der Befehlshaber der FBI-Einsatzgruppe. »Wir übernehmen die Führung«, sagte er zu den Polizisten. »Wir wissen nicht, in welchem Büroraum er sich aufhält, aber wir kennen die Durchwahlnummer – 6193. Zwei FBI-Agenten führen eine Gruppe nach links, die beiden anderen gehen nach rechts. Sie bilden die Nachhut, ein Mann bleibt beim Fahrstuhl.«
    Die Polizisten nickten. »Danke, Leute.« Johnson wandte sich jetzt an seine eigenen Männer. »Simms, Sie kommen mit mir nach links. Walters und Vixen, ihr geht nach rechts. Die Waffenhände bleiben frei, die Jacken aufgeknöpft, Halfterverschlüsse geöffnet. Unbekannte Zielperson könnte im Haus sein, keine Beschreibung vorhanden. Wir wollen die Person lebend. Kein grünes Licht für Waffengebrauch, außer wenn Gefahr im Verzug ist. Ich gehe als Erster durch alle Türen.« Die Fahrstuhltüren öffneten sich, sie gingen durch die Lobby zum verschlossenen Eingang der ladoixschen Büroräume. Agent Vixen knackte das Schloss in fünfzehn Sekunden.
    Die beiden Teams schwärmten aus. Johnson machte sich ein Bild von der Raumaufteilung, gab ein Zeichen, und alle zogen ihre Waffen. Tom ärgerte sich, dass er keine bei sich trug, und sei es nur, um sie dem Scheißkerl über den Schädel zu ziehen.
    Johnson und Simms arbeiteten kühl und effektiv. Leise näherten sie sich jeder Bürotür, und wo sie einen Computerbildschirm leuchten sahen, blickten sie hinein. Johnson prüfte die Telefonnummern und hielt kurz inne, als ihm klar wurde, dass sich die Durchwahl von Zimmer zu Zimmer in absteigender Linie bewegte.
    6195 … also zwei Zimmer weiter
, dachte Tom. Johnson und Simms gingen am nächsten Büro vorbei, und schon sah Tom Licht durch die Ritzen der Tür dahinter tanzen. Johnson gab Simms einHandzeichen, der daraufhin hinter den Schreibtisch der Sekretärin und an dem Büro vorbeischlich. An der äußeren Wand entlang kehrte er zurück, um sich dem Büro aus der entgegengesetzten Richtung zu nähern. Beide Agenten schoben sich auf die Tür zu, die Pistolen in Augenhöhe. Die Tür war angelehnt. Kein Geräusch drang aus dem