Trojanische Pferde
Zimmer, aber das grüne Licht tanzte unablässig. Tom hielt den Atem an.
Beide Männer sprangen ins Zimmer. Sie erstarrten für einen Moment, dann ließen sie die Waffen sinken.
Tom setzte ihnen nach. »Was ist?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Johnson. »Sieht so aus, als wäre jemand online. Gucken Sie sich das Ding an.« Johnson zeigte mit der Pistole auf den Bildschirm. Getippte Befehle liefen darüber hinweg, mit jeder neuen Zeile rückte das Schriftbild ein Stück nach oben.
Tom klappte sein Handy auf und rief Stone an.
»Keiner da«, sagte er. »Der verdammte Computer führt von selbst Befehle aus.«
»Unser Hacker hat sich offensichtlich eingeloggt und benutzt den Computer als Terminal von einem beliebigen anderen Ort aus«, sagte Stone.
Verflucht. Der ganze Aufwand für nichts. Oder doch nicht? Konnte es sein, dass dieser Kovarik, der Typ, der sich beim FBI gemeldet hatte, richtig lag mit dem, was er über Daniel sagte? War Daniel womöglich ein Verräter und half der CIA nur, um sie auf falsche Fährten zu locken?
Toms Handy klingelte.
»Daniel hier. Wir sind gerade gelandet. Wo sollen wir jetzt hin?«
»FBI-Hauptquartier. Der Fahrer weiß Bescheid. Wir müssen reden.«
»Genau. Ich hätte da einige Ideen, die ich unbedingt mit Ihnen besprechen möchte.«
Das kann ich mir vorstellen.
KAPITEL 42
S EPTEMBER, LAUFENDES J AHR . N EW Y ORK C ITY .
Daniel und Sasha traten aus dem Fahrstuhl in der American Plaza eins, dem New Yorker Hauptquartier des FBI. Daniel bemerkte, dass Sasha zaghaft wirkte, sich nur zögerlich mit gesenktem Kopf bewegte.
Sie ist nicht sie selbst.
Kurz bevor sie den Empfang erreichten, beugte er sich zu ihr. »Alles in Ordnung?«
»Nein. Ich fühl mich unwohl. Ich weiß, dass die schreckliche Nacht, in der Ibrahim ermordet wurde, wieder hochkommen wird, wenn ich Tom gegenübertrete.«
Daniel drückte ihre Hand. Er wollte sie im Auge behalten.
Tom kam ihnen am Empfangstisch entgegen. Daniel beobachtete, wie sich seine und Sashas Blicke trafen. Er sah ganz anders aus als erwartet, jünger, als er über Satellit gewirkt hatte, vielleicht Anfang fünfzig, mit gesunder Gesichtsfarbe und vollem Haar. Durchdringende blaue Augen. Er sah Daniel kurz an, wandte aber schnell wieder den Blick ab, wie aus einem Schuldgefühl heraus.
Na klar
. Tom wusste, dass Daniel und Sasha ein Liebespaar waren, und konnte sich denken, dass Sasha ihm, Daniel, von der Vergangenheit erzählt hatte, davon, wie sie für den Mord an Ibrahim benutzt worden war. Er blickte zu Sasha, sah ihre Gefühle aufwallen. Schmerz sprach aus ihrem Blick, aber auch noch etwas anderes. Er wurde nachdenklich.
Haben sie mal etwas miteinander gehabt?
Tom bat sie, ihm zu folgen. Im Empfangsbereich herrschte ein karges, flimmerndes Licht, die Möbel waren billig und funktionell. Tom führte sie in einen Konferenzraum mit heruntergelassenen Jalousien. »Setzen Sie sich«, sagte er und nahm selbst Platz.
Für einige verlegene Augenblicke saßen sie schweigend da. Daniel bemerkte, dass Tom ihn sorgfältig, quasi abschätzend, musterte, was ihm nicht sonderlich zusagte. Dann kam eine energisch auftretende Frau von etwa vierzig ins Zimmer geplatzt, als wäre sie hier die Hausherrin.
»FBI-Sonderermittlerin Stone?«, fragte Tom.
»Wer sonst?«, sagte sie. Sie sah Daniel an. »Youngblood?«
»Ja.«
Stone nickte und sagte: »Also, ich habe gute Nachrichten. Wir verfügen jetzt über Patches für alle vier von IR Systems’ Programmplattformen. Die schlechte Nachricht ist, dass die logischen Bomben so eingestellt sind, dass sie morgen Mittag losgehen sollen, und wir wissen nicht, wo überall noch welche davon versteckt sind.«
Niemand sagte etwas.
Tom blickte auf seine Armbanduhr, Daniel ebenfalls. 2.05 Uhr.
Stone sagte: »Daniel, ich wollte Sie noch fragen, wie Sie eigentlich die Raffinerie River Rouge gerettet haben.«
»Hab den Stecker gezogen, buchstäblich.«
Stone sah ihn betreten an.
»Wie kommt es, dass das sonst noch niemandem eingefallen ist?«, wollte Tom wissen.
»Weil das bei allen anderen Anlagen nichts nützt«, sagte Daniel. »Rouge ist nach heutigen Maßstäben ein veraltetes Werk. Sicherlich wissen Sie, dass moderne Betriebe über redundante Backup-Systeme verfügen, fest mit dem Stromnetz verschaltet.«
»Jau«, sagte Stone. »Falls das Computersystem anfängt zu rebellieren, lässt es nicht zu, dass Sie es abschalten.«
»Man muss dann das ganze Werk runterfahren. Um also in diesem Fall sicherzugehen,
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