Trojanische Pferde
sechsundfünfzig der von ihnen betreuten Softwareanbieter. Wir haben ausländische Geheimdienste alarmiert und alle unsere Computertechniker zusammengetrommelt. Die Hälfte der Liste haben wir schon abgearbeitet, die Patches sind untergebracht. Sieht fast so aus, als könnten wir diese Sache noch hinbiegen.«
»Schön zu hören«, sagte Sasha. Sie stieß ein nervöses Lachen aus.
Daniel schüttelte Tom energisch die Hand und drückte zusätzlich seinen Arm. Tom ließ sich jetzt doch zu einem dürren Lächeln herab, schränkte jedoch gleich ein: »Zum Feiern ist es noch zu früh. Es liegt noch viel Arbeit vor uns. Und wir können nur hoffen, dass die Mistkerle nicht für jeden Anbieter ein anderes Bombendesign entwickelt haben.«
Die Worte trafen Daniel wie ein Schlag in den Magen. Daran hatte er überhaupt nicht gedacht. Auch Sasha stand der Schreck ins Gesicht geschrieben.
Tom sagte: »Für Sie beide gibt’s allerdings im Moment weiter nichts zu tun. Sehen Sie zu, dass Sie ein bisschen Schlaf kriegen. Ich melde mich, falls ich Sie brauche.«
Sasha sagte: »Ein paar Stunden im eigenen Bett, das klingt himmlisch.«
»Lieber nicht«, sagte Tom. »Wir lassen Ihre Wohnung beobachten, für alle Fälle. Und es sieht so aus, als wären unsere Leute nicht die Einzigen, die sich dort herumtreiben.« Daniel überlief es eiskalt. »Haben Sie irgendwo ein ruhiges Plätzchen, wo niemand nach Ihnen suchen würde?«
»Ja«, sagte Daniel. »Ich bin früher ab und zu am Wochenende in ein kleines Hotel gegangen, wenn keiner aus dem Büro wissen sollte, wo ich bin.«
Sasha stand am Fenster ihres Zimmers im Barton Manor, dem lauschig versteckten Hotel unweit der Madison Avenue, in dem Daniel sie untergebracht hatte, und blickte hinaus auf die Vierundsechzigste Straße. Nach einer Weile wanderte ihre Aufmerksamkeit von der leeren Straße unter ihr zu ihrem eigenen Spiegelbild im Fenster. Und sie verlor sich in Gedanken an die Momente der Zweisamkeit mit Daniel, gab sich der Überzeugung hin, dass sie beide eins sein konnten, und der Hoffnung, dass all dies bald vorbei sei.
Sie hörte Daniels Duschgeräusche im Bad; dann wurde das Wasser abgestellt. Bald darauf trat er durch die Tür. »Ich liebe dich«, sagte er.
Er kam auf sie zu. Sashas ausgestreckte Arme zitterten vor Verlangen. Sie hauchte seinen Namen in sein Ohr: »Oh, wie ich dich liebe.« Seine Arme umfassten sie. Er zog sie zum Bett.
Nachdem sie miteinander geschlafen hatten, sah Daniel Lydia beim Einschlafen zu, während ihr Kopf in seine Schulterbeuge geschmiegt war. Nach nur wenigen Minuten erwachte sie wieder und stützte ihr Kinn auf seine Brust. »Liebling, irgendwie kann ich es kaum fassen, dass ich dich inmitten dieses ganzen Wahnsinns gefunden habe«, sagte sie. »Du hast mich erlöst von der ewigen Suchenach einer Liebe, von der ich glaubte, ich würde sie nie finden. Deinetwegen kann ich wieder an die Liebe glauben.«
Daniel schwoll die Brust, und er bekam einen Kloß im Hals. Dann aber sah er, wie ihre Stirn sich in Falten legte, ihr Blick sich verdunkelte. Sie sagte: »Aber wir sind noch nicht aus dem Schneider. Ich weiß, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bevor diese Wahnsinnigen mich wieder aufspüren. Sie sind schon seit Jahrzehnten hinter mir her.«
»Wir müssen einen Weg finden, wie wir dir dieses al-Mujari-Pack für immer vom Hals schaffen können.« Der bloße Gedanke verursachte ihm Übelkeit.
»Ich hab’s ja versucht, hab immer wieder den Namen gewechselt, bin untergetaucht, aber letzten Endes holen sie mich jedes Mal wieder ein.«
»Vielleicht kann Tom behilflich sein.«
Ihr Blick verschwamm. »Nafta und ich haben über einen radikalen Plan diskutiert. Ich weiß aber nicht, ob ich mich dazu durchringen kann.« Ihre Augen richteten sich wieder auf Daniel aus, sie lächelte. »Lass uns erst diese Krise durchstehen, mit langfristigen Lösungen können wir uns später befassen. Wichtig ist vor allem, dass wir zusammen sein werden.«
Keiner von beiden konnte schlafen, daher standen sie nach einer halben Stunde wieder auf und zogen sich an. Daniel rief Tom an. »Laufende Fortschritte«, sagte Daniel, nachdem er aufgelegt hatte. Er begann, auf und ab zu gehen.
»Willst du wieder hinfahren?«
»Er meinte, er ruft an, wenn er uns braucht.«
In diesem Moment krachte ein harter Gegenstand gegen die Tür. »Lauf weg!«, schrie Daniel, als die Tür aufflog und ein Mann mit vorgehaltener Uzi hereingestürmt kam. Daniel bekam ihn zu fassen,
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