Trojanische Pferde
bevor er einen Schuss abgeben konnte, und schleuderte ihn zu Boden. Er sah, dass Sasha eine Buchstütze in der Hand hatte, die im nächsten Augenblick auf den Schädel des Mannes niedersauste und ihn zerschmetterte. Daniel schnappte sich die Uzi und gab eine Salve auf zwei weitere Männer ab, die jetzt mit gezogenenHandfeuerwaffen durch die Tür stürzten. Beide sanken in sich zusammen.
»Lauf weg!«, schrie Daniel erneut, sah Sasha im Bad verschwinden und erinnerte sich an die Feuerleiter, die vom Dach hinunter in den Hof führte. Mit der Uzi in der Hand rannte er in den Flur, um die Lage zu peilen. Keine weiteren Angreifer. Dann eilte auch er ins Bad. Raus durchs offene Fenster und die Feuerleiter hinunter. Keuchend stand er im Hof, blickte sich um, aber Sasha war verschwunden. Nichts als schreckliche Stille.
Ein quälendes Gefühl der Ungerechtigkeit befiel ihn. Sie waren so nahe drangewesen, und dann so etwas. Er sah an sich hinunter und stellte fest, dass sein Hemd mit Blut bespritzt war. Er hatte soeben zwei Männer getötet. Und Sasha hatte den dritten erledigt.
Araber. Die Terroristen
.
Garantiert hatte jemand die Schüsse gehört. Die Polizei würde bald eintreffen. Er musste nachdenken, Hilfe holen. Und Sasha finden.
Sasha kniete hinter dem Dachvorsprung eines Stadthauses, zwei Gebäude vom Hotel entfernt, und betrachtete die Waffe, die sie dem Mann mit dem zerschmetterten Schädel aus dem Gürtel gezogen hatte. Die Vergangenheit wurde wieder wach: eine stahlblaue Beretta Cheetah mit maßgefertigtem Schalldämpfer. Auch sie einem getöteten Mann entrissen, in jener Nacht, als Ibrahim starb, von ihrer Hand.
Konzentrier dich.
Keine weiteren Schüsse. Sie hatte die ersten beiden Männer unter Daniels Feuer niedersinken sehen, während sie, Computer- und Handtasche unter den Arm geklemmt, ins Bad und anschließend über die Feuerleiter nach oben gesprintet war, ihren antrainierten Instinkten ebenso folgend wie Daniels Aufforderung, sich davonzumachen. Jetzt war es Zeit, zurückzugehen, Daniel zu finden. Sie sprang über die Brüstung aufs nächste Dach und erstarrte, als sie einen Mann erblickte, der mit dem Rücken zu ihr an der Brüstung auf der anderen Seite des Daches kauerte.
Die Tür zur Dachtreppe schaukelte leicht im Wind, der Lauf eines Gewehres ragte hinter ihr hervor. Ein weiterer Mann, der dem ersten den Rücken deckte. Sie feuerte zweimal kurz hintereinander auf den Mann an der Brüstung und schickte dann, im Schwung der gleichen Bewegung, zwei schnelle Schüsse durch die Holztür. Der Mann an der Dachkante sank zu Boden. Sie eilte zur Tür, riss sie auf, stieg über den anderen leblosen Körper und richtete die Beretta hinunter in den Treppenaufgang.
Sauber
.
Dann aber doch hastende Schritte auf der Treppe, zwei, vielleicht drei Männer, die hinaufkamen. Sie sprang aufs Nachbardach, kauerte sich hinter die Brüstung, hörte Flüche auf Arabisch.
Vier Kugeln hatte sie verschossen. Die Cheetah in ihrer Hand war eine Kaliber 22. Standardmagazin.
Noch vier Schüsse übrig.
Die Männer waren fünfzehn, höchstens zwanzig Meter entfernt. Sie war sich nicht sicher, ob sie sie alle erwischen könnte, und beschloss, es gar nicht erst zu versuchen. Sie blickte sich um zum nächsten Dach, dann schoss sie aus ihrem Versteck hervor. Sie hörte die Stimmen der Männer hinter sich, ihre aufgescheuchten Schritte. Sie nahm die nächste Brüstung, sprang aufs nächste Dach, einen halben Meter höher gelegen, dann blickte sie sich nach den Männern um, die auf sie zugestürmt kamen. Sie waren zu viert! Sie fand die Tür zum Treppenaufgang, feuerte eine Kugel ins Schloss, sodass es zersprang. Dann riss sie die Tür auf und jagte die Stufen nach unten.
Daniel war in Sicherheit, sagte sie sich, beschwor es mit aller Kraft ihres Willens. Keuchend rannte sie weiter die Treppe hinunter und versuchte nachzudenken. Sie musste zum Auto gelangen, falls Daniel es nicht bereits getan hatte, dann ab nach Milford. Sie wusste, dass er die Verabredung, sich dort zu treffen, nicht vergessen hatte.
KAPITEL 44
S EPTEMBER, LAUFENDES J AHR . N EW Y ORK C ITY .
Tom wurde von der Weckerfunktion seines Handys geweckt.
Ach ja, FBI-Hauptquartier.
Er tastete nach seiner Armbanduhr.
6.30 Uhr
. Er wählte eine Nummer.
»Stone? Goddard hier. Wo stehen wir?«
»Sie klingen, als hätten Sie den Mund voller Baumwolle. Alles in Ordnung?«
»Ja. Hab nur ein kleines Nickerchen gemacht. Wie sieht’s aus?«
»Fortschritte an allen
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