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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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die die Wall Street kaputt machen.
»Leute wie du machen die ganze Welt kaputt«, sagte er laut.
    Gleich darauf klingelte das Telefon und Cindy meldete sich erneut: »Michael Smits.«
    »Glückwunsch zum Dorchester-Geschäft«, sagte Michael. Michael Smits war Daniels bester Freund und einer seiner Partner bei Ladoix. So ziemlich der einzige Partner dort, mit dem er regelmäßig zu tun hatte. »Hab die Bekanntgabe heute Morgen im
Journal
gesehen. Titelseite, aber untere Hälfte. Du bist auf dem absteigenden Ast.« Er kicherte. »Hatte schon nicht mehr geglaubt, dass wir dich je wieder zu sehen kriegen.«
    »Danke. Habe zwischendurch selbst meine Zweifel bekommen. Bin bei lebendigem Leib von einem Konferenzraum im Jones-Day-Gebäude verschluckt worden. Zwei Wochen lang erbitterte Verhandlungen, Sandwiches und Bringdienst vom Chinesen.« Seufzend blickte er auf das Bäuchlein, das sich über dem Gürtel zu wölben begann. Er hatte nicht mal Zeit gehabt, zum Fitnesstraining zu gehen.
    »Nun, das Geschäft ist ja wohl in trockenen Tüchern. Provision liegt bei vier oder fünf Millionen?«
    »Sechs Millionen zweihundertzweiundfünfzigtausend-sechshundertsechsundneunzig Dollar.«
    »Ein heroischer Abschluss des Geschäftsjahrs, der sich unmittelbar auf deinen Bonus auswirken sollte. Wie sieht’s aus damit?«
    »Hab ihn noch nicht bekommen. Um elf treffe ich mich mit der fiesen kleinen Ratte.« Bei der Erwähnung seiner bevorstehenden Bonusverhandlung geriet Daniels Magen erneut in Aufruhr. Jean-Claude Dieudonne, Seniorpartner bei Ladoix, der französischen Gründerfamilie in ihrer dritten Generation als Schwiegersohn verbunden, erzielte diese Wirkung mit großer Zuverlässigkeit.
    Sie schwiegen beide.
    »Ich kann das Räderwerk hören«, sagte Michael. »Und es dreht sich nicht allzu schnell. Vielleicht ist es Zeit für einen kleinen Strandausflug.«
    »Schon möglich. Aber erst, wenn ich einen Grund zum Feiern habe.«
    »Na, hör mal, einen besseren Grund gibts doch gar nicht.«
    »Ich weiß nicht …« Daniels Stimme verlor sich. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie sich Michaels Gesicht zu einem Ausdruck à la »Also ehrlich, Daniel« verzog.
    »Also ehrlich, Daniel, es gibt hier kein Schema F. Da wird keiner kommen und sagen: ›Okay, Mr Youngblood, alle Maschinen runterfahren und jetzt abgetreten, alter Junge.‹« Michael verfolgte das Thema nicht weiter. »Wie auch immer, du hattest ein gutes Jahr. Schätze, du solltest, was den Bonus angeht, keine großen Probleme mit unserem
Enfant terrible
haben.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr. Du kennst Dieudonne.«
    Michael lachte. »Na, jedenfalls viel Glück«, sagte er und legte auf.
    Daniel machte sich für die Verhandlung mit Dieudonne bereit. Er erhob sich, strich seine Aufschläge glatt und inspizierte seine schwarzen italienischen Halbschuhe: blitzblank. Sein europäisch geschnittener Anzug kam frisch aus der Reinigung, die Hosen hatten messerscharfe Bügelfalten. Der Anzug war gar nicht mal sonderlich exzentrisch, aber doch in einem Stil, mit dem er bei Goldman Sachs nie und nimmer durchgekommen wäre. Er trug ein maßgeschneidertes gestreiftes Hemd mit weißen Manschetten und Kragen. Seine blaugrüne Hermès-Krawatte war edel genug für die bevorstehende Verhandlung, aber nicht so auffällig, dass sie vom Wesentlichen abgelenkt hätte.
    Er betrachtete sein Spiegelbild im Glasrahmen einer an der Wand hängenden Druckgrafik und richtete sich zu seiner vollen Größe von eins fünfundneunzig auf.
Wenn ich jetzt nicht bereit bin, bin ich’s nie
.
    Sein Spiegelbild blickte skeptisch zurück. Deutlich zu erkennen, dass er nicht besonders gut drauf war: glasige Augen, keine Farbe auf den Wangen, saft- und kraftlos. Er war ausgebrannt, und das würde ihm heute Vormittag sehr zum Nachteil gereichen. Das Dorchester-Geschäft war nur zustande gekommen, weil er alles dafür getan hatte. Aber die Sache hatte an ihm gezehrt wie ein umgekehrterExorzismus. Und er wusste, warum: In einer Branche, die für junge Männer gemacht war, war er nicht mehr jung genug.
Eine vernichtende Erkenntnis.
    Er ging zu seinem Schreibtisch zurück und setzte sich.
The Cromwell Group/Dorchester Refining – sechs Komma drei Millionen. Abgeschlossen am ersten Juli
, dachte er. »Und hat mich um ein Haar ins Grab gebracht«, sagte er laut. Er notierte den Vorgang und schrieb dann weiter, hielt alle seine Abschlüsse und die damit verbundenen Provisionen des abgelaufenen Geschäftsjahres in

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