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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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dieses Mannes, der die Dreistigkeit besaß, eine solche Nachricht mit einer derart ungerührten Förmlichkeit zu überbringen, zerquetschen wie eine Melone. Jetzt hob der Sergeant auch noch die Hand und legte sie ihm auf die Schulter. Von heller Wut entflammt, wirbelte Jassar herum, alle Kraft, die in der letzten Viertelstunde aus ihmherausgesickert war, in einer einzigen Faust geballt, die er dem Gesicht des Sergeanten entgegenschleuderte. Ein Schrei entfuhr seiner Brust, ein einziges Wort: »Nein!« Und mit der gleichen wilden Kraftanstrengung bremste er den Schlag ab, nur Zentimeter vor dem Kinn des anderen. Er senkte den Kopf, damit der Mann die Tränen nicht sah, die er unmöglich würde zurückhalten können. Blindlings streckte er die eben noch zur Faust geballte Hand aus und drückte die Schulter des Mannes. Dann schob er ihn zur Tür. »Geh. Bitte, geh«, flüsterte er. Er hörte, wie der Sergeant sich zurückzog und die Tür hinter sich schloss.
    Jassar wandte sich ins Zimmer zurück. Ein düsteres Gefühl stieg in ihm auf, etwas, das er noch nie empfunden hatte in all den Jahren, da er in festem Glauben den Wegen Allahs gefolgt war: ein neugeborener Hass.
Ich werde diese Tat rächen. Ich werde herausfinden, wer sie begangen hat, und ich werde die Verantwortlichen zur Strecke bringen. Und Sasha. Auch sie werde ich aufspüren und vernichten.

ERSTES BUCH
    KAPITEL 1
    2. J ULI, LAUFENDES J AHR . N EW Y ORK C ITY
. Daniel Youngblood war einer, den man nicht so leicht hinters Licht führen konnte. Wie ein Bluthund erschnupperte er Unwahrheiten, Halbwahrheiten, sogar Achtelwahrheiten. Nicht durch Willenskraft oder langjähriges Training, sondern dank seines Instinkts. Wobei die Duftnoten dieser Lügen, die sich vom leicht Säuerlichen bis hin zu übelster Fäulnis bewegten, in Daniels Eingeweiden brannten wie ein akutes Geschwür. Und es hatte nichts damit zu tun, dass er selbst ein so versierter Lügner gewesen wäre. Im Gegenteil, Daniel war stolz darauf, dass er einem Gegenüber heikle Dinge offen ins Gesicht sagen oder aber ein heikles Thema umschiffen konnte, ohne Zuflucht zu Lügen zu suchen.
    Diese Eigenschaft hatte Daniel immer wieder unangenehme Momente in seinem Berufsleben beschert, aber mittlerweile, im Alter von fünfundvierzig Jahren, hatte er sich damit abgefunden. Wenn es überhaupt etwas gab, das Daniel als ungeeignet für seinen erwählten Beruf erscheinen ließ, dann seine Wahrheitsliebe, denn er war seit zwanzig Jahren als Investmentbanker tätig. Der einzige Trost, dachte er immer, lag darin, dass Gott ihn davor bewahrt hatte, Anwalt zu werden.
    Er ließ den Blick durch sein Büro schweifen. Eine vertraute, behagliche Welt. Altehrwürdige persische Läufer. Der Glanz handpolierten Mahagonis aus dem neunzehnten Jahrhundert. Zwei abgenutzte, aber überaus bequeme, dick gepolsterte Gästesessel. Draußen im Flur war das Klappern der Computertastaturen zuhören, wenngleich gedämpft durch einen dicken Teppich, der auch das aufgeregteste Stimmengewirr in ein andächtiges Flüstern verwandelte.
    Sein Blick wanderte zu der Stelle auf seinem Schreibtisch, an der Angies Foto immer gestanden hatte. Er verspürte leichte Gewissensbisse, vermutlich weil er es entfernt hatte – aber zwei Jahre waren wirklich genug, das sagte sogar sein Seelenklempner –, und wurde gleich darauf von Schamgefühlen überschwemmt, als er an ihre fatale Reise nach Peru denken musste.
    Daniels Assistentin Cindy meldete sich über die Gegensprechanlage. »Robert Kovarik von Goldmann Sachs, äh, ich meine, von Kovarik & Co.« Daniels Rücken versteifte sich und er setzte sich gerade.
    Und ich dachte, dich hätte ich mir gestern vom Hals geschafft.
    »Mein Kompliment«, sagte Kovarik. »Es ist einfach großartig, wenn man es bei Verhandlungen mit einem echten Profi zu tun hat. Ich wusste von Anfang an, dass du noch ein Kaninchen aus dem Hut zaubern würdest.«
    Daniels Magensäfte schäumten auf wie der Inhalt eines Mixers, der auf höchster Stufe läuft. »Danke, Bob«, sagte Daniel. »Was liegt an?«
    Kovarik gluckste. Es war das tiefe, vielsagende Glucksen, mit dem Daniel wohlvertraut war. Er hatte es sich zehn Jahre lang angehört, in der Zeit, als er und Kovarik als Analysten in der Öl-und-Gas-Abteilung von Goldman Sachs Seite an Seite Karriere gemacht hatten. Während der folgenden drei Jahre, in denen Kovarik hinter den Kulissen daran gearbeitet hatte, Daniels Aufstieg in den Vorstand zu sabotieren, war es nicht mehr

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