Trommeln der Lust
Joey! Du suchst also zusammen mit Ted nochmals das Reservatgelände gründlich ab. Mick und Justin fahren mit dem kleinen Jeep raus in die Savanne. Den groÃen Geländewagen sollen sie nicht anrühren, der ist für die Gästesafari am Nachmittag bereits aufgetankt und gereinigt. Zumindest jede volle Stunde einmal meldet ihr euch alle nacheinander bei mir, ist das klar? Ganz gleich, ob es Neuigkeiten gibt oder nicht. Gut, dann an die Arbeit!«
Damian beendete das Gespräch und steckte das Handy in die Brusttasche seines Hemds. Erst jetzt sah er auf und bemerkte mich. Sekundenlang erhellten sich seine Gesichtszüge, aber gleich darauf wirkte er wieder ernst, fast bedrückt. Es musste etwas tatsächlich Schwerwiegendes vorgefallen sein, so viel immerhin war mir jetzt klar.
»Ah, Clara, guten Morgen! Ich war gerade auf dem Weg zu dir. Hör zu, wir brechen spätestens in einer Stunde auf ins Dorf. Reicht dir diese Zeit für ein Frühstück und andere Vorbereitungen? Ich muss Zukhara wirklich dringend sprechen, wir benötigen ihre Hilfe im Camp.«
»Ja, Damian, kein Problem. Was ist denn passiert?«
Er sah mir in die Augen. In seinem Blick glaubte ich so etwas wie Zärtlichkeit zu lesen, aber vermutlich bildete ich mir das bloà ein. Immerhin hatte er mir noch vor wenigen Stunden ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, dass auÃer einer gewissen sexuellen Anziehungskraft zwischen uns nichts lief. Damian wollte mich Claus nicht ausspannen, und er würde wohl lieber wieder mit dieser Shirley zusammen sein. So wie ich mich mit Gunter und Myriam getröstet hatte, so würde Damian sich an Shirley halten. Es war ihre Chance, nicht meine.
»Zaira ist verschwunden, wie es aussieht!«, sagte er leise und sah mich voller Sorge an. Zaira war die kostbare weiÃe Löwin, die gerade hochträchtig war.
In seiner BegrüÃungsrede hatte Damian uns noch erzählt, dass skrupellose Trophäenjäger schon mal locker hunderttausend Euro für den Abschuss eines weiÃen Löwen hinblätterten. Daher wunderte es mich nicht, dass er das Tier so schnell wie möglich wiederfinden wollte.
»Wir befürchten, dass sie irgendwo eine defekte Stelle im Zaun gefunden hat und aus dem Schutzreservat ausgebüxt ist.«
»Das tut mir leid, Damian. Ist es sehr gefährlich für Zaira, so in freier Wildbahn?«
»Zunächst ist es gefährlich für die Jungen, falls sie da drauÃen zur Welt kommen sollten. Löwenmänner dulden nämlich grundsätzlich keinen fremden Nachwuchs in ihrem Revier. Die sogenannten Ockerfarbenen würden die weiÃen Welpen unweigerlich töten. Daher müssen wir Zaira so schnell wie möglich finden â bevor die Geburt einsetzt.«
Damian nahm kurz meine Hand und drückte sie.
Wir vereinbarten, uns in etwa vierzig Minuten unten am Clubhaus zu treffen. Für meine Mail an Claus würde ich nur zehn Minuten brauchen, den Text dazu hatte ich bereits im Kopf und würde ihn nur noch eintippen müssen. Hinterher blieben mir noch fast dreiÃig Minuten fürs Frühstücksbüfett. Das sollte eigentlich reichen. GroÃen Appetit hatte ich sowieso nicht.
Doch als ich mein Postfach öffnete, erwartete mich eine Ãberraschung. Claus hatte mir geschrieben:
Clara,
jetzt sind wir also beide an unseren Reisezielen angekommen und damit weit genug voneinander entfernt, um sich endlich einmal Dinge zu sagen, die im Alltag meist unausgesprochen bleiben. Ich möchte Dir heute ein Angebot unterbreiten, das ich Dir eigentlich schon längst, bereits im letzten Jahr, nach meiner Rückkehr von diesem Dreh aus Alaska, unterbreiten wollte.
Ich traf damals dort einen Mann. Einen Freigeist, wie er im Buche steht â und mit dem ich mich bald tief verbunden fühlte.
Und so berichtete er mir von seiner ungewöhnlichen Beziehung zu einer Frau, mit der er schon seit vielen Jahren zusammen war.
Zu Beginn ihrer Partnerschaft waren sich die beiden sexuell wie emotional genug gewesen. Irgendwann gewöhnten sie sich aber aneinander und schlitterten â zunächst noch unbemerkt â in eine neue Phase ihrer Beziehung, die vor allem von einem geprägt war: Langeweile. Bald verloren sie die Lust am gemeinsamen Sex u nd stritten immer mehr â bis beide erste Ausbruchsversuche unternahmen und anfingen, auch mit anderen zu schlafen. Bis ihre Affären irgendwann aufflogen und es zum
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