Trommeln der Lust
nicht mehr darauf antworten können. Dieser verdammte Kontrollfreak! Sex, Macht und Besitz â etwas anderes zählte nicht für ihn. Und was mich fast noch mehr ärgerte: Seine Mail mit ihren mehr als deutlichen Beschreibungen hatte mich wider Willen auch noch erregt. So sehr erregt, dass ich beim Lesen feucht geworden war und nun unruhig hin- und herrutschte â bis ich spontan kam.
War ich Claus immer noch verfallen? Hatte er tatsächlich immer noch diese ungeheure sexuelle Macht über mich? Nein, das durfte, das konnte nicht sein! Denn wäre es so, dann täte Damian wirklich gut daran, sich von mir fern- und an Shirley festzuhalten.
Und dann â wollte ich das wirklich? Mich auf Clausâ Plan einlassen? Nein! Denn dann wäre mein Leben gelaufen, die Kontrolle darüber läge vollends in Clausâ Händen. Und genau das wusste er auch. Ich durchschaute ihn mittlerweile völlig. Ich würde ihm nicht in die Falle tappen, nicht noch einmal. Claus hatte von Anfang an mit meinen Gefühlen gespielt, mich emotional ausgesaugt. Und genau daran wollte er festhalten, dafür nahm er sogar in Kauf, dass ich mit anderen Männern schlief.
Obwohl ich mich in diesem Moment endgültig von Claus löste, sollte er mich an diesem Tag einmal mehr überraschen.
5
Damian kündigte Zukhara unseren Besuch per Handy an, was ich irgendwie kurios fand: Ein abgelegenes afrikanisches Buschdorf mit Handyempfang ⦠das Bild wollte sich nicht in die herrliche und so unberührt wirkende Landschaft einfügen.
Damian schien meine Gedanken lesen zu können, denn nachdem er das kurze Telefonat beendet hatte, klärte er mich umgehend auf. »Zukhara hat das Mobiltelefon von uns im Camp bekommen. Sie lädt auch den Akku bei uns auf und benutzt unsere Computer und den Internetanschluss. Aber wenn erst einmal die Solaranlage steht, werden wir das ganze Dorf mit Strom versorgen können. Die Leute haben im Moment noch handbetriebene Generatoren im Einsatz, aber die Dinger bringen nicht genügend Leistung.«
Ach ja, die neue Solaranlage, der Kredit aus London und â Shirley! Meine Rivalin kam heute an. Ich hatte diesen leidigen Umstand doch glatt bereits wieder aus meinem Kopf verbannt gehabt.
Schlagartig war es mit meiner kurzen Ausgelassenheit von eben vorbei. Zum Glück waren wir jetzt aber fast bei Zukharas Rundhütte. Und der Anblick, der sich mir nun bot, verdrängte alles andere.
Zukhara war eine hinreiÃende Erscheinung, wie sie da so vor der Hütte mit dem Strohdach stand und uns lächelnd entgegenblickte. Eine schöne dunkelhäutige Frau in einem langen, bunten Kleid, das oben an einer Schulter verknotet war.
Sie konnte nicht viel älter als dreiÃig sein, dennoch strahlte sie eine groÃe Würde und Anmut, Intelligenz und ebenso Warmherzigkeit aus. Ihre groÃen dunklen Augen zeugten von Unabhängigkeit, Stärke und gesundem Stolz.
Ich mochte Zukhara auf Anhieb.
Sie begrüÃte uns herzlich und bat uns dann in ihre Hütte, die aus einem einzigen groÃen runden Raum bestand. In der Mitte befand sich ein breites und ungewöhnlich niedriges Lager, das mich an moderne Futonbetten erinnerte. Allerdings bestand Zukharas Lagerstätte hauptsächlich aus mehreren Schichten von Fellen. Das entdeckte ich jedoch erst auf den zweiten Blick.
Ringsherum an den Wänden hingen bunt bemalte und teilweise reichlich grotesk anmutende Holzmasken, die allesamt Sehschlitze aufwiesen. Sie waren ursprünglich nicht nur als Wandschmuck gedacht, sondern wurden tatsächlich getragen. Manche der Masken glichen Tierköpfen, andere waren furchterregende Fratzen, die Dämonen darstellen sollten.
Damian hatte mir auf unserem FuÃmarsch ins Dorf erzählt, dass die Schamanen bei ihren Zeremonien diverse Masken benutzten, und meist trugen sie noch passende Gewänder dazu. Je nachdem, welcher Zauber ausgeübt und welcher Dämon besiegt werden sollte.
Zukhara selbst war Damians Worten zufolge eine Heilerin, und sie heilte oft lediglich mit ihren bloÃen Händen. Manchmal verabreichte sie ihren Klienten auch wohltuende Kräutertees oder Salben, die sie selbst herstellte. Sie bat uns mit einer Handbewegung, auf den bunten Sitzkissen, die auf dem festgestampften Lehmboden lagen, Platz zu nehmen.
Damian setzte sich schlieÃlich, ich jedoch blieb stehen. »Darf ich mich ein bisschen umsehen? Diese Masken an den Wänden
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