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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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von Drogen und Alkohol, und nicht zu vergessen, dem Rangeln nach Ruhm und Image.
    Rob weigerte sich standhaft, auf diese Partys mitzugehen, aber ich konnte mich nicht dagegen wehren und inzwischen war ich froh, zum Arbeiten und nicht als Gast dort zu sein. Die meisten dieser sogenannten Stars waren C-Promis und weniger und sie hatten alle einen Schatten in der Krone. Diese Leute zu filmen machte keinen Spaß – was um Gottes Willen sollten wir in Szene setzen? Ihr Riesenego? Und die Bevölkerung in ihren Wohnzimmern bewunderte diese Egomanen, die fragwürdige Werte vermittelten und wünschten sich an deren Stelle? Diese ‚Stars’ wollten auf Teufel komm raus auffallen und eine, die sich besonders darauf spezialisiert hatte, war natürlich E!Liza.
    Sie erkannte mich nicht wieder, als wir uns auf diesen Partys wiedertrafen. Inzwischen war meine Figur eine völlig andere, selbst in Teenagerzeiten war ich nicht so fit gewesen, weil ich, wenn ich nichts Gesundes zu essen fand, lieber gar nichts zu mir nahm und wenigstens zweimal die Woche Sport machte. Was ich mir nie nehmen ließ, waren die Meditationen, die ich besonders genoss, wenn ich mit meinem alten, weisen Mann zusammen war.
    „Ehrlich“, hatte ich ihm gesagt. „Es ist so schrecklich auf diesen Events, aber was soll ich tun? Wenn J sagt, ich muss dahin, dann kann ich mich nicht weigern... aber du hast doch immer betont, man solle auf sein Umfeld achten... und gerade dort sind so viele Misanthropen... ich bin jedes Mal fix und alle, wenn ich nach Hause komme“.
    „Dann ist es besonders wichtig, dass du bei dir bleibst, in dem Sinne, dass du in jedem dieses Licht siehst, dass du in dir spürst. Das ist doch eine grandiose Übung für dich! Und noch etwas: Lass nicht die Leute dich beeinflussen, sondern deinen Einfluss wirken. Du hast doch so viel Liebe und Freude in dir... ruf dir das ins Gedächtnis und mach deinen Job so gut du kannst. Schließlich ist es euer Markenzeichen, aus jedem das Beste heraus zu holen“.
    „Ja, schon“, erwiderte ich. „Aber das will doch keiner sehen. Die Leute wollen Skandale! Und sie tun alles dafür! Wenn gar nichts mehr geht, gehen sie ins Dschungelcamp und arbeiten ein erniedrigendes Skript ab! Sie fressen vor der Kamera Insekten, ziehen sich aus, stopfen sich Känguruhoden in den Mund, lassen sich öffentlich ein Facelift verpassen und Botox spritzen, nur um ins Fernsehen zu kommen oder Geld zu kriegen! Wenn du Menschen, die Interesse an so was haben, mit den Gedanken kommst, die wir hier austauschen, die würden uns gelb anmalen und an den Pranger stellen!“
    Er lachte. „Das ist kein Grund, zu verzweifeln... es gibt immer Nährboden für das, was du tun willst... auf deine Weise“.
    „Ja, genau, wenn ich erst mal meinen Namen habe, dann kann ich raus, dann kündige ich und mache was Eigenes auf.“
    „Ach, du und dein Name...“ seufzte er. Ich schwieg daraufhin.
    „Und Emilie?“ fragte WOM unerwartet. „Geht sie mit auf diese Partys?“
    „Ja, sie lässt sich feiern. So wie sie aussieht, ist das kein Ding. Ich denke, sie hofft, entdeckt zu werden.“
    „Hm“, machte WOM. „Die Arme“.
    Verdrießlich schloss ich den Mund. Ich verstand wieder mal kein Wort.
     
    Aber seinen Rat hatte ich dennoch mit dabei: Warte nicht, bis ein anderer dich erfreut, sondern bring Freude unter die Menschen. Er hatte mir eine Geschichte erzählt, die ich mir immer, wenn mich jemand blöd anmachte, in Erinnerung rief :
    Zwei Freunde hielten an einem Kiosk, weil der eine von ihnen sich eine Zeitung kaufen wollte. Höflich bedankte sich der Mann bei dem Zeitungsverkäufer, der ihn jedoch überaus feindselig und eisig anstarrte, ohne ein Wort des Dankes. „Meine Güte, der ist aber mies drauf“, sagte der andere Mann dazu. „Och, der ist immer so“, sagte sein Freund. „Warum kaufst du dann jeden Abend die Zeitung bei ihm? Und bist so freundlich?“ Worauf der andere erwiderte: „Warum sollte ich ihn bestimmen lassen, wie ich mich verhalte?“
    Das machte mich nachdenklich. Denn ich spannte, dass es Größe war, wenn man über die Widrigkeiten und Unfreundlichkeiten eines anderen hinwegsehen konnte. Es gab tatsächlich diese Stelle in meinem Herzen, in die ich mich zurückziehen und von der aus ich handeln konnte, auch wenn ich von Menschen umringt war, die ich nicht wirklich mochte. Versenkte ich mich darin, fühlte ich mich ausgeglichen und voller Frieden.
    Unaufhaltsam veränderte sich meine Perspektive und ich sah nicht

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