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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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meinem Büro und dachte nach. Ich sah keinen Ausweg, als den, solange bei J zu bleiben, bis dieser Film gemacht war.
    „Sei unabhängig von den Früchten deiner Handlungen“, hörte ich WOMs Stimme in meinem Ohr. „Geh nie nach Lob und Tadel... oder Ergebnissen... tu deine Pflicht mit Liebe... und so, dass du dir in die Augen schauen kannst...“
    Nun war es meine Pflicht, einen Skandalfilm zu machen. Und der Name! Verflixt... es war so greifbar nah! Endlich Anerkennung für meine Arbeit! Wie viele Chancen ich dann hätte... Ich sah meinen Vater vor mir. Wie er mich anschauen würde, wenn mein Name über den Bildschirm flimmerte. Wie er endlich, endlich... verzweifelt schlug ich die Hände vors Gesicht. „Ich kann das nicht, WOM“, flüsterte ich. „Ich kann nicht auf Lob verzichten... ich wünsche mir so sehr, dass ich endlich ernte, wofür ich gearbeitet habe... ich schaffe es nicht, mich davon zu lösen...“
    Verzweifelt drehte ich meinen Bürostuhl Richtung Fenster. „Tue deine Pflicht mit Liebe“. Ich konnte doch nicht mit Liebe jemanden in die Scheiße reiten! Und wenn er noch so sehr einen Lebensstil fuhr, den ich nicht guthieß! Hatte ich das Recht, darüber zu urteilen? Einen Menschen zu vernichten? Und überhaupt! Ich wollte wertiges Fernsehen, witziges, amüsantes, ja, aber vor allem positives Fernsehen! Das hier war genau das Gegenteil! Tief schnaufte ich durch. Okay, bleib ruhig. Was sind deine Möglichkeiten? Du weigerst dich, fliegst raus. Wäre es so schlimm, wenn er mich feuerte? Aber Js Drohung, mich fertig zu machen, glaubte ich ihm ungeschminkt. Mich als Drehbuchautor durchschlagen...? Ich wäre einer von Millionen... die Wohnung würde ich mir dann nicht mehr leisten können... und schon gar nicht ein Haus im Grünen. Eine eigene Firma? Ich hatte Geld auf dem Konto, aber die Technik im Filmbereich war irre teuer... ich müsste Schulden machen... ich konnte es drehen und wenden, wie ich wollte: Ohne einen renommierten Namen müsste ich nochmal ganz von vorne anfangen. Bei Null. Und – wäre das so schlimm? Hm. Ja, sagte mein Kopf. Das wäre schrecklich. Du wärst wieder mal ein Nichts. Was wird dein Vater sagen, wenn du arbeitslos bist? Ich stöhnte auf. Davon wollte ich mich doch lösen!
    Tu deine Pflicht. Das ist gar nicht so einfach, WOM, dachte ich. Und dann fuhr mir ein Blitz durch den Kopf. Natürlich! Ich würde meine Pflicht tun! Ich würde einen Film über E!Liza machen. Aber so, dass ich mich damit identifizieren konnte – und das würde mir Spaß machen!
    Freude und Vitalität durchfluteten mich in der Sekunde, in der ich diesen Gedanken hatte und da wusste ich, er war richtig. Ich schloss kurz die Augen. Das Herz hatte geantwortet. Yeah! Still saß ich an meinem Schreibtisch.
    Also gut, lieber Gott, du da in mir drin, Höheres Selbst, Inneres Kind, oder welchen Namen du auch immer bevorzugst: Hilf mir. Bitte! Wenn es stimmt, dass du da bist, dann zeig dich. Zeig dich mir in den Menschen und Situationen um mich herum, in den Gedanken, die ich habe, und in den Taten, die ich tue. Aber mach dich bitte, bitte, bemerkbar. Gib mir die Chance, einen guten Film über E!Liza zu machen. Und aus der Sache rauszukommen.
     
    ***
     
    Die Zeit begann wieder fürchterlich knapp zu werden. Ich konsultierte meinen Kalender. Vier Wochen. Dazwischen war das Seminar, schon am nächsten Wochenende. Und Florian hatte angerufen und gefragt, ob wir uns nochmal treffen könnten. Mein Herz schlug laut, wenn ich an ihn dachte. Er war ein so ruhiger, sonniger Mensch und er hatte Tiefgang. Schon nach diesem einen Abend hatte ich Sehnsucht nach ihm und verabredete mich mit ihm trotz des immensen Zeitdrucks.
    Daneben gab es noch WOM, es gab J, Elisha, die ich mit ihren Problemen auch nicht alleine lassen wollte und Rob, der sie weiter hänselte. Und es gab Emilie, die plötzlich super freundlich zu mir war, wieder Kontakt suchte, sich auf ein Glas Wein bei mir einlud, was ich bisher erfolgreich hatte unterbinden können und öfter in mein Büro kam, als mir lieb war. Es gab meine Eltern, an die ich vermehrt denken musste, an die Fotoalben, die ich holen wollte und wozu ich noch nicht den Mut gefunden hatte. Und es gab meine Träume, die immer wieder meine wenigen Stunden Schlaf durchsetzten, denn wenn ich auf eines nicht verzichten wollte, dann waren es meine Meditationen und die Gespräche mit dem alten, weisen, mysteriösen Mann im Wald.
     
    ***
     
    Die Nummer des Agenten brannte in meiner Hand. Die

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